Hattingen. Die mit Abstand beste Saisonleistung, eine überraschende Wahl und drei Szenen, bei denen einem Trainer das Herz aufgeht. So ist alles möglich.
Es war eine Szene, bei der einem Trainer das Herz aufgeht, weil fast das ganze Team beteiligt war. Über Torhüter Jan Dehl spielten die Sportfreunde Niederwenigern im Topspiel der Fußball-Landesliga gegen den SV Biemenhorst den Angriff flach aus.
Die Innenverteidiger stellten sich breit und nahmen den defensiven Mittelfeldspieler Paul Renneberg, dessen Zurückfallen das Passdreieck bildete, mit einem Pass mit in die Aktion. Das Spiel wurde unter Gegnerdruck nach links verlagert.
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Aushilfs-Innenverteidiger Jordi Barrera – Jakob Heufken fehlte verletzt und Sergej Stahl, der Vater wurde und daher unter der Woche nicht trainierte, saß auf der Bank – sah Marc Rapka auf dem linken Flügel und spielte ihn mit einem langen Ball flach an. Rapka ließ auf Linksverteidiger Jason-Lee Gerhardt klatschen, der direkt den hinzukommenden Stürmer Dominik Enz anspielte.
Sportfreunde Niederwenigern kombinieren sich von hinten nach vorne
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Mit einem oder zwei Kontakten im Dreieck ging es weiter, Enz zog ins Sturmzentrum und somit die Verteidiger weg, Rapka löste sich vom Flügel und den gleich drei Gegenspielern und verlagerte nun auf die rechte Seite. Schevan Rascho schickte den rechten Mittelfeldspieler Nick Hillmann, der sofort die flache Flanke schlug.
Der nun in den Strafraum eingelaufene Rapka scheiterte noch knapp an Biemenhorsts Keeper Rene Konst, der Nachschuss von Enz war dann drin. Ein Gedicht von einem Tor zur 1:0-Führung der Hattinger.
Und auch sonst waren sie es, die die Nase fußballerisch gegen den Tabellendritten etwas vorne hatten – trotz der Enttäuschung über das neu angesetzte Spiel nach Abbruch gegen Sterkrade-Nord. Oder vielleicht auch genau deswegen. Die Biemenhorster versuchten ihre 44-Tore-Offensive mit langen Bällen, aber auch sehr scharfen und temporeichen Bällen hinter die Abwehrkette zu schicken. In der ersten Hälfte brachte dies aber keinen Erfolg.
SV Biemenhorst hat per Elfmeter die große Chance zum Anschluss
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Auf der anderen Seite verpasste Enz seinen Doppelpack es in der ersten Hälfte nur knapp, nachdem er sich den Ball mit gutem Pressing selbst von der Gäste-Abwehr erobert hatte, dann aber am Tor vorbeischoss.
Besser machte es Rapka. Nach Freistoß von Schevan Rascho, der vor dem Bocholter Keeper unangenehm auftitschte, spritzte der Außenstürmer in den Ball und erhöhte noch vor der Pause auf 2:0. Da war es auch nicht schlimm, dass gleich zwei Rufe nach einem Elfmeter der Hattinger nicht erhört wurden.
Kurios wurde es direkt nach der Pause, als Dehl bei einem Befreiungsschlag aus der Biemenhorster Abwehr ins Straucheln geriet und gerade noch zur Ecke klären konnte. Als diese ausgespielt war, gab es Elfmeter. Luca Puhe dribbelte in den Strafraum und nahm das stehengelassene Bein von Lümmer dankend an. Beim fälligen Elfmeter visierten die Gäste die linke Ecke an, doch Dehl war schon dahin unterwegs, wehrte ab und machte seinen Fehler wieder gut.
Die Chance war aber noch am Leben. Die Biemenhorster köpften über Dehl hinweg, aber – weil Stürmer Jannis Schmitz Zentimeter am Ball vorbeirutschte – auch am Tor vorbei. Und wieder gab es eine jubelnde Spielertraube rund um Dehl, die Trainer Kraushaar nur erfreuen konnte.
Schevan Rascho spielt einen Pass aus dem Lehrbuch
Die Entscheidung in dem eigentlich als sehr eng erwarteten Top-Spiel fiel dann schon in der 54. Minute. Die Sportfreunde gewannen den Ball auf der linken Seite, Schevan Rascho wurde angespielt, drehte sich auf und spielte einen Pass auf Dominik Enz in die Schnittstelle durch die Biemenhorster Abwehr, der besser nicht gespielt werden konnte. Enz veredelte ihn, indem er den Ball noch am Torwart vorbeilegte und dann zu seinem elften Saisontor einschob.
Wieder nur fünf Minuten später gewann Rapka den Ball im Strafraum und passte zu Hillmann, der zum 4:0-Endstand einschob. Und eigentlich hätten sogar noch zwei Tore fallen müssen.
Eine bessere Antwort auf die erste Pleite in der Vorwoche hätte die Sportfreunde nicht zeigen können.
„Am meisten Spaß hat mir gemacht, dass wir kein Gegentor bekommen haben. Wir haben unfassbar gut und aufopferungsvoll gegen den Ball gearbeitet“, sagte SFN-Trainer Marcel Kraushaar. Vor allem die Art und Weise, wie seine Mannschaft auf die Niederlage gegen Frohnhausen, aber auch die Entscheidung vor dem Sportgericht am Donnerstagabend reagiert habe, machte den Trainer stolz. „Ich fand die Woche nicht so einfach. Der Donnerstagabend hat die Mannschaft und auch mich schon beschäftigt. Darauf hat das Team überragend reagiert. Da kann ich niemanden herausheben.“
Sportfreunde Niederwenigern - SV Biemenhorst 4:0 (2:0)
- Tore: 1:0 Enz (20. Minute), 2:0 Rapka (41.), 3:0 Enz (54.), 4:0 Hillmann (61.)
- SFN: Dehl - Lümmer, Nissen (64. Stahl), Barrera, Gerhardt - Renneberg, Rascho (73. Köfler), Machtemes (83. Kalongi) - Rapka, Enz (83. Gipper), Hillmann (74. Dorka)
- Besondere Vorkommnisse: Dehl hält einen Foulelfmeter (48.)
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