Herne. Der Herner EV will den eingeschlagenen Weg weitergehen in der Oberliga. Revierderbys stehen dort aber vorerst nicht mehr auf dem Spielplan.

Ob und unter welchen Rahmenbedingungen die neue Eishockey-Saison im September starten kann, ist derzeit noch völlig unklar. Fest steht nur: Die traditionellen Revierderbys wird es in der Oberliga Nord bis auf Weiteres nicht mehr geben.

In der dritthöchsten deutschen Spielklasse überschlugen sich in der Woche vor dem Ablauf der Meldefrist am Pfingstmontag die Ereignisse.

Den Anfang machten die Duisburger Füchse, die am vergangenen Mittwoch dem Deutschen Eishockey-Bund und ihren Konkurrenten mitteilten, dass man keine neue Oberligalizenz beantragen und für die Regionalliga melden werde.

EVD-Vorsitzender Stavros Avgerinos zieht die Notbremse

Schon seit Wochen hatte man an der Wedau zweigleisig geplant. Nach einem Kassensturz, der unter Einbeziehung der Risiken der Corona-Krise eine Etatunterdeckung in Höhe von 300.000 Euro ergab, zog Stavros Avgerinos dann die Notbremse.

Der Herner EV hat die Unterlagen für die Oberliga Nord fristgerecht eingereicht. Hier Geschäftsführer Jürgen Schubert (re.) mit Trainer Danny Albrecht.
Der Herner EV hat die Unterlagen für die Oberliga Nord fristgerecht eingereicht. Hier Geschäftsführer Jürgen Schubert (re.) mit Trainer Danny Albrecht. © Funke Medien | Klaus Pollkläsener

„Bewerbungsunterlagen mit einem Minus einzureichen, das bewegt sich zwischen unseriös, leichtsinnig und wahnsinnig. Wir riskieren auf keinen Fall die Zukunft des Eishockeys in Duisburg“, so der EVD-Vorsitzende.

Vorerst spielen keine Vollprofis mehr in Duisburg

Vollprofis werde es dort vorerst nicht mehr geben. Bei einem Zuschauerverbot in der Halle werde die U20 als erste Mannschaft aufs Eis gehen. Geld für Spieler auszugeben, könne sich der Verein dann keinesfalls leisten. Endgültig geschlossen sei das Kapitel Oberliga in Duisburg aber nicht.

In ein oder zwei Jahren wäre eine Rückkehr denkbar, vorausgesetzt der Verein stehe bis dahin auch sponsorenmäßig auf einer breiten Basis. „Manchmal muss man für den Erfolg weiter ausholen“, so Avgerinos.

Die nächste Hiobsbotschaft kommt aus Essen

Die nächste Hiobsbotschaft für das Ruhrgebiets-Eishockey kam am Freitag aus Essen. Dort hatte sich in den vergangenen Wochen eine finanzielle Schieflage ergeben, die Thomas Böttcher, seit März Erster Vorsitzender der Moskitos, mit Altlasten begründete: „Natürlich war mir zum Amtsantritt bekannt, dass der Verein Verbindlichkeiten hat. Diese sind in letzter Zeit aber um ein Vielfaches gestiegen. Erst nach der Vorstandswahl sind reihenweise Gläubiger mit alten Forderungen an uns herangetreten.“

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Um bis zu 300.000 Euro soll der Etat durch den Rückzug in die vierte Liga sinken. Mit welchem Personal die Moskitos dort antreten werden, ist unklar. Neun Spieler, darunter auch Topstürmer Aaron McLeod, hatten bereits Verträge für die Oberliga unterschrieben und dürften kaum bereit sein, für deutlich weniger Geld in der Regionalliga aufzulaufen.

Auch die Sorgen der Regionalliga-Vereine werden größer

Auch da waren die Sorgen der Vereine zuletzt immer größer geworden. Die Westgruppe der vierten Liga bestand in der vergangenen Saison nur noch aus sieben Mannschaften, noch dazu hatte der Neusser EV seinen Rückzug angekündigt.

Dominik Piskor spielt auch in der kommenden Saison für den Herner EV.
Dominik Piskor spielt auch in der kommenden Saison für den Herner EV. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Was jetzt ein Trio dazu bewog, die Flucht nach vorne Richtung Oberliga anzutreten. Mit der EG Diez-Limburg, dem Herforder EV und den Hammer Eisbären reichten gleich drei Vereine Lizenzanträge beim Deutschen Eishockey-Bund ein und wären damit die ersten echten Aufsteiger in die Nordgruppe seit deren Neugründung vor fünf Jahren.

In der Oberliga Nord ist der erste Zuwachs seit 2015 möglich

Bisher hatten alle potenziellen Kandidaten aus wirtschaftlichen Gründen auf einen Aufstieg verzichtet. Die U23 des Krefelder EV war im Vorjahr ohne sportliche Qualifikation in die dritte Liga aufgenommen worden.

Sollten alle Vereine die DEB-Prüfung bestehen, würden in der Oberliga Nord in der neuen Saison aus 13 Mannschaften spielen – eine mehr als im Vorjahr und der erste Zuwachs, nachdem die Liga seit 2015 kontinuierlich kleiner geworden war.

Herner EV will den eingeschlagenen Weg weiter gehen

Obwohl sich auch beim Herner EV durch die Absage der Playoffs eine mittlerweile geschlossene Finanzlücke in niedriger sechsstelliger Höhe aufgetan hatte, ist ein Rückzug am Gysenberg kein Thema.

„Auch wenn die derzeitige Nachrichtenlage um unsere Nachbarclubs alles andere als gut ist und das Verhältnis zueinander nie besser war, haben wir uns entschieden, in der Oberliga zu bleiben und unseren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen“, stellt Jürgen Schubert klar.

„Wir wünschen beiden Clubs, dass wir uns bald wiedersehen und freuen uns auf tolle Derbys und volle Hallen. Aber wir müssen auch auf uns gucken und wollen den Herner EV weiter nach vorne bringen“, so der HEV-Geschäftsführer weiter. Die erforderlichen Unterlagen wurden fristgerecht beim DEB eingereicht.

Dominik Piskor bleibt beim HEV, Niklas Heyer wurde fest verpflichtet

Zuvor hatten zwei weitere Spieler neue Verträge in Herne unterschrieben. So bleibt Dominik Piskor den Grün-Weiß-Roten für eine weitere Saison erhalten.

Niklas Heyer (li.) hat der Hernner EV fest verpflichtet.
Niklas Heyer (li.) hat der Hernner EV fest verpflichtet. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Der 27-Jährige hatte im letzten Jahr alle 44 Hauptrundenspiele für den HEV bestritten und war dabei auf 23 Tore und 13 Vorlagen gekommen.

„Er ist ein physisch starker Spieler, mit großem Drang zum Tor und einem sehr guten Schuss“, charakterisiert HEV-Coach Danny Albrecht die Stärken des Angreifers, der außer dem deutschen auch einen tschechischen Pass besitzt.

Fest verpflichtet wurde Niklas Heyer, der im Vorjahr bereits als Förderlizenzspieler aus Bad Nauheim zwölfmal für den HEV zum Einsatz gekommen war. Für seinen Stammverein hatte der deutsche U19-Nationalspieler außerdem 26 Spiele in der DEL2 absolviert. „Wir freuen uns wirklich riesig, dass Niklas im kommenden Jahr komplett für uns spielen wird. Als er im Januar zu uns kam, hat er sofort in die Mannschaft, aber auch in unser Spielsystem, gepasst. Daran merkt man einfach, was für ein gut ausgebildeter Verteidiger er ist. Er ist schnell, hat große Spielübersicht und ist sehr abgezockt“, so Danny Albrecht über das 19-jährige Talent.

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