Herne. Zwei packende Halbfinals beim DBBL-Pokal-Top4 in Herne – der HTC und Keltern treffen sich Sonntag im Finale. Bericht und Fotos vom Halbfinaltag.

Zwei Sekunden vor Schluss ließ sie ihren letzten Freiwurf durch die Reuse zischen, dann machte Laura Zolper auf dem Absatz kehrt, rannte durch die ganze Halle und rutschte auf dem Bauch ihren Mitspielerinnen entgegen, die von der Bank des Herner TC aufgesprungen waren und über sie herfielen.

Kurz knubbelten sich die Leiber auf dem Boden, dann sprangen die jungen Frauen auf und bildeten eine hüpfende Traube, um sich dann mit ihrer bekannten Siegerwelle bei den jubelnden Fans zu bedanken. Ja, der Herner TC hatte es tatsächlich geschafft, hatte mit einer grandiosen kämpferischen Leistung die TK Hannover Luchse mit 68:61 (36:30) bezwungen und das Finale um den DBBL-Pokal erreicht.

DBBL-Pokal Top 4: Herner TC - Rutronik Stars Keltern heißt das Finale

Am Sonntag nun greifen Hernes Basketballerinnen in eigener Halle zum zweiten Mal zum Pott. Um 16 Uhr treffen sie auf die Rutronik Stars Keltern, die in einem hochspannenden ersten Halbfinale die Rheinland Lions nach Verlängerung mit 75:67 (62:62/38:35) aus dem Weg geräumt hatten.

Die Rheinland Lions spielt im Frauenbasketball-Pokalhalbfinale gegen die Rutronik Stars Keltern – Keltern zog nach Verlängerung ins Finale ein.
Die Rheinland Lions spielt im Frauenbasketball-Pokalhalbfinale gegen die Rutronik Stars Keltern – Keltern zog nach Verlängerung ins Finale ein. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Zuvor spielen die Lions und die Luchse ab 13 Uhr um Platz drei. Sollte der HTC die Leistung vom Samstag wiederholen können und zum zweiten Mal den deutschen Pokal nach Herne holen, wird die Halle im Sportpark Eickel mit Sicherheit zum Tollhaus.

Zufrieden sind die Verantwortlichen jetzt schon, sehr zufrieden sogar. „Egal, was morgen passiert, Silber haben wir sicher“, strahlte Abteilungsleiterin Felicia Siebert. „Uns ist Metall doch viel lieber als Blumen.“ Und Karina Sola, die Organisations-Chefin, durfte sich freuen, mit ihren fleißigen Helfern auch Tag eins dieser Aufgabe perfekt gemeistert zu haben. Ganz gelassen stellte sie auch ihren Ablaufplan noch kurzfristig um und ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Auch in dieser Hinsicht bewies Herne Klasse.

Packendes Halbfinale zwischen Herner TC und Hannover

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Die Hauptpersonen aber standen auf dem Parkett, die einen in weißen, die anderen in schwarzen Trikots. Und sie alle bewiesen Klasse, zeigten alles, was eine Sportlerin an Leidenschaft, an Einsatzbereitschaft, an Teamgeist aus sich herausholen kann. So entwickelte sich von Beginn an ein packendes, heiß umkämpftes Spiel mit acht Führungswechseln. Nie konnte sich eine der beiden Mannschaften zweistellig absetzen, immer war es eng, bis zur letzten Minute durften beide Teams vom Finale träumen. Am Ende hatte der HTC das Glück der Tüchtigen.

Die erneut ohne ihre drei verletzten Centerinnen angetretenen Gastgeberinnen erwischten den besseren Start und legten durch Jelena Vucetic und Laura Zolper die ersten Körbe vor, aber dann waren die Luchse am Zug. Mehrfach entwischte Patricia Broßmann der Herner Defense, sie besorgte alle acht Punkte für Hannover zum 6:8-Zwischenstand (4.).

Kristina Topuzovic holte 13 Rebounds für den Herner TC.
Kristina Topuzovic holte 13 Rebounds für den Herner TC. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Den Herner 10:14-Rückstand beantwortete Tayler Mingo mit dem ersten Dreier der Partie, doch als Sofia Pelander kurz darauf zum dritten Mal aus kurzer Distanz verlegte und Vucetic aus der Distanz nur den Ring traf, griff HTC-Trainer Marek Piotrowski ein. Er schwor sein Team in einer Auszeit neu ein, brachte Katarzyna Trzeciak aufs Feld und stoppte so den Lauf der Luchse. Beim 17:16 (8.) war der HTC wieder vorne, und mit einem Punkt Vorsprung (22:21) beendet er auch das erste Viertel.

Im zweiten Abschnitt legte Herne in der Defense noch einen Zahn zu, gestattete dem Gegner nur noch neun Punkte. Unter den Körben ackerte Kristina Topuzovic. Resolut packte sie sich die Abpraller, sicherte die Bälle, trieb ihr Team an, suchte den Abschluss. Einen Sahnetag erwischte auch Jelena Vucetic. Sie fand Lücken, wo keine waren, zog immer wieder in die dicht besetzte Zone, nahm auch bedrängt schwierige Würfe und sammelte Punkt für Punkt. Weil sich auch Trzeciak davon anstecken ließ und ihr nacheiferte, weil natürlich auch alle anderen ihren Job mit Herzblut ausfüllten, konnte sich der HTC bis zur Halbzeitpause einen 36:30-Vorsprung erkämpfen.

Polleros bringt den Herner TC wieder in die Spur

Das aber hatte sich nach Wiederbeginn schnell erledigt. Herne fand offensiv keine Lösungen mehr, und so holte sich der TKH mit einem 10:2-Lauf die Führung zurück (38:40/25.). Jetzt war es Sarah Polleros, die den HTC wieder in die Spur brachte. Mit zwei Körben leitete sie einen 8:0-Run zum 46:40 (27.) ein, und ein Sechs-Punkte-Polster (52:46) nahm der HTC dann auch mit ins Schlussviertel.

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Die Halle tobte, und von dieser Stimmung ließen sich die abgekämpften Spielerinnen tragen, zogen auf 57:48 (34.) davon. Aber die Luchse blieben dran, glaubten weiter an sich und ließen binnen 60 Sekunden vier Freiwürfe und einen Dreier durch den Ring rauschen. Es stand 57:55 (36.), die Crunchtime begann.

Crunchtime ist Zolper-Time für den Herner TC

Und mit ihr die Zolper-Time. Zunächst vollendete Topuzovic eine Energieleistung zum 59:55, nach Roscoes Anschlusstreffer versenkte die 21-jährige Hernerin kaltblütig einen Dreier und ließ beim 62:61 in letzter Minute noch einen Korb folgen. Als TKH-Kapitänin Tarasava anschließend verlegte, musste der HTC noch 40 Sekunden überstehen. Jetzt übernahm Tayler Mingo Verantwortung. Sie spielte die Uhr runter, nahm den Wurf, verfehlte – und holte sich den Rebound. So hatte sie neue 14 Sekunden und traf acht Sekunden vor Schluss zum 66:61. Verzweiflungsdreier von Tarasava, Rebound und Foul an Zolper, zwei Freiwurftreffer. Und ab ging’s zum Jubeln Richtung Bank.

Jelena Vucetic führte den Herner TC im Halbfinale nach Punkten an.
Jelena Vucetic führte den Herner TC im Halbfinale nach Punkten an. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

„Das haben uns wenige zugetraut, es ist schon eine kleine Sensation, dass wir mit einer so kleinen Rotation gewonnen haben“, strahlte Trainer Piotrowski. „Die Mannschaft hat ihr Kämpferherz, und das hat sie heute gezeigt. Ob wir morgen nochmal so eine Leistung zeigen können, weiß ich nicht. Das war schon sehr anstrengend.“

Einer hatte dem HTC diesen Sieg schon zugetraut, qua Amt vielleicht auch zutrauen müssen: OB Frank Dudda hatte zuvor auf ein 79:78 getippt. „Ich habe mich vertan, muss ich mich wohl entschuldigen“, schmunzelte er später. Dafür entschuldigt sich Hernes erster Bürger sicher gerne.

Herner TC – TK Hannover Luchse 68:61

Viertel: 22:21, 14:9, 16:16, 16:15.

HTC: Vucetic (17), Zolper (16/1 Dreier), Topuzovic (11, 13 Rebounds), Trzeciak (10), Mingo (8/1), Polleros (4), Pelander (2), Groll, Reich, Köhne.

TKH: Roscoe (16), Broßmann (14), Morawiec (11/1), Stammberger (8), Tarasava (7/1), Stach (3/1), Schaake (2), Zipser, Eckerle, Rohkohl.

Statistik (HTC – TKH): Zweier 53 % (28/52) – 50 % (21/42); Dreier: 13 % (2/15) – 14 % (3/21); Freiwürfe: 66 % (6/9) – 90 % (10/11); Rebounds: 37 (12 offensiv, 25 def.) - 34 (11, 23); Assists: 8- 12; Steals: 7 – 10; Turnovers: 11 – 13; Fouls: 13 – 16.