Herne/Wanne-Eickel. Der Herner Schiedsrichter Leonidas Exuzidis kann die Diskussion, die Manuel Gräfe entfacht hat, verstehen. Was er zur Altersobergrenze sagt.
Selten hat ein Schiedsrichter nach seiner aktiven Karriere wohl noch einmal für solche Diskussionen gesorgt wie Manuel Gräfe. Nachdem er mit 47 Jahren die Altersobergrenze erreicht hatte, wurde er in den Ruhestand geschickt. Unfreiwillig, wie er jetzt den Deutschen Fußball Bund und die Öffentlichkeit durch eine Klage und seine Aussagen in einem ZEIT-Interview wissen lässt.
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„Ich kann Manuel Gräfe verstehen“, sagte Leonidas Exuzidis, Herner Regionalliga-Schiedsrichter. „Als Sportler ist man immer bemüht, möglichst viel zu erreichen. Allerdings kann ich es nicht nachfühlen, da ich noch nicht betroffen bin.“
Leonidas Exuzidis: Einzelfallentscheidung wäre sinnvoll
Die Seite des Verbandes und dessen Regelwerk kann der 25-jährige Unparteiische allerdings ebenso nachvollziehen. „Es ist nicht so einfach, bestehende Richtlinien von einem Tag auf den anderen zu ändern. Das braucht Zeit und muss gut durchdacht sein.“
Es spricht für Exuzidis aber wenig dagegen, diese Regeln „flexibler“ zu gestalten. In seinen Augen wäre bei Erreichen der Altersobergrenze von Schiedsrichtern eine Einzelfallentscheidung sinnvoll. „Ich glaube, wenn gute Leistungen auf dem Platz noch möglich sind und gebraucht werden, wäre das eine Alternative.“
„Erfahrung ist nicht alles“
Denn kein Schiedsrichter sei gleich dem anderen. „Es gibt sicher 47-Jährige, die deutlich fitter sind als ein 35-Jähriger“, stimmt Exuzidis zu. „Man sollte nicht alle über einen Kamm scheren.“ Eine Absage von Exuzidis an eine generelle Auflösung der Obergrenze.
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Der größere Erfahrungsschatz, auf den ältere Unparteiische zurückgreifen können, ist für ihn ebenfalls kein Argument für eine grundsätzliche Aufhebung. „Erfahrung ist nicht alles“, sagt Exuzidis. Er sagt zwar: „Durch die Routine ergeben sich ein anderer Umgang und eine bessere Einordnung des Spielgeschehens.“ Viele Spiele, so der Unparteiische, machten aber noch lange keinen guten Schiedsrichter aus. Hinzu komme die negative Seite der Routine. „Es kann auch in eine laissez-faire-Haltung übergehen.“
Auf Kreisebene steigen die meisten freiwillig aus
Die Altersobergrenze ist allerdings eine Problematik, die mehr für die Profi-Ligen des deutschen Fußballs gilt als für den Amateurbereich. Im Kreis Herne hat es so einen Härtefall bislang noch nicht gegeben. „Die meisten Schiedsrichter steigen freiwillig aus“, berichtete Exuzidis. „Manche schon weit vor dem Maximal-Alter, einige kurz davor.“
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Die Altersgrenze ist im Amateurfußball spielklassenabhängig. Im FLVW liegt die Grenze bei 47 Jahren ab der Landesliga und bei 55 Jahren ab der Bezirksliga. In den Kreisligen entscheidet der jeweilige Kreis. In der kommenden Saison sind diese Grenzen auf Antrag für eine Saison jedoch aufgehoben.
Ob Exuzidis auch mal unter dieser Regelung leiden wird, kann er noch nicht absehen. „Noch macht es mir Spaß zu pfeifen. Aber ob ich mit 50 noch auf dem Platz stehen werde, dahinter steht noch ein Fragezeichen.“ Es sind ja zum Glück noch ein paar Jahre, bis er sich dieser Entscheidung stellen muss.
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