Das ist bitter für den Herner TC. Der Deutsche Meister muss sehr lange auf Chloe Bully verzichten. Sie hat sich in Polen das Kreuzband gerissen.
Im Meisterjahr 2018/19 wurden die Basketballerinnen des Herner TC von gravierenden Verletzungen komplett verschont, diesmal passierte es im Trainingslager gleich bei der ersten Einheit. Ohne Einwirkung einer Gegenspielerin verdrehte sich Chloe Bully das Knie. Schnell bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Die 26-jährige Belgierin erlitt einen Kreuzbandriss und flog umgehend nach Herne zurück. In der kommenden Woche soll Bully operiert werden.
„Das ist bitter. Chloe ist eine sehr starke, für uns sehr wichtige Spielerin, die auch bei den Titelgewinnen eine große Rolle gespielt hat“, war Trainer Marek Piotrowski betrübt. „Mit ihrer ganzen Art und ihrer physischen Spielweise zieht sie die ganze Mannschaft mit.“ Wenn alles gut verläuft, wird die defensivstarke Aufbauspielerin in sechs, sieben Monaten wieder einsteigen können. Zunächst will der HTC auf eine Nachverpflichtung verzichten. „Wir warten ab, wie die OP verläuft. Vielleicht kann Chloe uns ja im Februar, März schon wieder helfen“, möchte Marek Piotrowski nichts überstürzen.
Kleiner Kader für die Doppelbelastung
Viel darf allerdings nicht mehr passieren. Denn der HTC-Kader umfasst jetzt nur noch neun einsatzfähige Profis plus einiger Talente aus den eigenen Reihen. Ob der deutsche Doublesieger in dieser Konstellation die Doppelbelastung von Bundesliga und EuroCup stemmen kann, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Schon im Trainingslager im polnischen Zakopane fiel Bullys Ausfall stark ins Gewicht. Vor allem anfangs war die Stimmung doch etwas geknickt. Und mit dem Wegfall einer dritten Spielerin – Laura Zolper und Sarah Polleros waren ja wegen ihrer Teilnahme an der 3x3-EM der U18 nicht mit in Polen – stieg auch die körperliche Belastung für die verbleibenden zehn jungen Damen noch einmal an. „Das war schon extrem intensiv und sehr anstrengend für die Spielerinnen“, berichtete Piotrowski nach der Rückkehr.
Hernerinnen tanken Kraft und Kondition
In Zakopane haben die Coaches mit dem Team die konditionellen Grundlagen für die am 21. September in Hannover beginnende Saison erarbeitet. Dabei lernten auch die sechs Neuzugänge die Berge der Hohen Tatra und die Stufen hinauf zur Sprungschanze kennen. In der Halle wurde viel Kraft getankt, aber auch mit dem Ball gearbeitet. Anschließend ging es in Piotrowskis Heimatort Lublin, wo der HTC den dortigen, durchaus ambitionierten Erstligisten in zwei Testspielen zweimal mit identischem Ergebnis (68:59) bezwang. Auf der Rückreise machte der Herner Tross dann noch in Sosnowiec Station und setzte sich auch dort gegen einen Erstligisten mit knapp 20 Punkten deutlich durch.
Den Ergebnissen maß Piotrowski jedoch keine große Bedeutung bei. Wohl aber den Erkenntnissen. „Lublin hat alles abgefragt. Da wurden unsere Schwächen, aber auch unsere Stärken klar aufgezeigt“, sagte der 60-Jährige. Und auch die Arbeit in Zakopane habe ihren Zweck voll erfüllt. „Es war eine interessante Zeit, wir haben sie intensiv genutzt. Wir Coaches haben die Spielerinnen besser kennengelernt, die Spielerinnen uns“, so Piotrowski. Sein Eindruck: Menschlich sind alle okay, die Mischung passt. „Aber wir brauchen Zeit, um die Abläufe einzuüben. Wir haben eine fast neue Mannschaft. Ohne Bully sind ja nur noch drei aus der letzten Saison dabei.“
DBB-Team holt Silber in Tiflis
Nicht mitgerechnet sind dabei die jungen Eigengewächse, die ja auch in der WNBL oder der Regionalliga weiter reifen sollen. Vielleicht schaffen sie es aber auch, sich im Training für mehr Spielzeit im DBBL-Team aufzudrängen. Frida Schmidt hat sich in Polen schon zeigen können, Laura Zolper und Sarah Polleros werden in dieser Woche wieder zum Kader stoßen. Sie waren mit dem deutschen 3x3-Team bei der U18-Europameisterschaft im georgischen Tiflis im Einsatz und kehrten als Vize-Europameisterinnen zurück.
Zusammen mit Amelie Kröner (Citybasket RE) und Victoria Poros (ALBA Berlin) bildeten die beiden HTC-Talente ein großartiges Team, das sensationell das Finale erreichte und beim 16:17 gegen Spanien nur haarscharf den ganz großen Wurf verpasste. Zuvor hatte sich die DBB-Auswahl über Ungarn (15:10), Georgien (21:6) und Belgien (17:10) ins Halbfinale gespielt, wo Zolper, Polleros und Co. dann den Mitfavoriten Russland mit 20:18 bezwangen.