Herne. Bei der SpVgg Horsthausen gibt es das „Projekt 2017“. Alexander Schmottlach trainiert einen speziellen Nachwuchs – mit einem besonderen Ansatz.

Wenn Alexander Schmottlach erzählt, ist es schwierig, nicht auch sofort genauso Feuer und Flamme zu sein wie er. Gerade bei so einer Herzensangelegenheit kommt er noch einmal besonders in Fahrt. Nicht nur, weil er persönlich involviert ist; er ist überzeugt und begeistert von dem, was er tut.

SpVgg Horsthausen: Projekt mit Alexander Schmottlach und Marcel Gehring

2020 haben Schmottlach und sein Trainerkollege Marcel Gehring das Projekt 2017 bei der SpVgg Horsthausen ins Leben gerufen. Sie wollten Kindern aus eben diesem Jahrgang das Fußballspielen und noch viel mehr bei- und näherbringen. Die Idee gärte schon länger in ihm.

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„Ich habe mir gesagt, sobald mein Sohn Fußball spielen will, nehme ich das selbst in die Hand“, erinnert sich Schmottlach. Als Trainer anderen Trainern dabei zuzugucken, wie sie seinen Sohn trainieren, das kam für ihn nicht in Frage. Oder in seinen Worten: „Ich könnte nicht danebenstehen, wenn da so ein Heiopei auf dem Platz steht.“

„Es ging von Anfang an um frühkindliche Förderung“

Eine Gruppe von zehn Kindern war schnell gefunden. Alle Jahrgang 2017. „Das ist nach Jungjahrgang H-Jugend.“ Talent, Veranlagung oder Vorwissen spielten erst mal keine Rolle. „Die ersten, die sich angemeldet haben, waren dabei.“ Auf besondere Fähigkeiten kam es Schmottlach und seinem Co nie an. „Es ging von Anfang an um frühkindliche Förderung.“

Anstelle eines strikten Trainingsplans stehen lockere Spiele und feste Rituale auf dem Plan. Wie etwa die Begrüßung und die Verabschiedung beim wöchentlichen Training. „Die ersten fünf Minuten dürfen die Kinder erst mal mit dem Ball machen was sie wollen. Aufs Tor schießen, dribbeln, hochhalten. Die Kinder sollen selbst entscheiden“, umreißt Schmottlach einen typischen Trainingsnachmittag. „Wir wollen so wenig erklären wie möglich und den Kindern innerhalb von Spielen die nötige Freiheit lassen. Sie lernen dribbeln, weil sie sie dribbeln, und nicht weil wir ihnen erklärt haben, was sie gerade tun. Das interessiert die Kinder auch gar nicht. Sie wollen einfach nur spielen.“ Ein Zusammenspiel auf Augenhöhe.

Das Konzept trägt Früchte. „Nach fast zwei Jahren ist schon ein großer Unterschied zu sehen.“ Viele Kinder haben Fortschritte gemacht. Nicht nur im Sportlichen, sondern auch im Sozialen. Ein Bereich, den Schmottlach genauso ansprechen will wie das Physische.

Kleine Runde: Die Trainer Alexander Schmottlach (re.) und Marcel Gehring im Kreis ihrer Nachwuchsfußballer.
Kleine Runde: Die Trainer Alexander Schmottlach (re.) und Marcel Gehring im Kreis ihrer Nachwuchsfußballer. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit einer kleinen Truppe zum ersten großen Turnier nach Köln

Auch die Resonanz ist gut. „Wir haben schon viel Lob von anderen Trainern und Vereinen bekommen. Auch wenn es teilweise etwas Gegenwind gab“, berichtet Schmottlach.

Letzteres bezieht sich auf die Meldung zum Spielbetrieb, die einige für zu frühzeitig hielten. Doch die 2017er zeigten, dass sie durchaus mithalten können. Kürzlich etwa ging es mit einer kleinen Truppe zum ersten großen Turnier nach Köln. Um neue Erfahrungen zu sammeln und zu zeigen, was sie können.

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Das Projekt 2017 könnte den Eindruck eines langfristigen Plans zur Nachwuchs- und Spielergewinnung für die Sportvereinigung erwecken. Dem tritt Schmottlach klar entgegen. „Natürlich geht es irgendwo auch um Talentförderung. Es ist aber egal, ob die Kinder beim Fußball bleiben, oder sich irgendwann für andere Sportarten entscheiden. Wichtig ist, dass sie bei uns früh viel mitnehmen und sich motorisch, sozial und sportlich entwickeln können.“

„Rechteckige Bälle“? Auch kein Problem

Dass er seine Arbeit gerne in Horsthausen tut, ist kein Geheimnis. Spätestens seit seinem Posten als Trainer der Landesliga-Damen. „Hier passt einfach alles“, meint er. „Horsthausen ist eine Bank und unterstützt uns in jeder Form. Egal, ob ich rechteckige Bälle brauche, Leibchen in allen möglichen Farben, oder kleine Tore. Das ist nie ein Problem.“

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Viel mehr Kinder als elf oder zwölf will Schmottlach nicht betreuen. „Sonst kann man das zu zweit nicht so stemmen, wie wir es wollen.“ Daher ist er auch ein großer Befürworter der Neuerungen im Kinderfußball, die im Kreis Herne ab der kommenden Saison durchgeführt werden und ab 2024 verpflichtend werden.

Neuerungen im Kinderfußball setzt das „Projekt 2017“ schon um

„Seit 10, 15 Jahren mache ich mich dafür stark. Im Kreis Herne kommt es meiner Meinung nach viel zu spät an“, erklärt er. „Natürlich gibt es da auch viel pro und contra, es gibt immer ein paar Abstriche. Aber grundsätzlich ist es besser, gerade bei den Jüngsten, mit kleineren Mannschaften zu spielen. Wir halten uns schon von Anfang an diese neuen Regelungen.“

Und das wird auch weiter so sein. Im Sommer ist die G4, wie sie bei Horsthausen heißt, wieder für den Spielbetrieb gemeldet. Wieder ein paar Spiele machen, sich mit anderen messen. Und ganz wichtig: Den Spaß am Fußball nicht verlieren. Das aber ist mit Alexander Schmottlach an der Seite fast unmöglich.

- Das Projekt 2017 sucht noch zwei bis drei neue Spieler für ihren Kader. "Sie sollten fußballaffin sein und schon ein wenig Vorwissen mitbringen", umreißt Trainer Alexander Schmottlach das Profil der neuen Schützlinge."

- Trainiert wird Dienstags und Donnerstags (16.30-18 Uhr, Horsthauser Str. 169A, 44628 Herne).

Ungewohnte Perspektive: Alexander Schmottlach mit einem Nachwuchsfußballer.
Ungewohnte Perspektive: Alexander Schmottlach mit einem Nachwuchsfußballer. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski
Durchgestartet: Die „H-Jugend“ der SpVgg Horsthausen am Ball.
Durchgestartet: Die „H-Jugend“ der SpVgg Horsthausen am Ball. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski
...und ab ins Dribbling!
...und ab ins Dribbling! © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski