Essen. Essener Oberligist bekommt ständig neue Rechnungen, die die Vereinskasse belasten und die Existenz gefährden. Defizit im sechsstelligen Bereich.

Es wehte bereits wieder eine Brise Euphorie rund um den Westbahnhof. Neuer Vorsitzender, neuer Trainer, dazu mitunter vielversprechende Personalmeldungen - nach turbulenten Zeiten schienen die Wohnbau Moskitos auf einem guten Weg in eine solide Zukunft. Doch nun der Schock: Der Essener Eishockey-Oberligist ist laut Informationen unserer Redaktion erneut in finanzielle Schieflage geraten.

Die Situation scheint ernst zu sein, sehr ernst. Im schlimmsten Fall könnte dem ESC sogar das Ende drohen.. Im Zuge der Bewerbung beim Deutschen Eishockeybund für die nächste Oberliga-Saison stellten die Verantwortlichen fest, dass sich in der Vereinskasse plötzlich wieder eine Lücke auftat, die im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen soll.

Neuer Vorsitzender will Verein konsolidieren

Eigentlich wollte der neue Vorsitzende Thomas Böttcher den Verein endlich konsolidieren. Er hatte eine solide Vereinsführung versprochen, wirtschaftlich seriös. Das, so betonte Böttcher, habe absolute Priorität. Und nur mit dieser Vorgabe und diesem Konzept war er angetreten und konnte die Wohnbau als Namenssponsor mit im Boot halten.

Aaron McLeod (r.) hat bei den Wohnbau Moskitos seinen Vertrag bereits verlängert.
Aaron McLeod (r.) hat bei den Wohnbau Moskitos seinen Vertrag bereits verlängert. © Michael Gohl

Den Etat für die kommende Saison hatten die Moskitos schon erheblich reduziert. Doch bei einer umfassenden Aufarbeitung der finanziellen Situation haben sich nicht einkalkulierte Altlasten aus unbezahlten Abgaben und Rechnungen aufgetan. Seit Böttcher im Amt ist, sollen plötzlich fast täglich neue Forderungen aufgetaucht sein, von denen niemand etwas wusste - kein gutes Zeugnis für Böttchers Vorgänger.

Verbindlichkeiten drastisch gestiegen

Hinzu kommt die Erhöhung der Unfallversicherungsbeiträge der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VGB). Aufgrund der Corona-Krise fehlen den Moskitos obendrein Sponsoreneinnahmen in Höhe von knapp 50.000 Euro. Das alles läppert sich und scheint mittlerweile erneut die Existenz dieses Vereins zu bedrohen, der schon hinreichend Erfahrung gemacht hat mit solchen Krisen. Drei Insolvenzen haben die Moskitos bereits hinter sich.

„Fakt ist, dass die Verbindlichkeiten des Vereins in den vergangenen Tagen und Wochen drastisch gestiegen sind“, sagt Thomas Böttcher auf Anfrage, der Anfang März zum Vorsitzenden der Moskitos gewählt wurde. Derzeit fahnden die Verantwortlichen mit Hochdruck nach einer Lösung. An diesem Freitag sollen Gespräche mit Partnern stattfinden, die vermutlich ausschlaggebend für die Zukunft des Eishockey-Klubs sein werden.

Fristverlängerung für Lizenzantrag

Fraglich ist unter diesem Umständen außerdem, ob es für die Moskitos in der drittklassigen Oberliga Nord weitergehen kann. Die Frist für den Lizenzierungsantrag läuft normalerweise in der Nacht zum Sonntag ab. Bisher hat der ESC keine Bewerbung eingereicht. Alternativ könnten die Essener in der Regionalliga West antreten. So würde der Verein seinen Etat um bis zu 300.000 Euro reduzieren - und womöglich sogar in einem recht attraktiven Teilnehmerfeld an den Start gehen. Unter anderem plant auch Rivale EV Duisburg seine Zukunft in der vierten Liga.

Dank einer Fristverlängerung haben die Moskitos bis zum 30. Juni Zeit, die Unterlagen beim Verband abzugeben. Eine Entscheidung gibt es allerdings noch nicht, betont Böttcher. „Ich bin dieses Amt angetreten, um den Verein auf eine wirtschaftlich gesunde Basis zu stellen“, sagt er. „Die Ligazugehörigkeit ist dabei zweitrangig.“

Klar ist jedenfalls: Der neue Trainer und Sportliche Leiter Frank Petrozza wird unabhängig von der Spielklasse im Amt bleiben. Doch ansonsten bleiben vorerst viele Fragen offen.