Herne. Der Herner EV schnuppert an der Sensation, in der Serie heißt es aber 0:2. Warum sich die Dienstags-Aufstellung erst morgens am Bus zeigen wird.

Elf Herner Feldspieler schnupperten im zweiten Playoff-Achtelfinale gegen den ECDC Memmingen an der Sensation, doch das Happy-End blieb aus.

Das letzte Aufgebot der Herner Miners zwang den Süd-Zweiten am Sonntag nach einem Riesenkampf in die Verlängerung und unterlag am Ende mit 3:4 (0:0, 0:1, 3:2).

Damit droht dem Nord-Siebten das frühe Playoff-Aus, doch HEV-Trainer Danny Albrecht bemühte eine alte Eishockey-Weisheit, um sich, dem Team und den Herner Fans Mut zu machen: „In der Serie ist der dritte Sieg bekanntlich immer der schwerste.“

Mit welcher Mannschaft der HEV im dritten Duell am Dienstag um 19.30 Uhr im Allgäu auflaufen kann, wusste der Herner Coach am Sonntagabend nach den zahlreichen Ausfällen am und vor dem vergangenen Wochenende selbst nicht: „Es spielt, wer morgens in den Bus steigt.“

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Krankheiten und Verletzungen hatten sein Team fast bis auf das absolut erforderliche Minimum reduziert und damit drohte ein ungleicher Kampf.

Nach Nils Liesegang und Kevin Orendorz, die sich in Memmingen verletzt hatten, mussten am Sonntag auch noch Dennis Swinnen und Christoph Ziolkowski passen, und René Behrens' geplantes Comeback zerschlug sich nach dem Warmmachen.

Aaron Krebietke (re.) traf zur 3:2-Führung des Herner EV kurz vor Schluss.
Aaron Krebietke (re.) traf zur 3:2-Führung des Herner EV kurz vor Schluss. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

So ergab sich aus der Not heraus ein Line-Up, das die Fans am Gysenberg so wohl nie wieder zu Gesicht bekommen werden. Verteidiger Robert Peleikis rückte neben Marcus Marsall und Artur Tegkaev in die erste Sturmreihe, Tomi Wilenius wurde im zweiten Block flankiert von Marlon Polter und Noah Bruns.

Herner EV: Verteidiger werfen sich dazwischen

Hinten waren immerhin Michél Ackers, Benjamin Hüfner, Sebastian Moberg und David Kirchhoff einsatzbereit und mit Aaron Krebietke war die Aufzählung der Herner Feldspieler auch schon komplett. Als Backup für Björn Linda war kurzfristig 1b-Keeper Janek Prillwitz rekrutiert worden.

Dementsprechend gestaltete sich vor 1108 Zuschauern der Spielverlauf. Memmingen war von Beginn an im Vorwärtsgang, doch gegen den bedingungslos kämpfenden HEV tat sich der Vizemeister der Oberliga Süd schwer.

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Die Herner Verteidiger warfen sich mit allem, was ging, dazwischen, und Björn Linda war im Tor wieder einmal der Turm in der Schlacht. Herner Chancen ergaben sich dagegen nur sporadisch.

Aber es ging torlos ins zweite Drittel, und ausgerechnet Linda unterlief der Lapsus, der zum 0:1 führte. Um das Spiel schnell zu machen, passte der Herner Keeper an die blaue Linie, doch dort stand ein Weißer und kein Grüner. Die Indians nutzten die Chance eiskalt zur Führung, doch ausbauen konnten sie sie bei aller Überlegenheit nicht.

HEV gleicht die Unterlegenheit mit unbändigem Kampfgeist aus

Der HEV glich seine spielerische und zahlenmäßige Unterlegenheit weiterhin mit unbändigem Kampfgeist aus, schien aber nach einem Gegentor bei eigener Überzahl geschlagen – es war bereits der 14. Shorthander der laufenden Saison gegen die Miners.

Doch jetzt überschlugen sich die Ereignisse in der Hannibal-Arena. Herne hatte doppelte Überzahl und Tomi Wilenius verkürzte postwendend – ging da vielleicht doch noch was? Tat es: Gerade als der zweite Memminger Sünder von der Strafbank zurückkehrte, krachte Wilenius‘ One-Timer zum 2:2 ins Tordreieck – die Zuschauer waren aus dem Häuschen, so gehen Play-Offs.

Zuschauer stärken dem Team den Rücken

Und sie stärkten ihrem Team weiterhin den Rücken. Aaron Krebietke wurde bei einem Solo-Vorstoß nicht energisch genug gestört, und Gästekeeper Marco Eisenhut rutschte der Schuss über die Fanghand – der HEV führte, und auf der Stehtribüne ging die Stimmung unter die Decke. Doch es waren noch fast fünf Minuten auf der Uhr und mit einer energischen Einzelleistung verhinderte Gästestürmer Jaroslav Hafenrichter den 1:1-Ausgleich in der Serie.

In der Verlängerung wurde der Kräfteverlust bei den Gastgebern dann immer deutlicher. Dennoch dauerte es bis zur 78. Minute, ehe Memmingens schwedischer Verteidiger Linus Svedlund für die Entscheidung sorgte, doch als moralischer Sieger durften sich die Miners fühlen.

„Das war ganz großes Kino“

So sah es auch Danny Albrecht: „Das war ganz großes Kino. Alle unsere Umstellungen haben funktioniert. Nach 57 Minuten waren wir der gefühlte Sieger und dann fängst du dir kurz vor Schluss noch so ein bitteres Gegentor.“

Tore: 0:1 (21:28), 0:2 (43:20, 4-5), 1:2 (43:48, 5-3) Wilenius (Marsall), 2:2 (45:21) Wilenius (Marsall/Ackers), 3:2 (55:06) Krebietke, 3:3 (57:29), 3:4 (77:23).

Strafminuten: Herne 16 plus 2x5 (Peleikis, Hüfner) – Memmingen 12 plus 2x5.