Sprockhövel. 20 Minuten lang haben die Oberliga-Fußballer der TSG Sprockhövel gegen den 1. FC Gievenbeck alles im Griff. Nach 90 Minuten ist der Coach ratlos.
Es ist kurz nach dem Schlusspfiff, als die Oberliga-Fußballer des 1. FC Gievenbeck in der Klein-Arena ausgelassen ihren dritten Sieg im Saisonspiel feiern, mit dem sie ihre Tabellenführung verteidigt haben, während Yakup Göksu mit einem Mineralwasser-Fläschchen auf der Bank der TSG Sprockhövel hockt.
Er grübelt, er sieht ratlos aus. Der Trainer ist nach der ersten Saisonniederlage, dem 1:2 (1:1), konsterniert. „Ich frage mich einfach“, sagt er etwas später, „wie wir das Spiel verloren haben. Das verstehe ich nicht.“ Und mit diesem fehlenden Verständnis steht er nicht alleine da.
Emre Yesilova gelingt die 1:0-Führung für die TSG Sprockhövel
Hätte Yakup Göksu nach 20 Minuten ein Statement abgeben müssen, wäre das wahrscheinlich zu einer Lobhudelei auf seine Mannschaft ausgeartet. Die hatte nämlich bis zu diesem Zeitpunkt alles unter Kontrolle und dank Emre Yesilova in der 14. Minute auch das verdiente 1:0 erzielt. Nach einer Ecke Berkant Canbuluts bekamen die Gievenbecker den Ball nicht aus der Gefahrenzone, und nach dem Schuss Mohammed Mousas landete der Ball dann beim Sprockhöveler Torschützen.
„Wir hatten gegen eine Mannschaft, die sich null gewehrt hat, alles im Griff“, sagte TSG-Trainer Yakup Göksu, der sich sieben Minuten nach der Führung über den Ausgleich ärgern musste, und zwar nach einem Elfmeter, den er für sehr, sehr fragwürdig hielt. Nach einer Hereingabe Asmar Paendas ging Alexander Wiethölter im Sprockhöveler Strafraum zu Boden.
Schiedsrichter pfeift Elfmeter und zeigt Sprockhövels Maximilan Dagott Gelb
Schiedsrichter Waldemar Stor entschied auf Strafstoß und zeigte TSG-Innenverteidiger Maximilian Dagott die Gelbe Karte. Nils Heubrock, Gievenbecks Kapitän, verwandelte mit etwas Dusel zum 1:1. Philipp Knälmann, der wie vor einer Woche beim 3:1-Sieg bei Türkspor Dortmund zwischen den Sprockhöveler Pfosten stand und das interne Torhüter-Duell für diesen Sonntag gegen Hendrik Höh für sich entschieden hatte, war dran am Ball.
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Noch 70 Minuten. „Weiter, Blau“, rief Yakup Göksu. Doch auf ein so richtiges Weitermachen seines Teams wartete er eigentlich bis zum Schlusspfiff vergeblich. „Du spielst zwar Fußball, hast mehr Ballbesitz und die eine oder andere Möglichkeit“, sagte der TSG-Coach. Aber? Yakup Göksu wurde sehr deutlich. „Trotzdem“, betonte er, „war’s zu wenig, viel zu wenig, dass du als Außenstehender sagen kannst, die wollen das Spiel gewinnen.“ Rums!
Mittelstürmer Elias Strotmann trifft für den 1. FC Gievenbeck in Sprockhövel zum 2:1
Noch schwieriger wurde es für die Sprockhöveler ab der 58. Minute, in der Elias Strotmann, der große und kräftige, vor allem aber auch technisch sehr versierte Mittelstürmer nahezu ungehindert von der Strafraumgrenze platziert ins lange Eck geschossen und zum 2:1 für den 1. FC Gievenbeck getroffen hatte. Das etwas Ulkige an diesem Treffer: Keine zwei Minuten zuvor hatte Trainer Florian Reckels seinem Team im Telegramm-Stil lautstark mitgeteilt: „Ganz wichtige Phase.“ Wenn’s immer so einfach wäre.
Und wie reagierte die TSG Sprockhövel auf den Rückstand? So gut wie gar nicht. Nur noch ein einziges Mal wurde Gievenbecks Keeper Nico Eschhaus gefordert, allerdings auch nur ein kleines bisschen nach einem doch zu schwachen 26-Meter-Freistoß Ishak Dogans. Auch die Maßnahme, Maximilian Dagott in der Schlussphase ins Sturmzentrum zu beordern, brachte nichts.
Sprockhövels Trainer Yakup Göksu: „Wir haben nicht clever gespielt“
„Ausschlaggebend war“, betonte Trainer Yakup Göksu noch einmal, „dass wir zu wenig investiert haben.“ Vor allem bei den Bällen in den Strafraum, den die Fußballer ja nur noch Box nennen, hätte er sich mehr Qualität gewünscht. „Wir haben“, betonte der TSG-Coach, der auch mit seinen zahlreichen Wechseln keine Impulse setzen konnte, „nicht clever gespielt.“ Manchmal, dass muss leider so deutlich gesagt werden, sogar ziemlich dämlich.
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Yakup Göksu rätselte auch viele Minuten nach dem Schlusspfiff immer noch. Und wer darauf wettet, dass dies wohl noch ein paar Tage dauern wird, hat ausgezeichnete Chancen zu gewinnen. „Ich bin schon ein bisschen sprachlos“, meinte der Trainer der TSG Sprockhövel. „Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die wenig investiert hat“, sagte er noch. Kurze Pause. „Weil wir nicht das abgerufen haben, was uns eigentlich stark macht.“
So haben sie gespielt:
Tore: 1:0 Emre Yesilova (14.), 1:1 Nils Heubrock (21., Foulelfmeter), 1:2 Elias Strotmann (58.).
TSG Sprockhövel: Knälmann - Hendel, Dagott, Michels, Müller (71. Arifi) - Dogan (71. Cakir), Gilani (79. Gudalovic), Canbulut, Mousa, Yesilova (66. Duran) - Perea Torres (71. Wasilewski).