Hattingen/Bochum. Nun startet die WM in Doha für die Top-Schwimmerin Nàdia Tudó Cubells (SG Ruhr). Ein Interview über ihren ungewöhnlichen Weg und Katar.

Über Andorra, die USA, Süddeutschland und die an der SG Ruhr angeschlossene SG Welper bis nach Katar zur Schwimm-Weltmeisterschaft. Nàdia Tudó Cubells hat mit ihren 26 Jahren bereits sehr viel erlebt. Im Interview spricht sie darüber, was sie dazu bewegt hat, Andorra zu verlassen, ihre Ziele bei der am Sonntag startenden Weltmeisterschaft und über ein ganz besonderes Gefühl.

Nàdia Tudó Cubells, was bedeutet das Schwimmen für sie?

Puuh, schwere Frage. Ich schwimme schon, seitdem ich sehr sehr klein war. Meine Eltern wollten eigentlich nur, dass ich schwimmen kann. Aber ich mochte es so sehr, dass ich einfach da geblieben bin. Jeder Tag und jede Trainingseinheit sind anders. Wenn ich im Wasser bin, ist alles andere aus. Ich bin nur in meiner Blase, alleine in meinem Kopf.

Und das gleich zwei Mal pro Tag. Ihr Trainingspensum ist enorm.

Ja, wir trainieren morgens von sechs bis acht Uhr und dann abends noch einmal zwei Stunden. Das sind aber nur die Wassereinheiten. Hinzu kommt Krafttraining. Aber das ist ja nur drei Mal in der Woche (lacht).

Für einen Film am Abend bleibt dabei dann aber keine Zeit mehr, oder?

Nein, da bin ich froh, im Bett zu sein (lacht).

Nàdia Tudó Cubells Bestzeit über die 100 Meter Brust liegt bei 1.11,53 Minuten.
Nàdia Tudó Cubells Bestzeit über die 100 Meter Brust liegt bei 1.11,53 Minuten. © Andorran Swimming Federation

Sie sind in Andorra geboren. Mittlerweile sind Sie über die SG Welper an die SG Ruhr angeschlossen. Wie kam es dazu, dass sie im Ruhrgebiet gelandet sind?

Ich habe mich mit ungefähr 13 Jahren entschieden, den Sport professionell zu machen. Mit 18 Jahren bekam ich ein Sport-Stipendium an der Delta State University in Mississippi in den USA. Dort habe ich drei Jahre lang studiert und geschwommen. Mein Partner war damals auch dort. Wegen ihm, und weil man in Andorra das Schwimmen mit dem Studium nicht so gut kombinieren kann wie in den USA oder Deutschland, habe ich mich dann entschieden, für meinen Master nach Deutschland zu kommen.

Zunächst ging es aber in den Süden.

Genau, ich bin zunächst zum SV Waiblingen in der Nähe von Stuttgart gegangen. Es war alles gut, doch irgendwann kam dann Corona und ich habe ein Jahr in Barcelona gelebt. Ich wollte aber wieder zurück nach Deutschland und habe die Möglichkeit bekommen bei der Sport-Union Neckarsulm zu schwimmen. Das war cool, es war in der Nähe von der Universität, an der ich mein Master-Studium absolviert habe und wir hatten eine internationale Gruppe mit Matthew Magee, einem Trainer aus Australien. Zwei Jahre war ich daher in Neckarsulm.

Und dann? Warum ging es nun zur SG Ruhr?

Das Team hat sich aufgelöst, nachdem Matthew Magee aus Neckarsulm nach Australien zurückgegangen ist. Da ich Lucas Matzerath von der SG Ruhr schon seit eineinhalb Jahren von Wettkämpfen kenne, habe ich mich mit ihm unterhalten. Er erzählte mir vom Cheftrainer Mark Jayasundara. Ich habe mit ihm daraufhin gesprochen und gemerkt, dass es eine gute Möglichkeit für mich ist. Seit Ende des letzten Jahres bin ich nun hier.

Und nun steht ein Highlight an. Vom 3. bis zum 18. Februar steht die Weltmeisterschaft im katarischen Doha an. Sie starten über die 100 und die 200 Meter Brust. Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ich möchte meine persönlichen Bestzeiten verbessern. Das wäre sehr gut. Am Ende der Saison sind die Olympischen Spiele in Paris. Das wäre mein Höhepunkt der Saison. Daher ist es wichtig, in Doha dabei zu sein, weil sich nur Schwimmerinnen, die bei der WM geschwommen sind, auch für Olympia qualifizieren können.

Nàdia Tudó Cubells hofft auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
Nàdia Tudó Cubells hofft auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. © Andorran Swimming Federation

Müssen Sie dafür eine bestimmte Zeit erreichen?

Nein, jedes Land und jeder Verband entscheidet selbst, wie man sich für Olympia qualifizieren kann. In Andorra dauert das immer etwas. Daher weiß ich noch gar nicht, was nötig sein wird.

Waren Sie vorher schon einmal in Katar?

Ja, ich habe mich 2014 das erste Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Und die war auch in Doha. Damals war es die Kurzbahn-WM, diesmal wird es ein Langbahn-Wettkampf sein. Es wird schon meine sechste Weltmeisterschaft insgesamt sein.

Nàdia Tudó Cubells (SG Ruhr) trainiert mit der SG Ruhr in Bochum.
Nàdia Tudó Cubells (SG Ruhr) trainiert mit der SG Ruhr in Bochum. © Philipp Behrendt I Fotojob Philipp

Bei der Fußball-WM gab es im vergangenen Jahr große Diskussionen über das Land Katar als Austragungsort. Unter anderem wurden die Menschenrechtsbedingungen, die Nachhaltigkeit und der Umgang mit Frauen kritisiert. Gibt es solche Diskussionen auch in der Schwimm-Szene?

Ich arbeite bei einer IT-Firma als Nachhaltigkeitsmanagerin, beschäftige mich als auch beruflich mit solchen Themen. Grundsätzlich muss ich sagen, dass Schwimmen nicht so populär ist wie zum Beispiel Fußball. Daher gibt es weniger Aufmerksamkeit und weniger Geld. Und wenn nicht so viel Geld vorhanden ist, gibt es auch weniger Diskussionen. Aber ein Thema ist es schon. Ich war zum Beispiel auch in diesem Jahr bei der Langbahn-WM in Japan. Dort habe ich zum ersten Mal eine Nachhaltigkeitskoordination gesehen. Das ist im Jahr 2023 zwar ein bisschen spät, hat mich aber dennoch gefreut. Bezüglich Katar: Man sieht, was man sehen soll und wird zum Beispiel vom Flughafen abgeholt. Aber das ist überall ein bisschen so. Wir wissen, dass es in manchen Ländern für Frauen zum Beispiel nicht ganz einfach ist, Sport zu treiben. Vielleicht können wir da durch unsere Sichtbarkeit einen möglichen Weg aufzeigen.

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