Herne. Der Stürmer steht kurz vor einem Wechsel zum Gegner. Dass der Club Insolvenz angemeldet hat, ist natürlich auch für die Spieler weiter Thema.
Christian Knappmanns Aussage ist klar und eindringlich: „Es spielt jeder auch ein bisschen für sich selbst, da ist die Eigenverantwortung und der Charakter der Spieler gefragt. Es ist meine Pflicht in dieser Situation, das den Jungs auch so zu sagen“, erklärt der Trainer des insolventen Fußball-Oberligisten, wie er und seine Mannschaft das 0:3 gegen die Sportfreunde Siegen aufgearbeitet haben. Denn: „Wir wissen alle nicht zu 100 Prozent, was passiert.“
Sonntag wartet nun erst einmal das letzte Spiel der Westfalia in 2019 gegen Schermbeck (14.30 Uhr am Schloss) – aber nicht nur die Einstellung der Spieler muss in diesem Spiel besser sein als vor einer Woche.
Partie gegen Siegen sachlich aufgearbeitet
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„Diesen Auftritt alleine daran festzumachen, das wäre für mich als Trainer zu einfach“, sagt Knappmann. „Wenn die Mannschaft nicht gut war, dann waren auch wir als Trainerteam nicht gut, was Taktik, Umstellungen und Auswechslungen angeht.“
Fußballerisches sowie die Mentalität und Charakter des Herner Auftritts, beides muss sich dringend ändern gegen Schermbeck – denn beim Personal hat der SCW nach der Reihe der finanziell bedingten Vertragsauflösungen aktuell kaum Optionen.
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Aber immerhin etwas: „Die Trainingswoche war richtig gut – das hatten wir auch schon länger nicht mehr“, sagt der Herner Trainer.
Dass das Spiel angesichts der schwebenden Insolvenz das letzte der Saison sein könnte, ist nach den Aussagen des Gutachters in dieser Woche zwar eher nicht zu befürchten – Gedanken über ihre Zukunft müssen sich die Spieler des SC Westfalia aber trotzdem machen.
Neun Punkte Abzug wegen der Insolvenz sind eingeplant
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Einer, der das bereits getan hat, wird am Sonntag nicht dabei sein: Michael Smykacz steht vor einem Wechsel zum SV Schermbeck, die Vereine müssen sich aber noch über eine Ablöse einig werden.
Im direkten Duell der beiden Vereine wird Smykacz nicht im Kader stehen – nach seiner Verletzung war er zuletzt aber auch nicht mehr beziehungsweise noch nicht wieder der Mittelstürmer, den Westfalia so dringend gebrauchen könnte.
Smykacz und Seifried waren im Hinspiel die Helden
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Im Hinspiel traf Smykacz zweimal zum 1:1 und 2:2, bevor Schermbeck in der 87. Minute erneut in Führung ging – bis SCW-Torwart Ricardo Seifried in letzter Sekunde nach einem Eckball zum 3:3 traf. Nur eines in der Reihe vieler spannender Spiele zwischen SCW und SVS, ob in der Ober- oder NRW-Liga.
Aktuell steht Herne zwei Punkte hinter Schermbeck, aber neun Punkte Abzug im wahrscheinlichen Fall, dass das Insolvenzverfahren eröffnet wird, hat der SCW natürlich schon eingeplant – auch ein Punktgewinn wie im Hinspiel wäre für den Tabellenachten SVS wohl genug.
Westfalias Kader ist deutlich jünger als Schermbeck
Im Frühjahr stand vor dem Schermbeck-Spiel in der WAZ: Westfalia guckt in den Spiegel“, sagt Knappmann über den Gegner, „und das passt einfach. Die Idee wie man Oberliga-Fußball spielen kann und soll, ist ähnlich.“ Stichwort: Mentalität.
Dabei gibt es aber Unterschiede, gerade in der Altersstruktur. „Die Herangehensweise im Kader ist dabei sicher eine andere. Schermbeck ist vielleicht etwas abgezockter, wir dafür schneller und frecher.“ Das soll Herne zum Sieg helfen – und dann geht die spannende Zeit für Westfalia erst los.
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Knappmann und der sportliche Leiter Tim Eibold müssen einen möglichst günstigen, schlagkräftigen Kader für die Rückrunde zusammenstellen. Der Vorstand muss seine Hausaufgaben machen, damit das Insolvenzverfahren wie erhofft zum neuen Jahr eröffnet werden kann – bis das sicher ist, ist von allen Beteiligten weiter Charakter und Eigenverantwortung gefragt. Nicht nur in den 90 Minuten auf dem Platz.
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