Der SC Westfalia Herne hat gegen den Namensvettern aus Rhynern viele gute Torchancen. Aber nur Nazzareno Ciccarelli trifft für die Gastgeber.
Schlusspfiff im Stadion am Schloss. Herner Spieler senken den Kopf, manch einer lässt sich auf den Boden sinken. 1:1 gegen den SV Westfalia Rhynern, den bisherigen Tabellenfünften. Es gab, so wie diese 90 Minuten gelaufen waren, wohl niemanden auf Seiten des SC Westfalia Herne, der dies als Punktgewinn sehen wollte.
Zu klar die Überlegenheit, zu deutlich die größere Zahl an Torchancen und -abschlüssen. Der grundsätzliche Offensivplan der Herner funktionierte – ob und wie der Ball allerdings dann über die Torlinie rollt: das lässt sich von keinem Reißbrett oder Tablet aus mal eben auf den Platz zaubern.
Immer ein Bein dazwischen
Es gab eine Szene in der zweiten Halbzeit, da zeigte sich dies besonders deutlich. Da drängelten die Herner im Sechzehner der Gäste und auch außerhalb.
Nacheinander schossen die Gastgeber schnell hintereinander, zwei-, dreimal, aber jedes Mal bekamen die Gäste ein Bein dazwischen oder warfen sich in die Schussbahn, und auch den letzten Versuch in dieser Szene von Niclas Grzelka blockte ein Rhynerner ab.
Eine Sequenz von ein paar Sekunden, die das Spiel ganz gut zusammenfasste.
„Wir hätten heute acht Tore machen müssen“
Christian Knappmann, der Trainer des SC Westfalia Herne, sagte es so: „Normalerweise sagt man vor so einem Spiel vielleicht, dass man mit einem Punkt zufrieden ist.“
Wie es dann tatsächlich gelaufen war, ließ Knappmann jedoch feststellen: „Aber wir hätten heute acht Tore machen müssen.“ Dann nicht zu gewinnen, sei einfach „ärgerlich“.
In guten Rhythmus eingegroovt
Wie schon von Knappmann angekündigt, änderten die Herner grundsätzlich nichts an Formation und Spielweise gegenüber dem 2:1-Sieg in Ennepetal.
Mit dem Unterschied, dass sich der SCW diesmal von Beginn an in einen guten Rhythmus eingegroovt hatte zwischen dem Schutz des eigenen Tores und den schnellen eigenen Bällen nach vorne, Torchancen inklusive. Es waren erst wenige Minuten gespielte, da tauchte schon Innenverteidiger Maurice Haar als erster Herner zweimal gefährlich vor dem Gästetor auf, verpasste aber zunächst mit einem Kopfball und dann mit einem Schuss über das Tor.
Erste Ausrufezeichen vom späteren Torschützen
In der 28. Minute dann kombinierten sich die Herner schnell und flach durch nach vorne, über Kai Hatano und Kerem Sengün, der Nazzareno Ciccarelli in Szene setzte – Rhynerns Torhüter Alexander Hahnemann klärte mit dem Fuß.
Das erste Ausrufezeichen von Hernes Stürmer, ein noch größeres sollte in der zweiten Halbzeit von Nazzareno Ciccarelli folgen. Noch vor der Pause näherte er sich seinem ersten Saisontreffer ein weiteres Stück an. Er zog von der Strafraumgrenze ab, aber auch diesen Schuss wehrte Hahnemann ab, diesmal prankte er den Ball mit beiden Händen zur Seite.
Kai Hatano schloss ein Solo knapp übers Tor ab, und diesen Faden aus der letzten gefährlichen Herner Aktion vor dem Halbzeitpfiff griffen die Gastgeber direkt nach der Pause wieder auf. Direkt nach Wiederanpfiff zog der später verletzt ausgewechselte Maurice Temme ab ins untere Eck, hier brachte Alexander Hahnemann eine Hand an den Ball.
Ciccarelli leitet den Angriff zu seinem Führungstreffer selbst ein
Zehn Minuten später leitete dann Nazzareno Ciccarelli selbst seinen Herner Führungstreffer ein. Nach gewonnenem Kopfball der Herner kam der Ball zu Ciccarelli, der im Mittelfeld loszog, den Ball auf Links zu Kerem Sengün passte und dann den geraden Weg nach vorne suchte. Sengün flankte hinüber auf Enes Schick, der gab scharf vors Tor – da stand Nazzareno Ciccarelli und verwandelte die Vorlage zum 1:0 für Westfalia Herne (56.).
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Rhynern raffte sich auf, Michael Wiese scheiterte zunächst an Ricardo Seifried, ehe die Gäste über die rechte Seite dann schnell nach vorne kamen und Akhim Seber ausgleichen konnten (1:1/ 65.).
Was folgte, waren weitere Angriffe der Herner – Trainer Christian Knappmann gab nach dem Spiel einen Einblick in seine ganz persönliche „Ran“-Datenbank: „Wir hatten doch heute hundert zu eins Torschüsse.“
In den stärksten Szenen aber traf Nico Pulver übers Tor, Nicolai Pakowski bekam den Ball nicht ins kurze Eck und zweimal wurde Enes Schick in der Schlussphase im letzten Moment von Rhynerns Abwehr gestoppt. Bis über die Torlinie wollte die Kugel keinen Herner Absichten mehr folgen.