Bergkamen. Kai Müller, der Coach des Handball-Verbandsligisten HSG Hattingen-Sprockhövel, kritisiert nicht nur die Qualität seines Teams. Eine Trumpfkarte?

Die HSG Hattingen-Sprockhövel hat im Abstiegskampf der Handball-Verbandsliga einen herben Rückschlag erlitten. Die Spielgemeinschaft unterlag nach einer über weite Strecken enttäuschenden Vorstellung beim SuS Oberaden mit 27:30 (12:16) und fiel auf den vorletzten Rang zurück, der den direkten Abstieg bedeuten würde.

HSG-Trainer Kai Müller zeigte sich nach dem Spiel arg enttäuscht, ja sogar regelrecht sauer. „Da war viel mehr drin. Unsere Leistung war aber einfach nicht gut genug, um für den Sieg in Frage zu kommen. Wir haben den SuS Oberaden, der selbst nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzte, einfach nicht genug gefordert, das Spiel vielleicht sogar verschenkt“, ärgerte sich der Coach.

Jakob Isermann und David Bayer stehen außerhalb der Kritik

Der Übungsleiter bemängelte, dass seine Schützlinge nicht an ihre Leistungsgrenze und einige noch nicht einmal an ihre Einstellungsgrenze herangekommen seien. „Das brauchen wir aber unbedingt als Basis, um ein Spiel wie jetzt in Oberaden überhaupt gewinnen zu können“, sagte Kai Müller. „Wenn wir gedanklich nicht auf der Höhe sind, dann können wir, wie heute gesehen, die Ausfälle (neben den Langzeitverletzten fielen auch Max Bothmann, Sven Schmitz und Phillip Dobrodt aus) nicht kompensieren. Dann reicht es einfach nicht“.

Ausnehmen von dieser Kritik wollte Kai Müller allerdings den vorne und hinten überzeugenden fünfmaligen Torschützen Jakob Isermann sowie David Bayer, der nach vielen Verletzungen auf der für ihn ungewohnten rechten Rückraumposition gut zu gefallen wusste.

Mehr zum Sport in Hattingen und Sprockhövel

Der Übungsleiter fürchtet also um den Ligaerhalt. Ein Blick auf die Tabelle gibt ihm recht. Vor den bereits als Absteiger feststehenden SGSH Dragons II (3:41 Punkte) rangeln (bei zwei Absteigern und einem möglichen Relegationsrang) mit der HSG, der DJK SG Bösperde und der SG Ruhrtal (alle 14:30) vier Spieltage vor dem Saisonende drei Teams punktgleich um den sicheren viertletzten Platz. Der Kampf um das rettende Ufer dürfte also bis zum letzten Spieltag andauern. Da sind Nervenstärke und absoluter Einsatzwille gefragt. Sollten die Spieler der Hattingen-Sprockhöveler Spielgemeinschaft künftig diese Tugenden an den Tag legen, könnte die Heimstärke der Mannschaft, die die vergangenen fünf Begegnungen in eigener Halle gewann, noch zur Trumpfkarte werden.

Es grenzt schon an Wahnsinn, was wir, egal aus welcher Position, alles liegengelassen haben. Unsere schlechte Wurfqualität haben wir bis zum Abpfiff nicht mehr in den Griff bekommen.
Kai Müller, der Trainer der Verbandsliga-Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel

Das kann aber nur gelingen, wenn die Spieler aus der Niederlage in Oberaden die richten Schlüsse ziehen. Eine desolate Phase, wie die zwischen dem 9:9 in der 20. und dem 12:19 in der 34. Minute, darf es in den nächsten Spielen nicht mehr geben. Da investierten die HSGer in der Deckung einfach viel zu wenig und kamen immer den entscheidenden Schritt zu spät. Und vorne ließ die Müller-Sieben auch die besten Chancen leichtfertig ungenutzt. „Es grenzt schon an Wahnsinn, was wir, egal aus welcher Position, alles liegengelassen haben. Unsere schlechte Wurfqualität haben wir bis zum Abpfiff nicht mehr in den Griff bekommen“, kritisierte Kai Müller trotz 27 erzielter Tore die schwache Ausbeute aus den besten Gelegenheiten. Selbst zwei der vier Siebenmeter wurden nicht verwandelt.

Zur zweiten Halbzeit angekommen: Linus Grossmann (links) und Jannis Sinnemann, der die Rote Karte sah, konnten die Niederlage der HSG  Hattingen-Sprockhövel beim SuS Oberaden aber nicht verhindern.
Zur zweiten Halbzeit angekommen: Linus Grossmann (links) und Jannis Sinnemann, der die Rote Karte sah, konnten die Niederlage der HSG Hattingen-Sprockhövel beim SuS Oberaden aber nicht verhindern. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Nichtsdestotrotz gelang es den Gästen, noch einmal bis auf zwei Tore heranzukommen. Aber dafür gibt es auch im Abstiegskampf halt keine Punkte. Jannis Sinnemann sah wenige Sekunden vor dem Abpfiff noch die allerdings ohne weitere Auswirkungen bleibende Rote Karte. Der Kreisläufer, der übrigens zuvor mit Linus Grossmann und der zweiten Mannschaft durch einen 26:21-Erfolg beim FC Erkenschwick einen wichtigen Schritt in Richtung Bezirksliga-Erhalt machte und gleich nach dem Abpfiff gemeinsam mit seinem Teamkollegen in Richtung Bergkamen gedüst war, kam, wie auch Linus Grossmann, in der zweiten Halbzeit ins Spiel. Für eine Wende konnte das Duo nicht mehr sorgen.

Die nächste Chance auf zwei wichtige Punkte gibt es für die HSG am kommenden Samstag (27. April, 19 Uhr, Kreissporthalle) gegen den TuS Ferndorf II. Die Siegerländer wähnten sich nach sieben Siegen in Folge (darunter auch gegen die beiden führenden Teams HSG Gevelsberg-Silschede und HTV Hemer) kürzlich noch mitten im Titelkampf, sind aber durch die überraschende 26:31-Niederlage beim RSV Altenbögge-Bönen in der vorigen Woche bei inzwischen sechs Punkten Rückstand auf die Spitze aus dem Rennen um den Aufstieg in die bald Regionalliga heißende Oberliga quasi ausgeschieden. Gelingt der HSG gegen den Tabellendritten der sechste Heimsieg in Folge?

So haben sie gespielt:

Spielfilm: 1:0, 5:5, 9:9, 12:10, 16:12 (Halbzeit), 19:12, 22:17, 27:22, 28:25, 29:27, 30:27.

HSG Hattingen-Sprockhövel: Botte, Frorath – Jo. Jäger, Ja. Jäger (3), Grossmann (2), Bayer (1), Hodde, Grotjahn (1), Werthebach (4), Neitsch (6/1), Isermann (5), Bockhacker (2), Filla, Kilfitt (3/1), J. Sinnemann.