Herne. Herne ist Vorletzter. Trainer Knappmann äußert sich optimistisch zu Tabelle, möglichem Saisonabbruch, Wintertransfers und dem drohenden Abstieg.
Dass die Fußball-Oberliga -Spieler des SC Westfalia Herne aktuell Laufpläne haben, um sich fit zu halten, hält Christian Knappmann nicht weiter für erwähnenswert. „Das gehört im ambitionierteren Fußball einfach dazu“, so der Herner Trainer. Wichtiger ist ihm im WAZ-Interview zu betonen, warum die sportliche Situation des Fußball-Oberligisten lange nicht so prekär ist, wie sie von außen aussieht – und warum der Verein nicht einmal Angst vor einem Abstieg haben muss.
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Herr Knappmann, wie viele Sorgen haben Sie aktuell beim Blick auf die Oberliga-Tabelle? Da ist Westfalia mit einem Punkt Vorletzter.
Die Tabelle tut eigentlich gar nicht so weh. Wir haben sechs Punkte Rückstand auf den rettenden Platz. Wir haben neun Punkte Rückstand auf Haltern, die stehen im Tabellenmittelfeld, haben aber schon zwei Spiele mehr gemacht. Wir hatten mit Westfalia auch schon mal neun Punkte Rückstand und hatten zwei Spiele mehr und haben es trotzdem noch geschafft.
Wir selber sind der beste Beweis, dass wir noch lange nicht abgeschlagen sind oder so. Aber wir müssen auch irgendwann unsere Aufgaben machen und Spiele gewinnen, sonst ist es sowieso egal, ob wir einen, zwei oder zehn Punkte Rückstand haben.
In einer normalen Saison hätten Sie noch 32 Spiele, den Rückstand wettzumachen – aber nach der Hälfte der Spielzeit kann diese Saison schon abgebrochen werden. Verschärft das die Lage?
Wenn man es herumdrehen wollte, könnte man sogar sagen: Ein Saisonabbruch jetzt wäre am besten, dann würde die Saison annulliert und wir wären gerettet. Das ist aber Quatsch, das will niemand. Wir wollen einfach wieder zocken. Aber wir dürfen uns in diesem Jahr eben nicht drauf verlassen, dass wir noch mehr als zwölf Spiele haben, dass wir in der Rückrunde durchstarten können.
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Dabei kennt man es ja gerade von U21- oder U23-Teams, und das sind wir ja im Prinzip, dass sie schlecht starten und dann nach ein paar Monaten die Entwicklung machen und etabliert sind. In dieser Saison ist dafür vermutlich nur die Hinrunde da.
Ändert das die Herangehensweise an den Rest der Saison?
Ja, schon. Wir haben eben nicht mehr die Zeit, darauf zu warten, dass ein Spieler sich akklimatisiert und dann nach drei oder vier Wochen explodiert.
Auch nach Verletzungen müssen wir womöglich etwas mehr ins Risiko gehen und einen wichtigen Spieler nicht erst 60 Minuten draußen lassen, sondern von Anfang an bringen, und dann sowohl sportlich als auch körperlich gucken, was passiert. Aber wir sind ja nicht zum ersten Mal mit wenigen Punkten gestartet.
Wollen und können Sie den Kader im Winter verstärken?
Nein, damit beschäftige ich mich nicht. Der schlechte Start liegt ja auch an dem Spielerprofil, was wir suchen: Wir haben einen günstigen und extrem jungen Kader mit ganz viel Entwicklungspotenzial. Das gibt der Standort Herne her.
Am Saisonende haben wir einen Überschuss von 1600 Euro, wurde auf der Jahreshauptversammlung bekanntgegeben. Ich bezweifle, dass wir uns damit für die Rückrunde verstärken können. Natürlich könnten wir sagen: Wir nehmen noch mal 50.000 Euro oder mehr und investieren. Aber dann kommen wir wieder in die Lage, aus der wir gerade heraus sind.
Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, der Verein steht auf eigenen Beinen und hat einen gewählten Vorstand. Verbessert das die finanzielle Lage nicht?
Nein, das nicht. Aber die Arbeit von Ingo Brüggemann & Co. hat ja erst dafür gesorgt, dass wir unbeschwert in der Oberliga spielen können. Das ist der Grund, warum wir uns noch mit Erndtebrück, Holzwickede und Meinerzhagen sportlich messen dürfen.
Aber wenn man Finanzen und Ergebnisse in Relation setzt, hat Westfalia Herne gegen keinen Gegner in der Liga den Anspruch, einfach so zu gewinnen.
„Unbeschwert“ – auch was einen Abstieg in die Westfalenliga angeht?
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Selbst wenn wir über diesen schlimmsten Fall sprechen, kann Westfalia Herne nächste Saison als gesunder Westfalenligist starten. Unter welchen Bedingungen, kann man natürlich nie sagen. Aber das wichtigste, sowohl für die Aktiven als auch für das Umfeld, ist: Egal, was passiert, es bleibt ein gesunder Verein.
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