Dortmund / Herne. Tim Eibold kennt beide gut – er trat Anfang 2020 bei Westfalia Herne zurück, ist jetzt Sportdirektor bei TS Dortmund. Jetzt kommt es zum Duell.

Vor genau einem halben Jahr verließ Tim Eibold den SC Westfalia Herne. Am 30. Januar trat er vom Amt des Sportlichen Leiters beim insolventen Oberligisten zurück, nachdem er sich mit dem Vorsitzenden Uwe Heinecke überworfen hatte (der sein Amt eineinhalb Monate später niederlegte). Nun kommt es zum Wiedersehen.

Am Samstag (15 Uhr, Westerholz 51, Dortmund) ist Westfalia zu Gast bei Landesliga-Aufsteiger Türkspor Dortmund, wo Tim Eibold jetzt Sportdirektor und sein Freund Kevin Großkreutz Trainer ist. Im Interview mit Philipp Ziser blickt Eibold auf die Zeit beim SC Westfalia zurück, spricht über die Trainer der beiden Vereine und erklärt die hohen Ambitionen des Dortmunder Clubs, bei unter anderem auch der Herner Ex-Kapitän Maurice Temme spielt.

Herr Eibold, der Rücktritt ist jetzt genau ein halbes Jahr her, beim Test gegen Remscheid saßen sie in Herne auf der Tribüne. Wie nah sind Sie noch dran an der Westfalia?

Genau, gegen Remscheid war ich mit Maurice Temme im Stadion, es war schön, ein paar Leute wiederzusehen. Am Mittwoch nach Sodingen zum Spiel gegen den BVB habe ich es leider nicht geschafft – das wäre für mich als Ex-Sodinger und Ex-Herner ja ein doppeltes Heimspiel gewesen. Ich verfolge und lese alle Berichte rund um Westfalia und schreibe auch viel mit Knappi. Auch mit Spielern, die ich noch kenne, halte ich etwas Kontakt, es sind ja nicht mehr so viele. Zu Spielen schaffe ich es nicht so oft – ich bin viel unterwegs, meine Frau freut sich auch, wenn ich mal zu Hause bin. Aber ich schaue gerne drauf, zumal die Person, wegen der ich gegangen bin, nicht mehr da ist.

Uwe Heinecke legte sein Vorstandsamt im März nieder – da wäre der Weg für eine Rückkehr eigentlich frei gewesen. Warum kam es nicht dazu?

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Ja, da habe ich von vielen Leuten Nachrichten bekommen: Tim, kommst du jetzt zurück? Das hat mich gefreut. Aber ich hatte mit anderen Vereinen gesprochen und war mir schon mit Türkspor einig. Da ich eine Umschulung in Dortmund mache, passte das super. Und um ehrlich zu sein: Der Job bei Westfalia war schon sehr zeitaufwendig. Was Knappi und ich gemacht haben, das war fast krank –wir waren besessen von Fußball bei Westfalia. Also es wäre schön gewesen, aber jetzt ist es gut so – und vielleicht kommt es nochmal zur Rückkehr. Für mich als Herner bleibt Westfalia immer etwas besonderes. Das wäre sicher schön.

Wie kam es zum Engagement bei Türkspor? War es der Kontakt zu Kevin Großkreutz?

Genau, Kevin und ich sind seit einigen Jahren befreundet. Ich hatte Türkspor schon in einigen Angelegenheiten geholfen, zum Beispiel bei Verträgen und wir haben gemerkt: Das passt gut. Kevin hat mir den Verein gezeigt, wir haben uns öfter getroffen, es ist ein gut geführter Verein – und er brauchte Hilfe dabei, auch Spieler aus höheren Ligen zu verpflichten. Und ich kann hier gut arbeiten und der Sache meinen Stempel aufdrücken.

Gibt es große Unterschiede zur Arbeit bei Westfalia oder überwiegen die Parallelen?

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Auf jeden Fall hat man zwei Trainer, die sich sehr ähnlich sind mit Christian Knappmann und Kevin Großkreutz. Die sind beide besessen von ihren Vereinen. Kevin arbeitet hier mit Reza Hassani zusammen, die ergänzen sich perfekt.

Vor allem können Sie bei Türkspor Geld ausgeben, während Westfalia im Winter Insolvenz anmelden musste. Maurice Temme zum Beispiel wäre im Winter von Herne noch fast zum Wuppertaler SV gewechselt – jetzt spielt er in der Landesliga.

Das ist wirklich ganz anders: Bei Westfalia wussten wir manchmal nicht, wie wir den Monat bezahlen, wo wir das Geld herkriegen. Dadurch mussten wir Spielern oft eine Summe nennen, die dann das absolute Maximum für uns war. Mehr ging auch nicht, das war klar – trotzdem konnten wir viele Spieler von Westfalia überzeugen, einfach weil der Weg gut war, den Knappi und ich gehen wollten. Das ist bei Türkspor natürlich etwas entspannter.

Klingt nach einem sehr angenehmen Job als Kaderplaner.

Wir können Oberligaspieler holen, die aus beruflichen Gründen etwas kürzer treten wollen, zum Beispiel eben Maurice Temme. Aber auch wenn es einfacher ist: Wir nehmen keinen Spieler, einfach weil es geht. Ich werde auch daran gemessen, wirtschaftlich zu arbeiten. Und statt einen Spieler zu bezahlen, der uns nicht weiterhilft, machen wir lieber die Kabine schön und haben einen Zeugwart und zwei Betreuer, weil ich weiß, wie wichtig die sind.

Was für Ambitionen haben Sie mit Türkspor und wie schätzen Sie die Landesliga ein?

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Ich denke, wir können oben mitspielen – mit den Leuten, die wir geholt haben, gehören wir dahin. Das wissen aber auch alle. Die Liga ist offen, ich sehe natürlich auch, dass zum Beispiel Horsthausen bislang alle Testspiele gewonnen hat. Die freuen sich schon, wenn der vermeintliche Aufsteiger aus Dortmund kommt. Es wurde mal gesagt, dass wir innerhalb von vier Jahren in die Oberliga wollen. Das ist möglich, glaube ich – aber es darf keiner bei uns denken, wir marschieren durch die Landesliga. Dann werden wir Fünfter.

Was wird es für ein Spiel gegen Westfalia am Samstag?

Ich freue mich natürlich auf das Spiel gegen Westfalia – besonders auf die Menschen, die den Club begleiten. Dortmund ist um die Ecke, ich hoffe, es kommen einige Fans mit. Bei uns fehlen aber noch einige Spieler, am Ende ist es auch einfach ein Testspiel.

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