Herne/Wanne-Eickel. Das Virus und die Folgen für den Herner/Wanne-Eickeler Sport – dazu ein Interview mit Kai Gera (SPD), Sportausschuss-Vorsitzender.
Der Vereinssport in Herne und Wanne-Eickel steht still. Kein Eishockey, kein Basketball. Kein Fußball, Handball, Tischtennis. Die Luft ist raus, alle Aktivitäten wurden auf Null gestellt.
Auch das so ebenso vielfältige wie eminent wichtige Vereinsleben. Kein Turnen für Ältere, kein Babyschwimmen, kein Lauftreff. Eine noch nie dagewesene Situation, der sich alle Sportlerinnen und Sportler, ob aktiv oder passiv, stellen müssen.
Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Vereine sprachen wir mit Kai Gera (SPD), Vorsitzender des Herner Sportausschusses.
Der Sport in Herne und Wanne-Eickel liegt verständlicherweise komplett brach. Was macht ein Sportausschussvorsitzender zurzeit?
Kai Gera: Als selbstständiger Versicherungsfachmann bin ich im Home-Office und nur ab und zu im Büro. Hier daheim, wie Sie mich gerade erreichen, wechsele ich mich in der Bespaßung und Betreuung unserer Kinder mit meiner Frau ab. Auf den Sportplatz komme ich ja nicht mehr. Ich wollte mir zuletzt das Fußballspiel zwischen den Wanner Sportfreunden und der SG Herne 70 ansehen. Aber das wurde ja abgesagt.
Eine Zeit, Vereine zusammenzuhalten
Alle Breitensportvereine in unserer Stadt haben ihre Angebote eingestellt. Was bedeutet das für die Vereine? Wird es ein Vereinssterben geben?
Das ist meiner Meinung nach überhaupt noch nicht absehbar. Jetzt ist vor allem die Zeit, sich anders gesund zu halten als im Sportverein. Und es ist eine Zeit, die Vereine zusammenzuhalten. Die Mitglieder müssen zueinanderhalten und nicht irgendwelche finanzielle Rückforderungen für nicht erbrachte Leistungen oder Angebote stellen. Ich appelliere an alle Vereinsmitglieder, in der jetzigen Situation zusammenzuhalten und Solidarität zu zeigen. Kein Vorsitzender, kein Abteilungsleiter, kein Sportwart trägt die Schuld daran, wenn alles ausfällt oder abgesagt wird.
Saisonabbruch: HTC und HEV fehlt Geld in den Kassen
Zwei Leistungssportvereine in unserer Stadt, die Basketballerinnen im Herner TC und die Eishockey-Spieler im Herner EV, mussten ihre Saison abrupt beenden. Was bedeutet das für die Vereine?
Das ist doch klar, dass beiden Vereinen jetzt Geld in den Kassen fehlt. Sie hatten die Playoff-Spiele im Finanzplan, und da steht jetzt ein ganz dickes Minuszeichen. Der HEV zum Beispiel steht schon im engen Kontakt mit dem Oberbürgermeister, da der Verein über die Gysenberghallen GmbH eine spezielle Rechtsform besitzt. Hier ist schnelles Handeln gefragt.
Unbürokratische Hilfe wo es geht
Haben Sie, sowohl in der Sport- als auch in der Parteipolitik, schon Hilferufe bekommen? Und wie kann die Stadt, die Sportverwaltung, ihren Vereinen helfen?
Bisher gab es nur vereinzelte Hilferufe und Anfragen, obwohl ich natürlich über die angespannte Situation gerade des HEV und des HTC informiert bin, auch über die sozialen Medien. Die Stadtverwaltung kümmert sich zurzeit intensiv um die Bewältigung oder Eindämmung der Corona-Krise. Und wir dürfen nicht vergessen, dass finanzielle Zuwendungen an Sportvereine auf freiwilliger Basis geschehen. Zum Glück gibt es in unserer Stadt ja keine Gebühren für die Nutzung von Sportstätten, die müssen daher auch nicht ausgesetzt werden. Aber was die Krise für Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt haben wird, ist nicht absehbar. Wir stehen ja erst am Anfang. Eines kann ich jedoch zusagen: Wir werden unbürokratisch helfen, wo und wie wir es können. Das muss dann besprochen werden, es wird sicher etwas kommen.
Alle Veranstaltungen bis Mai abgesagt
Gibt es im Sportsektor Absagen von Veranstaltungen?
Das Sportleben ist ein fester Bestandteil dieser Stadt. Und die hat, so mein Stand heute, alle Veranstaltungen bis einschließlich 1. Mai abgesagt. Was danach passiert, ist heute noch nicht absehbar. Ich denke da vor allem an den „Nations-Cup“ Ende Mai und die Weltmeisterschaften im August, beides im Minigolf.
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Geplante Sanierungen werden fortgesetzt
Müssen Sanierungsmaßnahmen verschoben werden, oder auch die Fertigstellung von Sportanlagen?
Nein, soweit ich weiß, werden vor allem die geplanten Sanierungen in den Sporthallen fortgesetzt. Ob die Leichtathletik-Anlagen auf dem umgebauten Sportplatz an der Schaeferstraße wie geplant im Mai fertig werden, kann ich nicht sagen. Eventuell muss das verschoben werden. Aber das Geld dafür und auch für alle anderen beschlossenen Maßnahmen ist weiterhin vorhanden und begonnene Projekte werden auch fertiggestellt.
Einbruch im Sportsponsoring ist zu befürchten
Noch eine Frage zum Geld: Erwarten Sie einen Einbruch im eh schon schwierigen Feld des Sportsponsorings in Herne?
Ich befürchte ja. Firmen werden es sich sicher dreimal überlegen müssen, wofür sie ihr Geld einsetzen. Denn Umsatzeinbrüche sind leider überall zu erwarten. Aber ich hoffe, dass die, die zurzeit am Ball sind, diesen auch weiterspielen. Zu einem Ausbau des Sponsorings dürfte es aber sicherlich nicht kommen.