Welper. . Der einstige Macher der Judoka des 1. JJJC Hattingen ist jetzt Ehrenpräsident. Er versucht, sein Leben trotz des Parkinsons zu meistern.
Diese Bilder sind unvergessen, als die Judoka des 1. JJJC Hattingen vor der Jahrtausendwende mehrere Jahre in der 2. Bundesliga kämpften, ein Mann immer durch die Sporthalle an der Talstraße wuselte, alles im Griff, sein Büro auf mehrere Adidas-Taschen verteilt und auch regelmäßige Leni Meinecke, die damalige stellvertretende Bürgermeisterin, als Ehrengast begrüßt hatte.
Nie war Theo Schlieper der Chef, immer der Geschäftsführer. Aber dennoch war er der entscheidende Mann, der seinen kleinen 1. JJJC ganz nah an die deutsche Judo-Spitze herangeführt hatte. „Aber nicht alleine. Immer mit Jürgen Wagner und Andreas Weber“, sagt der 74-Jährige, den der Verein jetzt zu seinem Ehrenpräsidenten ernannt hat.
Und das war längst überfällig.
Sein Gefährt 2018 ist ein Elektromobil
Flink ist Theo Schlieper schon lange nicht mehr, und in seiner Residenz, wie es neben seiner Haustür in Welper auf dem Schild steht und in der er seit 1977 zu Hause ist, stolpern die Besucher auch nicht mehr über Adidas-Taschen. „Da bist du so aktiv, und auf einmal geht’s nicht mehr. Ich bin so tief gesunken, dass ich in einer Kneipe Spezi bestellt habe“, sagt er.
2005 wurde bei dem Träger des 5. Dan Parkinson diagnostiziert, und schon seit längerer Zeit kann Theo Schlieper nicht mehr aufrecht gehen. Er fährt auch keinen schnellen Mercedes mehr, er hat auch sein geliebtes Motorrad verkauft, seine Honda Gold Wing. „Die habe ich“, sagt er, „mit Tränen in den Augen abgegeben.“
Einschränkungen in der Feinmotorik
Sein Gefährt 2018 ist ein Elektromobil, das er schon länger hat, mit dem er sich jedoch zunächst lange nicht in die Öffentlichkeit getraut hatte. Ebenso wie mit seinem Rollator, „der im Keller steht und den ich anfangs nur nachts benutzt habe“, sagt er. „Aber mittlerweile ist die Hemmschwelle weg. Doof ist nur, dass ich nie genau weiß, wie lange die beiden Batterien halten.“ Er kommt aber mittlerweile mit seinem Elektromobil gut zurecht. „Ich war beim Bund auch Lkw-Fahrer“, sagt er und lächelt, als er gerade rückwärts aus seiner Garage fährt.
Theo Schlieper versucht, sein Schicksal so gut wie möglich zu meistern. Wohl wissend, dass er erhebliche Gleichgewichtsprobleme hat und die Einschränkungen in der Feinmotorik nicht weniger werden. „Selbstverständlichkeiten sind schwierig geworden“, sagt er. Während er früher regelmäßig auf der Judo-Matte gestanden hat, trainiert Theo Schlieper heute im Bett. Täglich. „Vorm Aufstehen mache ich zehn Minuten meine Übrungen. Im Liegen“, erzählt er.
„Wir haben die beste Frau als Managerin“
Es ist jedoch nicht so, dass er sich abschottet. Partys in seiner Garage an der Ludwig-Zamenhof-Straße, die er in früheren Jahren auch mal gerne sperrte, gibt es nach wie vor. Regelmäßig wird er auch von seinen alten Judo-Kollegen chauffiert „Und ich ziehe manche Aufgaben an mich“, sagt er. Er schreibt zum Beispiel, wenn Ehrungen anstehen, die Lobreden. Und dass in seinem 1. JJJC Hattingen alles in geordneten Bahnen weiterläuft, weiß er sowieso. Und warum? „Wir haben die beste Frau als Managerin“, sagt er und meint Angela Andree, die stellvertretende Geschäftsführerin des Clubs, die unter anderem auch Breitensportreferentin des Nordrhein-Westfälischen Judo-Verbandes ist.
15 Jahre war Theo Schlieper alt, als er 1958 beim 1. JJJC Hattingen gelandet und nicht mehr von diesem Verein losgekommen ist. Als Geschäftsführer hat er, anders lässt es sich nicht formulieren, gerackert und geackert. Dass es schon längst kein Zweitliga-Judo mehr in Hattingen gibt, als die Athleten 50 Mark pro Kampftag bekamen und bei längerer Anreise auch zehn oder 20 Mark mehr, sondern nur noch Landesliga-Judo, das stimmt Theo Schlieper etwas traurig. „Wenn einer Feuer spuckt, springen alle auf. Einer muss Dampf geben und fahren, dann sind alle dabei“, sagt er. „Aber das gilt ja für jeden Verein.“
Theo Schlieper fährt jedoch nur noch mit seinem Elektromobil. Ohne Dampf und mit Batterien.