Herne. Im Glück-Auf-Stadion in Sodingen waren die großen Ruhrgebiets-Klubs zu Gast. Das Stadion gibt es noch, der Glanz der alten Zeit ist verblasst.

Natürlich musste es Glück-Auf-Stadion heißen. Ein anderer Name hätte wenig Sinn ergeben. Da war nicht nur die Zeche im Hintergrund. Ein Förderturm als Flutlichtersatz. Nein, auch auf dem Platz war unter Tage. Montag bis Freitag die Kohle vor den Augen, am Wochenende eine andere Aufgabe. Rot-Weiss Essen, Borussia Dortmund oder der FC Schalke 04.

Es war ein kurzfristiger Alltag, den die Spieler des SV Sodingen in den 1950er-Jahren erlebten. Doch er reichte vollkommen aus, um den Mythos vom letzten „Vorortverein“ noch bis in die heutige Zeit retten. Vieles ist mittlerweile überwuchert, überbaut, doch die Erinnerungen noch lebhaft. Ein wenig verblasst vielleicht, aber immer noch da.

In Sodingen hatte der Platz einen Höhenunterschied

Die Gründung vor 109 Jahren, Formsache. Grundsteinlegung mit anschließendem steilen Aufstieg.

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Die erste wirkliche Heimstätte war noch ohne Namen. Offiziell, im örtlichen Sprech längst „Aschenkippe“ genannt. Der Platz lag auf einer Brachfläche, die die Zeche Mont-Cenis dem Verein zur Verfügung gestellt hatte. Das ging lange gut, bis sich Aufstieg an Aufstieg reihte.

Ein Meter Höhen-Unterschied zwischen den beiden Platzenden konnte und sollte nicht dem sportlichen Erfolg im Wege stehen. Denn schon 1950 spielten die Grün-Weißen nach dem Aufstieg aus der Bezirksklasse in der zweithöchsten Amateurklasse der BRD.

Das „Glück Auf“ ist im Namen geblieben

In diesen Jahren wurde in Sodingen viel bewegt. Erst einmal 6000 Kubikmeter Erde, die den abfallenden Platz ins Gerade rücken sollten. Das gelang. Und endlich bekam der Ascheplatz auch einen Namen: Glück-Auf-Kampfbahn. Allerdings blieb dieser nur für zwei Jahre. Da hatte die Heimstätte des späteren Liga-Rivalen aus einer Nachbarstadt – wenn auch mit einer kleinen Unterbrechung – deutlich mehr Durchhaltevermögen.

Das „Glück Auf“ blieb, nur statt Kampfbahn nannte sich der Rasenplatz, der ebenfalls auf dem Gelände der Zeche Mont-Cenis stand, nun schlicht und einfach Stadion.

Die 50er-Jahre waren die große Zeit des SV Sodingen

Passend zum Aufstieg in die Oberliga West im Jahr 1952. Gleich drei Vereine aus Herne und dem damals noch eigenständigen Wanne-Eickel hatten die Sodinger in der 2. Oberliga hinter sich gelassen: den Intimus Westfalia Herne, aber auch die Sportfreunde Wanne und die SpVgg Röhlinghausen. Solch eine Fülle an stadteigenen Mannschaften lässt sich heutzutage in Herne wohl nur noch ab der Bezirksliga abwärts finden.

Die 50er-Jahre war die große Zeit des SV Sodingen. Die Krönung gab es zur Mitte des Jahrzehnts. Dank der Vizemeisterschaft in der Oberliga qualifizierte man sich für die „Deutsche“. Das höchste, was der damalige Fußball zu bieten hatte.

Paul Winger vom SV Sodingen mit einem original Metall-Logo aus der guten alten Zeit.
Paul Winger vom SV Sodingen mit einem original Metall-Logo aus der guten alten Zeit. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

In der Endrunde hießen die Gegner Hamburger SV, Viktoria 89 Berlin und die Weltmeister-Elf des 1. FC Kaiserslautern. Doch von der Sternstunde ihrer Vereinsgeschichte hatte der Stadtteil wenig. Die Heimspiele konnten nicht auf eigener Anlage ausgetragen werden.

80.000 wollten nach Gelsenkirchen

So fand das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern im Namensvetter-Stadion in Gelsenkirchen statt. Doch die Sodinger waren da. Und wie. 80.000 versuchten sich den Eintritt zur Kampfbahn zu verschaffen. Offiziell schafften es 55.000 hinein.

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Doch bei diesem 2:2 dürften es weit mehr gewesen sein, die „Hännes“ Adamiks Treffer zum ausgleichenden Endstand bejubelten. Der kurzzeitige Nationalspieler ist der Sodinger Spieler. Während Stan Libuda als einziger an Gott vorbeikam, sorgte „Hännes“ gar für den kompletten Abfall vom Glauben.

Die großen Namen sind auf einer Tafel verewigt

„Ich versteh‘ das gar nicht, was das hier für’n heidnisches Volk ist. Kein Mensch redet in Sodingen von Gott, alle reden hier nur über Adamik“, meinte ein ortsneuer Pastor. Ein Heilsbringer aus den eigenen Reihen, dem eigenen Stadtteil, ein Zechen-Arbeiter, der im wahrsten Wortsinn seine Knochen für seinen Verein hinhielt.

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Die großen Namen sind heute noch allgegenwärtig. Verewigt auf einer Tafel mit der 55er-Mannschaft. Sie blicken nun herab auf die Nachkommen der Mannschaft, die, wie Sepp Herberger gesagt haben soll, „die einzige deutsche Mannschaft ist, die englisch spielt.“ Komplimente von höchster Stelle.

Heute trägt das Stadion den Namen des Ehrenvorsitzenden

Davon ist lang nichts mehr. Der Amateurbereich ist seit Jahrzehnten die Heimat des SV Sodingen. Die Leute kommen immer noch, vielleicht aus Tradition, Geschichtsbewusstein oder aus Lust am Fußball. Seit knapp einem Jahr hat der Name einen neuen Zusatz: Dr.-Jovanovic-Glück-Auf-Stadion, nach dem langjährigen Gönner und Ehrenvorsitzenden des Vereins.

Die Kohle und Fördertürme, der ganz große Erfolg auf überregionaler Bühne sind weg. Das „Glück-Auf“ aber bleibt: Auch beim Cranger-Kirmes-Cup läuft die Sodinger Mannschaft zur Vereinshymne auf die Melodie des Steigerlieds ein.