Herne. Christian Wendler hört auf. Der Torhüter spricht über seine Laufbahn, Derbys – und warum der Herner EV am ehesten „sein“ Verein ist.
Eigentlich hatte Christian Wendler ja schon aufgehört mit dem Eishockeysport. Aber dann kam doch noch mal die Anfrage von Danny Albrecht, dem Trainer des Herner EV, der 2020 noch einen „Stand-by-Goalie“ für die nächste Saison suchte.
Wendler, der schon längst beruflich in der Firma seines Vaters eingespannt war, sagte dann noch einmal zu. Und tatsächlich: „Im September kurz vor Saisonbeginn kam das Kribbeln.“ Es sollte das vorletzte Mal in seiner Laufbahn sein.
Wer jetzt seine Spielerdaten im Internet nachschlägt, dem fällt neben den vielen Vereinen, bei denen Christian Wendler gespielt hat, dessen Status-Meldung auf: „Retired“, also die aktive Karriere beendet.
33 ist Wendler jetzt – bis 30, sagt er, hatte er sich vorgenommen zu spielen, und dann schauen, ob es noch irgendwo weitergeht. Ab 2019 spielte Wendler eine Saison bei den Füchsen Duisburg, wollte 2020 aber lieber weiter Oberliga spielen, statt mit hinunter in die Regionalliga zu gehen.
Für Christian Wendler (Herner EV) endet auch eine Zeit vieler Derbys
Herne war nicht nur geographisch eine naheliegende Wahl. Von 2015 bis 2018 hatte Wendler bereits im Tor des Herner EV gestanden. Als Torhüter, der ab 2004 auch für Krefeld, Weißwasser, Frankfurt, die Lausitzer Füchse und die Löwen Frankfurt gespielt hatte, ist er kaum ein „Kind des Ruhrgebietseishockeys“. Aber Wendler hat im Laufe der Zeit für die Hammer Eisbären, EHC Dortmund, Füchse Duisburg, Moskitos Essen und eben den Herner EV gespielt.
Das bedeutete in seiner Laufbahn auch viele Derbys. Und er sagt: „Je mehr Derbys du hast, um so intensiver ist das Hockey. Du spürst einfach mehr Ehrgeiz und mehr Nervenkitzel.“
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Christian Wendler hat es in dieser Saison bei wenigen Einsätzen zweimal gespürt, er stand in zwei Derbys gegen die Moskitos im Tor. Dass er so wenig eingesetzt wurde, war so abgesprochen. Aus beruflichen Gründen konnte er unter der Woche nur wenig trainieren, stand nur auf Abruf zur Verfügung.
„Ich bin froh über jeden Club, für den ich gespielt habe“, so Wendler. „Ich habe viele gute Erinnerungen aus der Zeit.“ Aber rückblickend sei der Herner EV wohl der Verein, der am ehesten „seiner“ sei.
„Dabei war ich am Anfang skeptisch, dass ich als Essener ausgerechnet dorthin zum Revierrivalen wechseln sollte. Aber es war dann eine Entscheidung für Herne.“
Sein Essener Mitspieler Jan Bartel wusste, dass der damalige HEV-Coach Frank Petrozza einen Torhüter suchte. Bartel spielte damals auch Skaterhockey bei den Essener Rockets (Trainer Frank Petrozza).
„Der Herner EV ist ein familiärer Verein“
Wendlers Vorbehalte waren schnell verflogen, nachdem er am Gysenberg angekommen war: „Der Herner EV ist ein familiärer Verein“, so Wendler, außerdem habe bei Geschäftsführer Jürgen Schubert auch das „Ein Mann ein Wort“-Prinzip gegolten: „Egal worum es ging, auch um meine Ausrüstung: Wenn ich etwas brauchte, dann bekam ich das immer pünktlich. Manchmal überpünktlich“, so Wendler.
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Sportlich lief es in seiner ersten Zeit beim Herner EV erfolgreich. Natürlich erinnere er sich gerne an die Hauptrundenmeisterschaft. Auf das anschließende Playoff-Aus direkt in der ersten Runde nicht so gerne: „Das ist vergessen, weggetan, vergraben, und den Schlüssel haben wir weggeworfen“ – das ist natürlich nicht so ernst gemeint. Natürlich erinnert sich der Herner Goalie noch an die erste Runde, mit dem Peleikis-Foul an dem damaligen Herner Stürmer Aaron McLeod und den Folgen samt frühem Herner Aus. Und, auch das ist nicht vergessen: „In der Hauptrunde vorher hatte ich kein Spiel gegen eine Mannschaft aus Hannover verloren.“
Die vorige Saison endete unter anderen Umständen in der ersten Playoff-Runde. Auch wenn es zwischendurch erfolgreiche Serien gegeben habe, so fehlte insgesamt doch die Konstanz, so Wendler: „Und ab der Schlussphase der Hauptrunde hat uns dann auch Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
Das Kribbeln vor der Saison wird Christian Wendler also nicht mehr erleben. Und er ist nicht mehr selbst auf (oder, im Stand-By-Modus, neben) dem Eis dabei um zu sehen, wie es in der dritthöchsten deutschen Spielklasse sportlich weitergeht. „Die Oberliga ist im Laufe der vergangenen Jahre viel besser geworden“, sagt Wendler, „wenn man sieht, dass immer öfter Spieler mit DEL-Erfahrung und auch gestandene DEL-2-Spieler dabei sein sind.“
Wendler wird das jetzt mit noch mehr Distanz betrachten, aber das hat er zum Beispiel auch schon mit seinen Statistiken gemacht. Gefragt nach dem „Kick“ im Tor, was wichtig für ihn gewesen war, sagt er: „Klar sind persönliche Statistiken auch nötig. Aber für mich war es immer wichtig, mit der Mannschaft Erfolg zu haben.“