Der SC Westfalia Herne gewinnt in Kaan-Marienborn mit 2:0. Nazzareno Ciccarelli trifft zweimal aus einer für ihn ungewohnten Rolle heraus.

Da stand Nazzareno Ciccarelli auf dem Kunstrasen der Herkules-Arena in Kaan-Marienborn und guckte zufrieden in die Runde. Die zwei Tore hatte er gerade gemacht zum 2:0 (0:0)-Sieg des SC Westfalia Herne beim 1. FC Kaan-Marienborn. Die Gratulationen nach dem Spiel an ihn waren das eine – die Geschichte vor dem Spiel und Ciccarellis Rolle darin die andere.

Zunächst aber mal kam ein Teamkollege nach dem anderen zu Ciccarelli, der gleich mehrere Titel von seinen Mitspielern zugegrinst bekam. „Man of the Match“ dürfte der wohl häufigste gewesen sein.

Gesagt, getan

Beim lockeren Geplauder nach dem Spiel erinnerte Tim Eibold den zweifachen Torschützen noch mal daran: was er, der Sportliche Leiter der Westfalia, ihm vor dem Spiel gesagt habe? – „Dass ich heute treffe“, so Ciccarelli. „Aber das haben heute noch einige andere gesagt.“

Gesagt, getan also. Und das von einer Position aus, die nicht die eigentliche von Nazzareno Ciccarelli ist. Denn der Offensivmann hatte zwar auch im Sturm angefangen, war aber zur zweiten Halbzeit von Trainer Christian Knappmann auf die Sechs neben Nicolai Pakowski geschickt worden, anstelle des ausgewechselten Felix Fuchs. Für ihn kam Darius Stawski, der in den Sturm ging.

„Bei Knappi spiel’ ich überall“

Ist die Sechs seit Sonntag Ciccarellis Lieblingsposition? Der zweifache Torschütze lachte: „Eigentlich spiele ich sonst immer vorne. Aber bei Knappi spiel’ ich überall.“

In dieser Woche hatte Ciccarelli schon im Training die Rolle vor der Abwehr übernommen, sie in Kaan-Marienborn noch mit zwei Toren geschmückt.

„Wenn man so arbeitet wie er, dann wird das auch belohnt“

Von seinem Trainer bekam der 22-Jährige noch beispielhaft ein Sonderlob: „Wenn man so arbeitet wie er, und das seit Wochen, dann wird das auch belohnt.“

Die Herner waren auch im Siegerland in der 4-2-3-1-Formation geblieben, in der sie in Ennepetal (2:1) und gegen Westfalia Rhynern (1:1) vier Punkte eingespielt hatten.

Chancen in der ersten Hälfte meist nach Standards

Auch in der ersten Halbzeit des Spiels beim Regionalliga-Absteiger hielt der Herner Defensivverbund, von der vorderen Linie bis in den eigenen Sechzehner hinein.

Die Torszenen auf beiden Seiten kamen meist durch Standardsituationen zu Stande, unter anderem einen Freistoß von Kaan-Marienborns Mats-Lukas Scheld, auf der anderen Seite durch einen Schuss von Nazzareno Ciccarelli nach einer Ecke. Nah dran an den ersten Treffer kam für die Gastgeber kurz vor der Pause noch Daniel Waldrich, aber bei seinen Schuss aus spitzem Winkel aus kurzer Distanz behielt Westfalia-Keeper Ricardo Seifried den Kopf und die linke Hand oben (43.).

Herne schiebt in der Offensive den Regler nach oben

Zur Pause stellte Knappmann um – und zog selbst auch in seiner Coaching Zone an. Besonders in den letzten 20 Minuten feuerte er seine Spieler immer wieder an: „Für uns war klar, dass das heute bei diesem Gegner das bisher schwerste Spiel werden würde. Deshalb konnten wir wir nur über die Mentalität und immer wieder mit Anlaufen ins Spiel kommen. Das haben wir heute perfekt bis ins Detail gemacht“, sagte Hernes Trainer nach dem Spiel.

Dazu schoben die Gäste in der Pause in der Offensive den Regler nach oben. In der 58. Minute, nach einem Einwurf, verlängerte Darius Stawski im Strafraum der Gastgeber, Kai Hatano spitzelte den Ball zurück an die Strafraumgrenze, und von dort zog Nazzareno Ciccarelli ab, sein Schuss landete abgefälscht zur Herner Führung im Netz (0:1/58.).

Dritte Rolle: „Kiste“ holen

Die Kaan-Marienborner spielten Richtung Ausgleich, zwingende Chancen ließ die Westfalia aber nicht zu, und hohe Flankenbälle griff sich Westfalia-Keeper Ricardo Seifried.

Drei Minuten vor Schluss starteten die Herner den einen Konter von mehreren, den sie bis über die Ziellinie spielten. Hatano trat als vorletzte Station zum Solo an, legte dann rüber zu Nazzareno Ciccarelli, der den Ball zum 2:0 ins Tor grätschte.

Der Rest war Herner Jubel, und nach Stürmer und Sechser spielte Ciccarelli an diesem Tag noch eine dritte Rolle: seine Teamkollegen schickten ihn erst mal ins Vereinsheim. „Kiste“ holen.

Tore: 0:1 (58.) Ciccarelli, 0:2 (87.) Ciccarelli.

Kaan-Marienborn: Bölker, Tomas, Gänge, Flender (71. Saka), J. Schneider, Scheld (84. S. Schneider), Krieger, Yigit, Ofosu-Ayeh (46. Wieschhaus), Duda (62. Burk), Waldrich.

Westfalia: Seifried; Rößler, Temme, Haar, Pulver – Pakowski (81. Duyar), Fuchs (46. Stawski), – Schick, Hatano, Sengün (65. Lampka) – Ciccarelli (88. Uzun).

Schiedsrichter: Roedig (Hamburg).

Zuschauer: 163.

Rote Karte: Yigit (Kaan/89.).