Hattingen. Dirk Sauer (TC Ludwigstal) begeistert in Wimbledon nicht nur das Niveau der Tennis-Stars um Novak Djokovic. Eine Annahme muss er verwerfen.
Einmal die Weltbühne des Tennis-Sports erleben, einmal den großen Stars live beim Spielen zuschauen, einmal Wimbledon, das wohl prestigeträchtigste Turnier überhaupt, in all seinen Facetten wahrnehmen, das war schon immer der Traum des Hattingers Dirk Sauer. Nun erfüllte er sich diesen.
„Es war ein unvergessliches Erlebnis. Der Besuch ist eigentlich ein Muss für jeden Tennisfan“, sagt Sauer, der selbst bei den Herren 50 des TC Ludwigstal in der Bezirksklasse aufschlägt.
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Bei nationalen Turnieren und der Bundesliga war der Hattinger schon häufiger vor Ort, doch das ist mit dem Mythos Wimbledon gar nicht vergleichbar. Das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres im Londoner Stadtteil „ist anders, weil die Tradition so groß ist. Man spürt die Historie an jeder Ecke, das Gelände ist riesig, die Anlage erstreckt sich über mehrere Straßenzüge mit dem ganzen Stadtteil drumherum“, so Sauer.
Wimbledon: Zelten, um an ein Ticket zu kommen
Am Montagabend, den 10. Juli, machte er sich auf den Weg nach London und kehrte am Mittwoch zurück. Für die Viertelfinalspiele im Einzel der Damen und der Herren Dienstag hatte er eines der begehrten Tickets ergattern können und ging so der berühmten „Wimbledon-Queue“ aus dem Weg. Dort stellt man sich an, wenn man kein Ticket im Vorhinein gekauft hat – und muss, um bei dem riesigen Andrang wirklich eine Chance auf eine Eintrittskarte zu haben, schon am Vorabend anreisen und sein Zelt aufschlagen.
Zu erwerben gibt es dann stark limitierte „Show-Court“-Karten für die Spiele auf dem Centre Court, indem 15.000 Zuschauer Platz finden, und Court Nummer 2 oder den „Ground-Pass“, mit dem man Zugang zu allen anderen Außenplätzen mit kleinen Tribünen, die teilweise nur drei Reihen hat, und zum „The Hill“ – quasi einem Hügel zum Public Viewing hat. Das günstigste Ticket kostet übrigens lediglich 27 britische Pfund, umgerechnet 31.56 Euro.
Schlange stehen für den berühmten Strohhut
Rund 50.000 Zuschauende sind Tag für Tag von dem Spektakel in Wimbledon begeistert. „Bei den French Open waren zuletzt haufenweise Plätze frei. Das ist in Wimbledon gar nicht so, da ist alles voll“, sagt Sauer. Logisch, dass da auch viel Umsatz gemacht wird.
„Es gibt einen Wimbledon-Shop, ungefähr so groß wie ein Supermarkt hier bei uns in Deutschland. Da steht man eine halbe Stunde an“, so Sauer lachend. Auch er habe sich eingedeckt mit Andenken, unter anderem zwei Handtücher mit dem originalen Wimbledon-Symbol erstanden.
Auf den Strohhut, den viele Menschen auf den Tribünen tragen, verzichtete er aber dann doch. „Der kostet 120 Pfund. Auf dem Weg zum Stadion stehen die Leute in den Einfahrten vor ihren Häusern und verkaufen diese Strohhüte ohne das Logo für 20 Pfund. Es ist eine absolute Marketing-Maschine“, sagt Sauer. Er habe sich auch mit den Kassiererinnen im Shop unterhalten. „Die sagten mir, es herrsche die zwei Wochen des Turnieres lang ‘madness’ (deutsch: Wahnsinn, Anm. d. Red.).“
Das Tempo bei jedem einzelnen Spiel ist beeindruckend
Nicht nur das ganze Drumherum hinterließ bei Sauer bleibenden Eindruck – auch der Sport war imposant. „Die Mischung ist wirklich toll und man kann jederzeit an einem der kleineren Courts tolles Tennis sehen. Das Niveau ist unfassbar gut. Jedes Junioren-Einzel oder Mixed Doppel hat super Ballwechsel und ein enorm hohes Tempo“, so Sauer.
Die Viertelfinalspiele zwischen der 22-jährigen Polin Iga Świątek, Nummer eins der Welt, und der 28-jährigen Elina Switolina sowie zwischen dem 36-jährigen Serben Novak Djokovic, aktuell Nummer zwei der Welt, und dem 25-jährigen Russen Andrey Rublev sah der Hattinger Sauer dann live im großen Tempel – und musste eine vorherige Annahme über den Haufen werfen.
„Was Swiatek und Switolina an Pace über den Platz geschossen haben, ist beeindruckend, das muss man sagen. Wenn man sie im Fernsehen sieht, könnte man denken, man könne mit ihnen doch auch den einen oder anderen Ballwechsel spielen. Aber das ist nicht so“, sagt Sauer schmunzelnd.
Die Sympathien im Halbfinale lagen bei Elina Switolina – Novak Djokovic souverän
Die Sympathien waren im Damen-Einzel klar aufseiten von Switolina, die erst seit Oktober 2022 Mutter ist und seit ungefähr drei Monaten wieder Tennis spielt. „Und dann noch die Geschichte mit Harry Styles. Sie hatte Konzertkarten und musste das absagen, weil sie bei Wimbledon so weit kam“, so Sauer.
Am Ende lief alles gut für Switolina – sie gewann 7:5/6:7/6:2 gegen Swiatek, zog ins Halbfinale gegen die Tschechin Markéta Vondroušová ein, welches sie am Donnertag verlor, und wurde von Harry Styles zu einem seiner nächsten Konzerte eingeladen.
Bei den Männern konnte Sauer dann noch die „unfassbare Qualität“ von Novak Djokovic bewundern. Obwohl Andrey Rublev ein gutes Spiel machte, hatte dieser beim 6:4/1:6/4:6/3:6 keine Chance gegen den Tennis-Weltstar, der die letzten vier Wimbledon-Ausgaben alle gewann und insgesamt schon bei sieben Titeln in London steht.
„Er spielt einfach jeden Ball zurück, selbst die Vorhand von Rublev, die er mit einer unfassbaren Geschwindigkeit spielt. Djokovic kontert die dann sogar noch mit einem Crossball, das ist Wahnsinn. Das war schon eine Machtdemonstration, er hat alles unter Kontrolle“, so Sauer.
Es gibt also zahlreiche Gründe, wiederzukommen, oder? Sauer: „Mal sehen, vielleicht werden es beim nächsten Mal auch die French Open. Da kann ich schnell mit dem Zug hinfahren.“
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