Hattingen. Theo Schlieper, der den 1. JJJC Hattingen geprägt hat wie kein anderer, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Ein – ganz persönlicher – Nachruf.

Für den einen oder anderen mag diese Formulierung etwas übertrieben klingen. Aber: Das Herz des 1. Hattinger Judo- und Jiu-Jitsu-Clubs schlägt nicht mehr. Theo Schlieper hat seinen letzten Kampf, den gegen die Parkinson-Krankheit, verloren. Der Macher des Vereins, dem er zu einem Bekanntheitsgrad weit über die Stadtgrenzen hinaus verholfen und den er Ende der 80er Jahre sogar in die 2. Judo-Bundesliga geführt hat, ist in der vergangenen Woche im Alter von 80 Jahren gestorben.

„Kein anderer Judoka“, schreibt Angela Andree, die stellvertretende Geschäftsführerin des 1. JJJC, in ihrem Nachruf, „hat den Verein inner- und außerhalb der Hattinger Stadtmauern so bekannt gemacht wie Theo.“

Mit dem kompletten Büro in den Sporthallen – verteilt auf mehrere Adidas-Taschen

Es war März 1987, mein erster Termin als Sportjournalist überhaupt: Judo-Stadtmeisterschaften in Hattingen, in Niederwenigern, um genau zu sein. Ich lernte nicht nur eine faszinierende Sportart kennen, die mich später unter anderem auch nach Witten und zur Sport-Union Annen in die 1. Bundesliga führte, sondern vor allem Theo Schlieper, den Geschäftsführer, der in den Sporthallen mehr Meter machte als jeder andere und der sein komplettes Büro immer dabeihatte – verteilt auf mehrere Adidas-Taschen. Okay: Manchmal musste er auch suchen, aber eigentlich wusste er immer haargenau, was wo rumlag.

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In den Jahren danach gehörte ich dazu. Theo Schlieper, der Träger des 5. Dan war, machte aus mir einen Teil der Hattinger Mannschaft. Tatsächlich hätte ich Stefan Struckmeier damals den Platz im Leichtgewicht sogar streitig machen können. Zumindest in puncto Gewicht. Bis 71 Kilogramm. Apropos: Wenn die Kämpfe in der 2. Bundesliga Anfang der 90er Jahre vorbei waren, rannte Theo Schlieper immer noch durch die Sporthalle, die bei den Heimkämpfen immer die an der Talstraße war. Er suchte seine Judoka, es gab Bares: 50 Mark für jeden. Und auch Stephan Bode erhielt ein Scheinchen, der Weltkampfrichter, der am 3. Oktober 1953 auf den Tag genau zehn Jahre später als Theo Schlieper geboren ist und die Blütezeit des 1. JJJC Hattingen, der mal mehr als 600 Mitglieder hatte, als Trainer sehr entscheidend mitgeprägt hat.

2018: Theo Schlieper wird zum Ehrenpräsidenten des 1. JJJC Hattingen ernannt

Der Kontakt wurde im Laufe der Zeit, als Hattingen nicht mehr mein Arbeitsort war, weniger, riss jedoch nie ab. Schließlich sahen wir uns regelmäßig: etwa an den Rosenmontagen auf den Umzügen in Holthausen, auf den Altstadtfesten, bei einer von den zahlreichen Judo-Partys bei Theo Schlieper zu Hause an der Ludwig-Zamenhof-Straße, die er dann auch kurzerhand höchstpersönlich sperrte. Oder einfach mal so.

2005 wurde bei Theo Schlieper die Parkinson-Krankheit diagnostiziert. Und im Juli 2018, als es mich vorübergehend für einen kurzen Moment beruflich zurück nach Hattingen verschlagen hatte, war ich bei ihm. „Flink ist Theo Schlieper schon lange nicht mehr. Und in seiner Residenz, wie es neben seiner Haustür in Welper auf dem Schild steht und in der er seit 1977 zu Hause ist, stolpern die Besucher auch nicht mehr über Adidas-Taschen“, schrieb ich damals über den Mann, der niemals Vorsitzender seines Vereins gewesen und inzwischen zum Ehrenpräsidenten des 1. JJJC Hattingen ernannt worden war. Er selbst sagte damals: „Da bist du so aktiv, und auf einmal geht’s nicht mehr. Ich bin so tief gesunken, dass ich in einer Kneipe Spezi bestellt habe.“

Theo Schlieper 2018 zu seiner Honda Gold Wing: „Die habe ich mit Tränen in den Augen abgegeben“

Aufrecht zu gehen, war Theo Schlieper längst schon nicht mehr möglich. „Er fährt auch keinen schnellen Mercedes mehr, er hat auch sein geliebtes Motorrad verkauft, seine Honda Gold Wing“, waren meine Worte. „Die habe ich“, waren seine, „mit Tränen in den Augen abgegeben.“ Aber eines war wie immer: Theo Schlieper, der Schalk. Er war für jeden Spaß zu haben und lachte auch trotz seiner sehr schwierigen Situation immer noch sehr gerne. Obwohl: Seine Krankheit hatte ihn schon sehr gezeichnet und sehr mitgenommen. „Selbstverständlichkeiten“, sagte er, „sind schwierig geworden.“ Letztlich sind sie sogar unmöglich geworden.

16. März 2010: Der damalige Landrat Arnim Brux überreicht Theo Schlieper das Bundesverdienstkreuz.
16. März 2010: Der damalige Landrat Arnim Brux überreicht Theo Schlieper das Bundesverdienstkreuz. © Udo Kreikenbohm

Schön war, dass mein Besuch in Welper an diesem Juli-Tag vor fünf Jahren endete wie so viele zuvor. Zum Abschied ging Theo Schlieper, der 1958 als 15-Jähriger zum 1. JJJC Hattingen gekommen war, in die Küche, öffnete den Kühlschrank und überreichte mir mit einem strahlenden Gesicht eine Tafel Schokolade.

Die Trauerfeier für Theo Schlieper findet am 13. Dezember statt

Danke, lieber Theo! Nicht nur dafür! Sondern vor allem für sehr viele sehr schöne Momente! Oder, um Angela Andrees Worte zu wählen: „Ruhe in Frieden und vielen Dank für deine Zeit, die du dem Judosport und dem 1. JJJC Hattingen gewidmet hast. Du wirst in vielen Geschichten und in unseren Herzen bleiben.“ Ganz sicher!

Die Trauerfeier für Theo Schlieper beginnt am 13. Dezember (Mittwoch) um 11 Uhr auf dem katholischen Friedhof an der Bismarckstraße.