Herne/Wanne-Eickel. Das Coronavirus und die Auswirkungen auf den Sport: dazu äußert sich im Interview Hans Peter Karpinski, Vorsitzender des Stadtsportbundes.
Corona-Pandemie und (noch lange) kein Ende! Der heimische Vereinssport ist seit Mitte März komplett zum Erliegen gekommen. Keine Wettkämpfe, kein Training, keine Versammlungen, keine Turniere oder Sportfeste. Auf allen Anlagen und Plätzen herrscht eine gespenstische Ruhe.
Auch der Herner Stadtsportbund hat alle Ampeln auf Rot gestellt, die Geschäftsstelle ist geschlossen. Über die aktuelle Situation sprachen wir mit Hans Peter Karpinski, dem Vorsitzenden des Stadtsportbundes.
Herr Karpinski, der Stillstand im heimischen Sport betrifft auch den Stadtsportbund. Halten Sie zurzeit eigentlich noch ihre Vorstandssitzungen ab?
Ja, ich stehe ständig mit meinen Vorstandskollegen telefonisch in Kontakt. Videokonferenzen können wir leider aus technischen Gründen nicht stemmen. Noch nicht!
Ihre dreijährige Amtsperiode endet im Mai. Findet die ordentliche Jahreshauptversammlung des SSB mit Wahlen denn statt?
Hier heißt es abwarten. Die SSB-Jugend sollte am 27. April tagen, die Hauptversammlung dann am 13. Mai. Falls wir absagen, werden wir rechtzeitig alle Vereine informieren. Aber eines ist sicher: Mein gesamter Vorstand und auch ich bleiben bis zur nächsten Hauptversammlung im Amt – wann immer die auch sein wird.
„Kein fahrlässiges Verhalten“ der Vereinsvorstände
Gilt das auch für die Vereine?
Ja, viele sagen zurzeit ihre turnusmäßigen Jahreshauptversammlungen ab und können keine Entscheidungen treffen. Der Gesetzgeber hat dieses Problem erkannt und mit einem Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht reagiert. Die Vereinsvorstände sind weiter legitimiert und können zum Beispiel die fälligen Beiträge einziehen.
Kann es zu einer persönlichen Haftung des Vorstandes kommen, wenn der Verein durch die Corona-Krise insolvent wird?
Nein. Ein Vorstand kann nur persönlich in die Haftung genommen werden, wenn er grob fahrlässig gehandelt hat. Und ich bin mir sicher, dass in den Herner Vereinen in der aktuellen Krise keinem Vorstand ein fahrlässiges Verhalten vorgeworfen werden kann.
Hilfen vom Land NRW und vom Landessportbund
Gibt es öffentliche Hilfen für Vereine, um zum Beispiel Personal, Miete, Pacht etc. zu bezahlen?
Hier haben das Land NRW und der Landessportbund Hilfen zugesagt. Die entsprechenden Formulare und Informationen können unter www.lsb.nrw.de eingesehen und abgerufen werden. Sportvereine, die auch unternehmerisch tätig sind, können zum Beispiel über das Soforthilfeprogramm des Bundes, das in NRW über die Bezirksregierungen abgewickelt wird, einen Zuschuss beantragen. Die Landesregierung spannt einen Rettungsschirm, um die drohende Zahlungsunfähigkeit von Sportvereinen abzuwenden.
Können Übungsleiter finanzielle Ansprüche an die Vereine stellen?
Nein, denn die Vereine können ja nichts dafür, wenn Übungsstunden ausfallen. Aber auch hier soll es Hilfen vom Land geben. Um die Arbeit der Übungsleiterinnen und Übungsleiter in den Sportvereinen zu stärken, werden im Haushalt 2020 zusätzlich drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Sind sämtliche Angebote des Stadtsportbundes wegen der aktuellen Corona-Krise abgesagt?
Ja, im Moment bis zum 19. April. Wir halten uns da ganz strikt an die gesetzlichen Vorgaben der Landesregierung und natürlich auch an die der Stadt Herne.
Wie sieht es mit dem beliebten Spielfest aus, das ja jetzt „Herner Sport Day“ heißt?
Die Planungen standen, denn wir wollten es gemeinsam mit der Revierpark Gysenberg GmbH anlässlich des 50. Geburtstages von Hernes „Grüner Lunge“ feiern. Und zwar am 7. Juni. Dieser Termin ist bereits abgesagt. Wir lassen uns noch das Türchen für einen Nachholtermin auf, aber da müssen wir die Entwicklungen bezüglich des Veranstaltungsverbotes abwarten.
Auch der Termin für den Tag des Sportabzeichens in diesem Jahr ist geplatzt. Oder?
Ja, wir wollten ihn eigentlich im Mai im Horst-Stadion austragen.
Sie koordinieren im Stadtsportbund das Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ des Landes Nordrhein-Westfalen, durch das ca. 2,1 Millionen Euro nach Herne fließen sollen. Liegt das Programm wegen der Corona-Krise auf Eis?
Nein, absolut nicht. Wir haben in unserer Stadt zwölf Vereine besucht oder mit ihnen gesprochen, die Anträge gestellt haben. Diese haben wir in unserer Arbeitsgruppe, dem auch Vertreter der Stadtverwaltung und der Politik angehören, ausführlich diskutiert und in Prioritätsklassen 1 und 2 kategorisiert. Diese Zusammenfassung liegt seit wenigen Tagen der Sportverwaltung, dem Sportausschussvorsitzenden sowie den Vertretern von SPD und CDU vor. Die Stadt muss nun sicherstellen, dass es nicht zu Doppel-Förderungen aus anderen Töpfen, die noch aufgemacht werden können, kommt. Ich bin mir sicher, dass wir Ende 2020 die Liste mit den Förderempfehlungen der Staatskanzlei in Düsseldorf vorlegen können. Wir sind sehr froh darüber, dass endlich Geld zur Verfügung steht und die Vereine so ein wenig Unterstützung bekommen.
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Hans Peter Karpinski wurde Mitte Mai 2014 als Nachfolger von Jürgen Cokelc zum Vorsitzenden des Herner Stadtsportbundes (SSB) gewählt. Drei Jahre später erhielt er erneut das Vertrauen der Herner Sportfamilie – und zwar einstimmig.
Dem Stadtsportbund als Dachverband des Herner und Wanne-Eickeler Sports gehören aktuell mehr als 170 Vereine mit rund 30.000 Mitgliedern an.