Obersprockhövel. Eigentlich stecken Westfalens U17- und U19-Ligen schon in der Winterpause. Darum konnten die Teams des SC Obersprockhövel trotzdem spielen.
Es ging hin und her bei José Ferrinho, der in der vergangenen Woche weit über 100 Telefonate führte. Ferrinho ist Jugendleiter sowie Corona-Beauftragter beim SC Obersprockhövel und hatte einiges zu organisieren, damit die Jugendteams der U17 und U19 ihre Meisterschaftsspiele austragen konnten. Aber von vorne.
Schon am Montag hatte der Obersprockhöveler das Gefühl, dass etwas in der Luft liegt. „Wir warteten gespannt auf die neuen Corona-Maßnahmen und hatten Angst vor dem nächsten Lockdown im Amateurfußball.“ Tatsächlich, Dienstag erschien die neue NRW-Corona-Schutzverordnung.
Brennpunkt im Amateursport: 3G und 2G
- Land NRW erlaubt 3G im Amateursport.
- Corona: 3G sorgt für Chaos im Sport – Kommentar.
- Fußballverband schimpft über 3G.
Auf die neue Verordnung reagierte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) einen Tag später mit seinen neuen Corona-Spielregeln: Weiter ging die Saison für Senioren unter 2G-Bedingungen und den Nachwuchs unterhalb der U17 – die A- und B-Jugend-Ligen wurden vorzeitig in die Winterpause geschickt.
Fußball: U17 und U19 dürfen in Westfalen nur nach Absprache weiterspielen
Zumindest fast: Ein kleiner Passus besagt, dass Liga-Spiele bei der U17 und U19 fortgesetzt werden können, wenn sich beide Vereine explizit darauf einigen und die Partie unter 2G-Bedingungen stattfinden kann. Noch chaotischer wurde es am Donnerstag, die Rolle rückwärts folgte: 3G sei im Seniorenbereich nun doch möglich, nicht aber für den Nachwuchs.
Wenig überraschend: Vielen fehlte der Durchblick, dabei steckten die Vereine mitten in den Planungen für die anstehenden Liga-Partien, so Ferrinho. Also telefonierte Ferrinho. Über 100 Mal.
Für den SCO bedeuten die Regeln nämlich „einen Mehraufwand“, so Ferrinho. Während sie bei den Senioren einfach zu verstehen sind, kann man im Nachwuchs schnell den Überblick verlieren: Wer darf denn nun spielen? Und wieso dürfen die anderen nicht?
SCO: „Wollten einstimmig weiterspielen“
Ferrinho, die Eltern und die Spieler wollten besagten Lockdown für die U17 und U19 unbedingt verhindern. Innerhalb der Mannschaften stimmten sie ab, ob sich die Spieler vorstellen könnten, unter 2G aufzulaufen. „Eigentlich wollten alle einstimmig weiterspielen.“ War das geklärt: Von Obersprockhöveler Seite aus konnten die Spiele beim SC Wengern (U19) und gegen den Kirchhörder SC (U17) stattfinden. Mussten nur noch die Gegner mit ins Boot geholt werden.
Es folgten die Telefonate mit den SCW- und KSC-Verantwortlichen. Beide wollten ebenfalls von dem Sonderpassus in den FLVW-Regeln Gebrauch machen.
Wer glaubt, dass die Organisation damit abgeschlossen war, liegt falsch. Der SCO fertigte Excel-Listen an. Die U17- und U19-Trainer trugen den 2G-Status, geimpft oder genesen, ihrer Jugendspieler ein. Diese mussten ihre Nachweise vorzeigen. Die Gegner des SCO machten es genau so. Kontrolliert wurde 2G am Wochenende von Eltern, die vor den Toren der Sportplätze standen und stichprobenartig die Nachweise überprüften.
SC Obersprockhövel: Remis und Niederlage
Samstag, 11.30 Uhr, der Ball rollt endlich. Die A-Jugend des SCO teilt sich nach 90 Minuten in Wengern die Punkte. Ein 3:3, das „in Ordnung geht“, berichtet Ferrinho. Allerdings ein hitziges Remis. Eine Rote Karte gibt es für Verteidiger Konstantin Ruhrmann. Niemand auf dem Platz hat die Karte verstanden, so Ferrinho. Dabei mögen sich beide Teams eigentlich.
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Einen Tag später verliert die U17 des SCO mit 1:3. „Wir haben die Chancen nicht genutzt und sind dann ausgekontert worden“, haderte Ferrinho. „Wir brauchen in der Liga eigentlich jeden Punkt.“
Nach dem Spiel ärgert sich die Mannschaft über die Chancenausbeute, freut sich aber gleichzeitig, „dass sie überhaupt spielen kann“. Der SCO und Kirchhörde waren die einzigen U17-Bezirksligisten, die diesen ganzen Aufwand auf sich nahmen – alle anderen Partien fielen am Wochenende aus.