Hattingen. Mario Kraushaar, Jugendleiter der SF Niederwenigern, spricht über Konzepte, Ziele und die Identität. Bittere Nachrichten gibt es bei den Mädchen.
Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob das Jugendfußball-System am Niederrhein oder das in Westfalen denn nun das bessere sei. Während man in Westfalen eine an den Seniorenfußball angelegte Struktur von der Kreisliga C über die Bezirksliga bis in die Westfalenliga hat, kann man es am Niederrhein über die Kreis-, die Leistungs und teilweise die Sonderklasse zwar in die Niederrheinliga schaffen.
Doch die zu erreichen ist extrem schwer. Es hängt teilweise von zwei Spielen in der Qualifikation vor der Saison ab – mit dem dann neuen Jahrgang in dieser Altersklasse. Immerhin müssen die Teams aus dem Mittelfeld der Leistungsklasse anders als früher nicht mehr Jahr für Jahr eine vorgeschaltete Qualifikation spielen, um erneut in der Leistungsklasse antreten zu dürfen.
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Beide haben dennoch ihre Vor- und Nachteile, das sieht auch Mario Kraushaar, der Jugendleiter der Sportfreunde Niederwenigern so. Im dritten Jahr ist er nun Jugendleiter beim Hattinger Verein, arbeitet aber schon deutlich länger im Jugendvorstand mit.
Sportfreunde Niederwenigern melden in jeder Altersklasse mindestens ein Jungen-Team
In der vergangenen Saison spielten die A- und die B-Junioren in der Leistungsklasse. Eine C-Jugend konnte der Verein leider nicht stellen. Dies ändert sich nun wieder. „Unser prinzipielles Ziel ist es, in jedem höheren Altersbereich ein Team zu stellen und im unteren Bereich jeweils zwei. Das schaffen wir in der nächsten Saison. Wie werden von den Bambinis bis zur D-Jugend zwei Teams melden“, sagt Kraushaar.
Und darüber, also von der C- bis zur A-Jugend, wird es jeweils eine Mannschaft sein, die in der Leistungsklasse Fuß fassen soll. Denn ab der U17 geht es auch darum, welche Spieler später einmal für die ersten drei Seniorenmannschaften der Sportfreunde in Frage kommen.
Ein Team in die Niederrheinliga zu bekommen, ist kompliziert
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Ein Traum wäre es, wenn ein Team der Sportfreunde mal wieder in der Niederrheinliga für Furore sorgen würde. Das zu schaffen, ist jedoch noch komplizierter als der Meistertitel in der Leistungsklasse.
„Da muss dann schon alles passen. Vor einigen Jahren spielte mal eine C-Jugend von uns in der Niederrheinliga. Unsere B-Jugend wurde in der vorletzten Saison in der Leistungsklasse Erster. Aber man steigt nicht direkt auf, sondern spielt in Vierergruppen Jeder gegen Jeden mit der neuen Mannschaft ohne Zugänge. Und nur der Erste steigt auf. Oft ist mindestens ein Nachwuchsteam eines ambitionierten Oberligisten dabei. Es ist super schwer“, so Kraushaar.
Fußballverband möchte Unterbau zur Niederrheinliga schaffen
Ein Blick auf die Niederrheinliga-Staffeln der vergangenen Saison verdeutlicht dies. „Da sind fast nur Nachwuchsteams von Vereinen drin, deren erste Mannschaft in der Oberliga spielt. Mit der DJK Lowick gab es einen Bezirksligaklub, aber der ist mit drei Punkten abgestiegen“, so Kraushaar.
Hinzu käme noch, dass einige Klubs Kooperationen mit Profivereinen pflegen würde und somit für die Spieler noch einmal einen ganz anderen Reiz hätten.
Auch die Verantwortlichen beim Fußballverband Niederrhein haben diese Problematik erkannt und beraten daher über eine Bezirksliga als Unterbau zur Niederrheinliga ab der Saison 2025/2026. Kraushaar hält diese Diskussionen für sinnvoll, denn der Qualitätsunterschied in der Leistungsklasse sei teilweise immer noch zu hoch, zweistellige Siege gibt es immer wieder.
Hinter der Besetzung bei den Jugendtrainern steckt eine Idee
Doch bis es soweit ist, werden sich die Sportfreunde weiterhin in der Leistungsklasse messen und wollen dabei auch ihre Vereinsidentität pflegen. Denn die sei viel wichtiger als die Frage nach der Spielklasse.
„Unser größtes Potenzial lag immer darin, dass wir auf unsere eigenen Jungs setzen. Damit meine ich nicht nur, dass Spieler aus der U19 den Sprung in den Seniorenbereich schaffen, sondern auch, dass im Trainerteam der Jugendmannschaften Spieler aus dem Seniorenbereich arbeiten“, sagt Kraushaar und nennt Steffen Köfler bei der A-Jugend oder Jakob Heufken bei der B-Jugend als Beispiele. So würde man sich im Klub untereinander kennen und die erste Mannschaft sei kein „Verein im Verein“, wie es Kraushaar ausdrückt.
U17-Juniorinnen werden nicht gemeldet
Im Mädchenbereichkönnen die SF Niederwenigern in der kommenden Saison indes nur eine U15 melden. Für die U17 gab es nicht genügend Spielerinnen.
„Wir haben versucht, eine Spielgemeinschaft auf die Beine zu stellen. Das ist aber leider gescheitert. Ein paar Spielerinnen haben die Möglichkeit, bei den Frauen mitzuspielen, für die anderen haben wir leider kein Angebot. Das ist super schade und traurig“, sagt Jugendleiter Mario Kraushaar. Der Verein arbeitet daran, dass die Entwicklung wieder in die andere Richtung geht.
Für den kompletten Jugendbereich hofft Kraushaar darauf, dass sich Personen melden, die Lust haben, ein Ehrenamtzu übernehmen. Interessierte können sich jederzeit melden.
Die Facebook-Gruppe zum Fußball in Hattingen und Sprockhövel gibt es hier.