Herne. Nur vier Wochen Zeit hat Trainer Marek Piotrowski, um beim Herner TC ein neues DBBL-Team zu formen. Einschnitte im Etat machen sich bemerkbar.

Jahr für Jahr müssen die Verantwortlichen des Herner TC richtig rödeln, um eine Saison in der Damen-Basketball-Bundesliga vorzubereiten – organisatorisch, finanziell und personell.

Das erfordert Hartnäckigkeit, Herzblut und eine leidenschaftliche Liebe zu diesem Sport – Eigenschaften, die in diesem Spätsommer mehr denn je gefragt sind.

Denn das Virus, das zum Abbruch der letzten Spielzeit führte, hat die Welt und damit auch den Sport weiter fest im Griff.

Alle Planungen unter Corona-Vorbehalt

Niemand weiß, was morgen ist, wie sich die Pandemie entwickelt, und ob der Sport, gerade der Hallensport, in der kalten Jahreszeit nicht doch wieder eine Vollbremsung hinlegen muss.

Marek Piotrowski, Trainer des Herner TC.
Marek Piotrowski, Trainer des Herner TC. © Biene Hagel / FUNKE Foto Services

Deshalb stehen alle Planungen unter Corona-Vorbehalt.

„Ich kann Familie Siebert und all die anderen nur bemitleiden, was sie jetzt alles zu leisten haben“, sagt Marek Piotrowski, der Mann, der seit jeher die sportliche Verantwortung beim HTC trägt.

Immer neue Herausforderungen

Dass auch ihm die Situation einiges abverlangt, dass er funktionierende Abläufe ändern, sich flexibel auf immer neue Herausforderungen einstellen muss, trägt der Headcoach mit Fassung.

„Wir weinen nicht, sondern stellen uns den Fakten“, sagt der 61-Jährige. Aber auch Fakten haben dieser Tage mitunter eine geringe Halbwertzeit.

Dass der HTC seine ersten Heimspiele in der Sporthalle Wanne-Süd austrägt, galt unlängst noch als abgemachte Sache, ist nach Piotrowskis Informationen aber nicht mehr aktuell.

Ein Drittel der üblichen Vorbereitungszeit gestrichen

„Die Umbaumaßnahmen in der Mont-Cenis-Halle werden wohl verschoben und erst nach der Saison durchgeführt“, weiß der Trainer.

Also werden auch die Neuzugänge aus aller Welt noch den morbiden Charme der MCG-Umkleiden kennenlernen, wenn sie sich dort am kommenden Montag zur ersten gemeinsamen Übungsstunde einfinden.

„Wir steigen wohl als letzter Erstligist ins Training ein“, glaubt Marek Piotrowski. „Mal sehen, wie weit wir in vier Wochen Vorbereitung mit dieser neuen Mannschaft kommen.“

Als letzten Schrei aus der Trainingslehre kann es der „Magier“ nicht verkaufen, dass ein Drittel der üblichen Vorbereitungszeit gestrichen wurde – ebenso wie das beliebt-berüchtigte Trainingslager in Polen, das für Kondition und Teamgeist gleichermaßen wertvoll wäre. „Wir können es uns dieses Jahr nicht leisten“, räumt er ein, „der Etat gibt es einfach nicht her.“

Einige Sponsoren sind weggebrochen

Schon die Begrenzung auf maximal 300 Zuschauer reißt Löcher in die Kasse, und Corona hat auch vielen Firmen zugesetzt.

„Uns sind einige, auch größere Sponsoren weggebrochen“, so Piotrowski. Er sagt es mit Bedauern, aber auch mit Verständnis.

„Wir sind dankbar für alle, die uns unterstützt haben. Aber die wirtschaftliche Lage ist halt so. Wichtig ist, dass die Firmen die Krise überleben und die Mitarbeiter ihre Jobs behalten. Erst danach kommt der Sport.“

Sportlerwahl: Platz zwei wurmt immer noch

Weniger Verständnis hat Piotrowski für eine Entscheidung der heimischen Sportwelt.

Dass der HTC für das Jahr des Double-Gewinns nicht zu Hernes Mannschaft des Jahres gewählt wurde, wurmt ihn auch nach Wochen noch. „Nichts gegen den HEV, das sind tolle Jungs, mit denen wir uns sehr gut verstehen und die auch eine super Saison gespielt haben. Aber mehr als Meister und Pokalsieger geht einfach nicht“, lässt der Meistermacher Dampf ab. „Deutlicher kann einem nicht gesagt werden, dass man eine Randsportart betreibt.“

Auch interessant

Frauenbasketball in Herne vom Rand weg ins Zentrum zu holen, war stets Piotrowskis Anspruch und Motivation. Ein aussichtsloses Unterfangen, wie ihm jetzt scheint.

Weitere US-Spielerin soll am Freitag kommen

Dennoch macht er weiter. Bis auf die Serbin Kristina Topuzovic, deren Visum noch Probleme macht, erwartet er den kompletten Kader am Montag zum ersten Training – auch eine weitere US-Amerikanerin, die am Freitag in Herne eintreffen soll.

„Dann gilt es erst einmal, intensiv zu arbeiten. Es wird aus verschiedenen Gründen eine ganz schwere Saison. Aber wir sind Sportler, und als Sportler versuchen wir jedes Spiel zu gewinnen“, sagt Piotrowski. „Und auch wieder der beste Werbebotschafter der Stadt Herne zu sein.“

Es klingt, als schwinge in seinem Nachsatz ein bitterer Unterton mit.

Der bisherige Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

Auch interessant

Mehr Bilder und Artikel aus dem Herner und Wanne-Eickeler Sport gibt es hier