Herne. Die Mitspieler kamen von Arminia Bielefeld oder vom VfL Bochum, Nick Jünemann vom VfB Waltrop. In Herne führt trotzdem kein Weg an ihm vorbei.
„Jüne? Beim Fußballtennis würde der wahrscheinlich Letzter oder Vorletzter“, sagt Christian Knappmann, angesprochen auf Nick Jünemann – doch dann kommt das große „Aber“. Wenn es nämlich um 90 Minuten elf gegen elf geht statt um Fußballtennis, dann hat Jünemann aktuell einen Status, den nur wenige Spieler bei Fußball-Oberligist Westfalia Herne unter Knappmann genießen: „Absolut gesetzt.“ Was eine Überraschung ist. Nicht zuletzt für Jünemann selber.
In der Jugend spielte Jünemann zwar auch für die SG Wattenscheid, die A-Jugend verbrachte er jedoch beim VfB Waltrop, spielte dort in der U19-Landesliga. Bei Westfalia konnte er 2019 im Probetraining überzeugen, war zu Beginn der Oberliga-Saison aber im Kader hinten dran.
Ein Jahr später ist er Stammspieler, als Vizekapitän einer der Anführer – als 20-Jähriger, gemeinsam mit erfahrenen Spielern wie Suat Bas oder Robert Mainka.
Jünemann blieb in Herne: Großes Vertrauen in Trainer Knappmann
„Damit habe ich auch nicht gerechnet – als ich nach Herne gekommen bin, wollte ich vor allem Erfahrung sammeln“, so Jünemann, der sagt: „Der Sprung aus der A-Jugend-Landesliga in die Oberliga ist schon riesig, das Spiel war am Anfang viel zu schnell für mich.“
Es folgte eine Saison mit Insolvenz und großen Umbrüchen vor und während der Saison, dann dem Abbruch – „ein Auf und Ab“ nennt Jünemann das recht wohlwollend. Nun ein erneuter Umbruch im Kader. „Jüne“ ist einer der wenigen, die übrig geblieben sind. Das war nicht selbstverständlich.
Wenn Knappmann einen Test voll ernst nimmt, spielt Jünemann
„Ich habe immer wieder viele Gespräche mit Knappi geführt und ich vertraue ihm voll und bin auch dankbar für die Chance.“ Das Vertrauen bekommt Jünemann jetzt zurückgezahlt.
Wenn Knappmann in dieser Vorbereitung Tests voll ernst nimmt, dann spielt Jünemann – in Aachen, gegen die U23 von Borussia Dortmund, zuletzt am Sonntag gegen Velbert.
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Ein Schlüssel für die gute Leistung gegen den BVB für Knappmann: „Dass wir auf der Sechs zwei Maschinen hatten.“ Gemeint waren Aleksander Jesic – und Nick Jünemann.
Die Mitspieler kommen aus der Bundesliga, Jünemann aus der Landesliga
Jünemann überzeugt, auch wenn oder gerade weil er nicht wie seine Mitspieler beim VfL Bochum oder bei Arminia Bielefeld gespielt hat. „Das ist besonders am Anfang in der Kabine manchmal komisch, wenn dann die Frage kommt: Und wo hast du gespielt? Und ich sage: Ich war nur in der Landesliga ...“, so Jünemann. „Aber auf dem Platz spielt das keine Rolle. Da gilt nur, 90 Minuten Zweikampfhärte zu zeigen, sich für die Mitspieler und den Verein aufzureiben.“
Dafür steht Jünemann wie kein Zweiter. Die Zweikampfhärte hat er, austeilen kann er – und einstecken auch, wie er Sonntag in Velbert zeigte.
Bei einem missglückten Freistoßtrick bekam Jünemann den Ball aus wenigen Metern direkt ins Gesicht, lag benommen auf dem Boden – das fasste die erste Herner Hälfte ganz gut zusammen.
„Danach musste ich mich erstmal neu orientieren“, sagt Jünemann. „Aber aufgrund der zweiten Hälfte können wir insgesamt zufrieden sein“, meinte er nach dem 3:3. „Da haben gerade wir auf der Sechs auch endlich die zweiten Bälle gewonnen.“
Sechserposition ist eine wichtige Rolle im Herner Mittelfeld
Von der zentralen Mittelfeldposition aus kann Nick Jünemann für Westfalia den Ton mitangeben, einen Unterschied machen – Kopfballduelle gewinnen, zweite Bälle erobern, Gegenangriffe abfangen, den Gegner mit selbstbewusstem, robustem Auftreten einschüchtern.
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Er ist bereit, in jeder der 90 Minuten alles dafür reinzuwerfen, das schätzt Knappmann an ihm, auch wenn andere im Kader „besser schnicken können“, wie der Trainer sagt. „Aber ein guter Spieler ist einer, der weiß, was er kann.“
Jünemann weiß das offensichtlich – und ist gesetzt. Es geht ja schließlich nicht um Fußballtennis.
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