Herne. Bei Westfalia Herne wird es im Sommer ein Neuanfang mit längerem Anlauf. Der Verein arbeitet aber nicht nur an der sportlichen Zukunft.

Aufgeschoben, man kennt das, ist nicht aufgehoben. Es war vor etwa zwei Jahren, erinnert sich Ingo Brüggemann, da übernahm er zusammen mit Jörg Tottmann und Holger Stoye kommissarisch den Vorsitz bei Westfalia Herne.

Zweieinhalb Jahre später wird es dann ein echter Neuanfang sein, der am Schloss beginnt.

Denn sportlich gab es coronabedingt samt Lockdown-Phasen längere Auszeiten bei den Amateurfußballern. Und der Vorsitzende Ingo Brüggemann blickt zurück auf den ersten Saisonabbruch 2020, bei dem die Herner zunächst nicht wussten, ob sie absteigen oder nicht.

Westfalia Herne: „Zum 1. Juli wird es wirklich ein Neustart“

Der Verein hat das Insolvenzverfahren abgeschlossen, eine weitere Saison wurde vorzeitig wegen Corona beendet. Die dann folgende Spielzeit fing an, Trainer Christian Knappmann zog sich zurück. Und nach David Zajas und seit Jahresbeginn Danny Voß wird mit Patrick Knieps im Sommer der vierte Übungsleiter binnen zwölf Monaten das Traineramt bei der Westfalia übernehmen.

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„Jetzt, zum 1. Juli, wird es wirklich ein Neustart“, sagt Ingo Brüggemann. Mit Patrick Knieps, der sich erstmals im Februar 2021 auf den Weg Richtung Herne gemacht hatte. Eigentlich ging es um Brüggemanns Sohn Moritz, aber Knieps hinterließ nicht nur Eindruck, weil er sich an einem verschneiten Tag auf den Weg von Velbert aus Richtung Herne gemacht hatte.

„Wie er sich vorgestellt hatte, hatte einen guten Eindruck gemacht“, so Brüggemann. Und Knieps hatten die Herner seither auf der Liste, wenn auch zunächst nicht als Trainer für die erste Mannschaft.

Ingo Brüggemann, Vorsitzender von Westfalia Herne.
Ingo Brüggemann, Vorsitzender von Westfalia Herne. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

„Wir spielen in der Westfalenliga, das ist gut so“

Brüggemann: „Er passt genau in unser Anforderungsprofil, er hat Erfahrung im Jugend- und im Seniorenbereich. Er ist ein Paradebeispiel für jemanden der für den Verein arbeitet, nicht ausschließlich für die eigene Mannschaft.“

Knieps hat schon Spiele der Oberliga-Mannschaft sowie der in die Landesliga aufgestiegenen A-Jugend und der zweiten Mannschaft (im Aufstiegskampf der Kreisliga C2) gesehen. Akribische Arbeit, davon war am Schloss in den vergangenen Jahren oft die Rede, wenn es um die Trainer der Westfalia ging. Und dieses Attribut bekommt erwartungsgemäß auch der neue Trainer vom Verein zugeschrieben.

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In der Zeit des ersten coronabedingten Lockdowns und Saisonabbruchs 2020, erinnert sich Ingo Brüggemann zurück, wussten sie bei der Westfalia zunächst nicht, ob sie in der Oberliga bleiben oder vielleicht doch in der Westfalenliga spielen. Diese Frage stellt sich zumindest für den Vorsitzenden im Moment, noch vor dem ersten Wochenende der Abstiegsrunde, nicht. Mit Blick auf die in der Hinrunde geholten sechs Punkte sagt Ingo Brüggemann: „Wir spielen in der Westfalenliga, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Das ist gut so. Denn für die Oberliga fehlen uns die Möglichkeiten.“

In der Westfalenliga hingegen, hofft er, „wollen wir vor allem Spaß haben, auch wieder Spiele gewinnen.“ Die obere Tabellenhälfte, oder auch das obere Drittel, sei zunächst das Ziel.

In diesen Wochen allerdings arbeiten sie nicht nur für die sportliche Zukunft allein am Westring. Am vorigen Wochenende war die Austragung aller Heimspiele fraglich. Das Dach ist undicht, es regnete rein ins Gebäude mit den Kabinen und dem Vereinsheim, die Elektrik streikte.

Heimspiele am vorigen Wochenende, aber die Duschen blieben kalt

Die Spiele wurden ausgetragen, weil es in Teilen wieder Licht für die Kabinen gab. Die Duschen allerdings blieben kalt. Was dem Verein im Moment bleibe: „Wir können wieder normal trainieren. Und flicken die Löcher im Dach.“ Einen Ortstermin mit Vertretern der Stadt Herne gab es dazu bereits in dieser Woche.

Der Verein wartet vor allem darauf, wie es von der Stadt Herne aus mit dem Pachtvertrag für das Stadion am Schloss, die Polygonvatro-Arena, weitergeht. Der Verein hofft auf einen Pachtvertrag über zehn Jahre, um Fördergelder beantragen zu können. Den bisherigen, der sich jährlich verlängerte, hat die Westfalia mit Wirkung ab Ende 2022 gekündigt. Fristgerecht im November vorigen Jahres. Den aktuellen Stand im Gebäude mit den Kabinen am Donnerstagmittag schilderte Ingo Brüggemann am Telefon, auf das Thema Wetter und Gebäude angesprochen, so: „Hier in Dortmund geht die Welt unter. In Herne regnet es rein.“