Mülheim. Das Aufstiegsspiel in Speldorf geht schlecht los. Dann kommt ein Doppelpacker. Erst weckt er das Team auf, dann eröffnet er die Party.

Einmal ganz tief durchatmen, die Köpfe wieder hochnehmen, Brust raus und weiter geht es. „Männer, kommt schon, weiter. Max, mehr, mehr, komm“, schreit Fabian Lümmer, der erfahrene rechte Verteidiger der Sportfreunde Niederwenigern seinem Stürmer Maximilian Golz zu. Gerade eben ist sein Team beim VfB Speldorf mit 0:1 in Rückstand geraten, Anil Özgen war nach einem Eckball per Kopf zur Stelle. Torwart Jan Dehl kratzte die Kugel zwar noch raus, der Linienrichter zeigte aber an, dass der Ball mit vollem Umfang hinter der Linie war.

Bitter für die Sportfreunde, die mit dem ganz klaren Plan des Aufstiegs nach Mülheim gereist sind und zahlreiche Fans mitgebracht haben zur Saarner Straße. „Alle in gelb“ hieß es vor der Partie, die zweite und dritte Mannschaft haben ihre Spiele extra verlegt. Und nun so etwas. Bei einer Pleite wäre Niederwenigern darauf angewiesen, was der Zweite SV Biemenhorst beim SV Scherpenberg macht. Nur bei mindestens einem Punkt war der Aufstieg in die Oberliga sicher.

SF Niederwenigern zeigen sich in der Offensive zu wenig unkonventionell – dann trifft Rapka

Doch irgendwas scheint sie zu hemmen, die Gelb-Schwarzen. Immer wieder scheitern sie an der Fünferkette des VfB Speldorf, für den es selbst um nichts Wichtiges mehr geht. Stürmer Maximilian Golz ist bei Maxwell Bimpeck gut aufgehoben, auch Dominik Enz und Fabian Rapka werden in enge Manndeckung genommen, im Zentrum formiert sich ein defensives Mittelfelddreieck um Schevan Rascho. Die Sportfreunde brauchen weniger lineare Bewegungen, mehr Spieler, die ihre Positionen auch mal verlassen, um für Verwirrung zu sorgen.

Doch auch die zweite große Chance gehört Speldorf. Nur ganz knapp titscht der Ball am Außenpfosten vorbei. Glück gehabt! Alles weiterhin drin – und wie!

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Jan Dehl macht das Spiel schnell, bedient Amin Ouahaalou. Der linke Verteidiger schickt Schevan Rascho, der sich mal nach außen fallen gelassen hat. Zwei, drei Schritte und schon wird Marc Rapka angespielt. Der linke Außenstürmer zieht in den Strafraum und behält die Nerven, überwindet Speldorfs Torwart Leon Ossmann mit wenig Mühe - 1:1, 31. Minute. Der Dosenöffner? Nun ist Niederwenigern wieder mit eineinhalb Beinen in der Oberliga.

Marc Rapka staubt ab und schießt die Sportfreunde Niederwenigern in die Oberliga

Im zweiten Spielabschnitt schalten die Gäste daher auch in den Sicherheitsmodus, ziehen sich etwas zurück, lassen den Ball mehr laufen, gehen weniger Risiko. Nur Rapka hat noch nicht genug. Erst ist er auf der linken Seite auf und davon, holt einen Eckstoß heraus, dann köpft Maximilian Golz die so gut Richtung Tor, dass Speldorfs Keeper den Ball nur gerade so nach vorne abprallen lassen kann. Und wer steht da bereit? Natürlich, Marc Rapka! Aus weniger als zwei Metern Entfernung schiebt er ein. 2:1 - nun kann nichts mehr schiefgehen. 35 Minuten haben alle Zeit, sich auf die Feierei vorzubereiten.

Schevan Rascho  legte Marc Rapka das Tor zum 1:1 vor.
Schevan Rascho legte Marc Rapka das Tor zum 1:1 vor. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

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Als dann auch noch Sergej Stahl sein Abschiedstor zum 3:1 schoss, nachdem Marc Rapka zuvor im Strafraum gefoult wurde, ertönten die Jubelrufe. „Oberliga, wir sind wieder da.“

Sergej Stahl spricht über seinen perfekten Abschied

„Ich habe 20 Jahre Fußball gespielt, sieben Jahre in Niederwenigern. Es ist ein super Verein, wir haben die mit Abstand beste Fußballmannschaft seit Jahren hier. Wir haben es einfach verdient. Es ist auch schön, mit dem ersten Kontakt das 3:1 und das Ding zuzumachen“, freute sich Stahl nach Abpfiff.

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Für ihn war es der perfekte Abschied: „Ich habe zwei kleine Kinder zu Hause und meine Frau. Ich arbeite im Schichtdienst bei der Polizei, dementsprechend habe ich nicht so viel Zeit. Erst einmal werde ich für immer aufhören, aber man weiß nie, die Tür ist immer auf. Ob ich nochmal zurückkomme, weiß ich nicht. Jetzt geht es aber erst einmal nach Niederwenigern. Open End, ich weiß nicht, ob die meisten morgen frei haben“, kündigte der Innenverteidiger die Feierlichkeiten an.

Da stimmte auch Spieler des Spiels Marc Rapka zu: „Ich habe auf jeden Fall frei““, sagte er. Das Dorf Niederwenigern könne einiges erwarten. Und das Erfolgsgeheimnis? „Loyalität. Wir sind auf und neben dem Platz eine Mannschaft. Letztes Jahr haben wir ein paar Punkte liegengelassen in diesen Spielen, die wir eigentlich hätten gewinnen müssen. Wir haben diese Saison nun die Top-Spiele gewonnen. Beim 2:1 war es einfach nur geil. Und dann noch einen Elfmeter herauszuholen für den Kollegen, der bald aufhört, super.

VfB Speldorf - SF Niederwenigern 1:3 (1:1)

  • Tore: 1:0 Özgen (16. Minute), 1:1 Rapka (31.), 1:2 Rapka (59.), 1:3 Stahl (Foulelfmeter/90. Minute)
  • VfB Speldorf: Ossmann - Büchner, Bimpek (85. Ngangjoh), Kanzen (62. Schlie), Aldemir, Pollmann (46. Hotoglu) - Timm, Fritzsche, Paul (62. Mohumed) - Özgen (74. Schwarz) - Arthur
  • SF Niederwenigern: Dehl - Lümmer, Nissen, Heufken (90. Stahl), Ouahaalou (92. Gerhardt) - Barrera, Machtemes - Rapka, Rascho (92. Hillmann), Enz (81. Renneberg) - Golz (58. Dorka)
  • Gelb-Rote Karte: Hotoglu (Speldorf/85.)

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