Herne. Christian Eggert will bei Westfalia Herne erst nur hospitieren – ein ganz spezieller Satz öffnet ihm überraschend die Tür nicht nur als Spieler.

Entschieden war das Spiel schon längst am Sonntag bei der DJK TuS Hordel, aber das 4:0, zu dem Innenverteidiger Dacain Baraza für den SC Westfalia Herne einköpfte, das bejubelten sie beim Oberligisten besonders.

Auch deshalb, weil es Barazas erstes Tor bei einem Standard war. Und Christian Eggert freute sich auch mit.

Nicht nur, weil er an diesem Sonntagnachmittag diesen Eckball getreten hatte. In diesem Tor steckte von ihm und Baraza einige Extraarbeit.

Auch für die Mannschafts- und Spielanalyse zuständig

Das ist seit einigen Wochen auch die Aufgabe von Christian Eggert, dem bisherigen Kapitän der U23 des FC Schalke 04 in der Regionalliga.

Christian Eggert bei seinem Debüt am 11. August im Testspiel gegen RW Oberhausen.
Christian Eggert bei seinem Debüt am 11. August im Testspiel gegen RW Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Er spielt nicht nur seit dem Test gegen RW Oberhausen (0:2) für den SC Westfalia Herne, sondern beschreibt seine andere Rolle beim Fußball-Oberligisten so: „Co-Trainer hat Knappi ja genug. Ich bin für die Mannschafts- und Spielanalyse zuständig, auch beim Training. Wir wollen aus Szenen lernen.“

Aus Szenen lernen

Dacain Barazas 4:0 am Sonntag in Hordel (Endstand 5:0 für Herne) zum Beispiel war die Summe aus vielen solcher Szenen am Freitag zuvor.

Es seien gut anderthalb, zwei Stunden gewesen, so Eggert, die er und Baraza sich zwei Tage vor diesem Testspiel Zeit genommen hatten, um am der Kopfballtechnik des Innenverteidigers zu arbeiten.

Ergebnis der Extraschicht fliegt über die Hordeler Torlinie

Christian Eggert servierte die Bälle, Dacain Baraza feilte an seinem Timing beim Kopfball – das Ergebnis dieser Extraschicht flog zwei Tage später über die Hordeler Torlinie.

Eigentlich wollte Eggert das, was er jetzt in Herne macht, in der kommenden Saison nach dem geschafften Klassenerhalt mit dem Schalker Regionalligateam machen.

Weiter in den Trainer-Bereich hineinarbeiten

Zweiter Co-Trainer wollte er dort werden und für die Spielanalyse zuständig sein, so die Absprache.

Eine Entscheidung darüber ließ aber lange auf sich warten – zu lange für Christian Eggert, der sich weiter in den Trainer-Bereich hineinarbeiten will.

„Ich will mich weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen. Deshalb habe ich einen Verein gesucht, wo ich hospitieren kann.“ Auf Westfalia Herne ist Christian Eggert dabei nicht direkt gekommen.

Tipp: Guck doch mal beim Knappi rein

Julian Berges, früherer Datensammler bei der Westfalia, gab seinem Bekannten den Tipp: Guck doch mal beim Knappi rein.

Das machte Christian Eggert, anfangs noch skeptisch, weil er Westfalia-Trainer Christian Knappmann vorher als zu impulsiv auf der Herner Trainerbank wahrgenommen hatte.

„Unter dir als Trainer spiele ich nicht“

„Ich kannte Knappi vorher ja nur von der Seitenlinie und habe ihm gesagt: was man nach Außen sieht, wird dem, was du intern arbeitest, nicht gerecht“, so Eggert.

Als aber der 34-Jährige zu Knappmann dann noch sagte: „Unter dir als Trainer spiele ich nicht“, zeigte sich: auch solch ein Satz kann bei Westfalia Herne ein Türöffner sein.

Mal auf dem Platz aushelfen

Eggert: „Knappi hat mich kurz danach direkt gefragt, ob ich mal eine Einheit leiten will. Und beim Training am Freitag dann war ein Spieler verletzt und Knappi hat mich gefragt, ob ich mal auf dem Platz aushelfen kann.“

Am Dienstag darauf spielte Christian Eggert 90 Minuten durch im Test gegen Oberhausen.

Mittlerweile hat er – finanziell unabhängig vom SC Westfalia Herne, wie er betont – einen eigenen Raum auf dem Stadiongelände, in dem er „mit den Jungs“ auch mal ungestört reden kann, mit Christian Knappmann natürlich auch.

Andere Einblicke und Muster

Denn so bekommt Eggert Einblicke, kann sich weiter in die Bereiche Videoanalyse und Präsentation hineinarbeiten, außerdem: „Ich habe hier freie Hand. Und wir haben natürlich schon drei gute Co-Trainer, aber für Knappi ist es vielleicht auch ein Vorteil, wenn er andere Einblicke und Muster kennenlernt.“

Das Herner Team sei ein „guter Haufen“, sagt Eggert: „Alle Spieler hier sind sehr wissbegierig“. Natürlich auch Nick Jünemann, mit dem Eggert zusammen auf den Sechserpositionen vor der Abwehr spielt: „Er ist ja einer der weinigen von denen, die nicht aus einer U19-Bundesligamannschaft kommen. Aber er ist extrem ehrgeizig.“

Ehrgeizig auf einer Wellenlänge

Also auf einer Wellenlänge. Er selbst, so Eggert, sei auch „sehr ehrgeizig in allem, was ich tue.“

Wohin die geballte Zielstrebigkeit die Mannschaft in der kommenden Saison bringen kann? Da will Christian Eggert erst mal drei, vier Spieltage abwarten. Potenzial sei da, natürlich, aber: „Das ist wie beim Spiel in Hordel. Wenn es gut läuft, dann hast du auch ein gutes Gefühl, dann ist sofort ein anderer Geist da.“

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Zu Eggerts Stationen im bezahlten Fußball gehörte nicht nur Schalke, sondern unter anderem auch Borussia Dortmund. Überwiegend im dortigen Regionalligateam, aber auch mit einem Kurzeinsatz im Spiel der Profis gegen den VfL Wolfsburg im Dezember 2007, ehe sich Eggert verletzte. „Zum ungünstigsten Zeitpunkt.“

In der Jugend vom SC Pantringshof zum S04 gewechselt

Nun spielt Christian Eggert dann doch noch einmal in Herne. Denn angefangen mit dem Fußball hatte er beim SC Pantringshof, von wo aus er zum Nachwuchs des S04 wechselte.

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Aufgefallen war er damals den Schalkern bei einem Spiel der D-Jugend-Kreisauswahlen Herne gegen Gelsenkirchen (mit überwiegend Schalker Nachwuchsspielern).

0:17 ging es aus Herner Sicht aus, Christian Eggert hatten sie als damals „kleinsten und jüngsten“ als rechten Außenverteidiger aufgeboten – trotzdem ging damals für ihn auch da eine Tür auf.

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