Hattingen. Nach dem Spiel gegen Mönchengladbach gehen die Sportfreunde Niederwenigern als Favorit in den Niederrheinpokal. Eine kommentierende Analyse.

So richtig viele Informationen bietet allein die Tabelle den Sportfreunden Niederwenigern vor dem Niederrheinpokal-Spiel bei Germania Wuppertal am morgigen Donnerstag (Anstoß Am Freudenberg in Wuppertal um 20 Uhr) nicht.

Der Bezirksligist hat in seiner Liga nach fünf Spieltagen acht Punkte gesammelt, weist dabei ein Torverhältnis von 8:6 auf und steht mit Position sechs im Niemandsland der Tabelle. „Sie spielen aber ja mit ein paar Essenern in der Liga wie dem SC Werden-Heidhausen. Da haben wir uns ein paar Informationen geholt“, sagt Sportfreunde-Trainer Marcel Kraushaar.

Sportfreunde Niederwenigern muss gerade eine hohe Belastung verkraften

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Von Biene Hagel, Walter Fischer, Bastian Haumann, Rainer Raffalski

Bei allem sportlichen Ehrgeiz, ist ihm die Ansetzung so früh in der Saison unter der Woche aber ein Dorn im Auge. „Ich finde es nicht so gut, weil wir aktuell schon eine sehr hohe Belastung haben und weil der eine oder andere Spieler ausfällt“, so Kraushaar.

Gemeint sind damit unter anderem Damian Peterburs, Jan Adolphs, Paul Beyer und Frederick Gipper. „Sie sind alle keine Option für Donnerstag. Zudem hat der eine oder andere Wehwehchen nach der Partie am Wochenende. Aber wir freuen uns natürlich trotzdem, im Niederrheinpokal teilnehmen zu können. Wir wollen ein paar Akteuren Spielpraxis geben und auch weiterkommen“, macht Kraushaar klar, dass ein Ausscheiden keine Option ist.

Gegen den 1. FC Mönchengladbach fanden die Sportfreunde teils leichte Lösungen nicht

Am vergangenen Sonntag offenbarten die Sportfreunde trotz des knappen und nicht unverdienten 2:1-Erfolges gegen den 1. FC Mönchengladbach einige Punkte, an die es anzusetzen gilt. Zu statisch war das Offensivspiel. Aus Mangel an Alternativen wurde Simon Bukowski im Sturmzentrum ab und an mit einem hohen Ball gesucht. Doch selbst wenn es der großgewachsene Offensivmann schaffte, diese Zuspiele zu verarbeiten, fehlten die nachrückenden Mittelfeldakteure, die über weite Strecken der Partie zu wenig Mut zeigten.

Lediglich Dominik Enz fasste sich das eine oder andere Mal ein Herz und marschierte, nachdem er den heranstürmenden Gegenspieler aus Mönchengladbach umkurvt hatte, mit weiten Schritten durch die großen Lücken des gegnerischen Teams. Denn diese waren durchaus vorhanden, es musste nur das sehr aggressive, aber auch konfuse Pressing- und Anlaufverhalten der Mönchengladbacher mit einem kühlen Kopf umspielt werden.

David Moreno Gonzalez rackerte sich gegen den 1. FC Mönchengladbach ab, blieb aber glücklos.
David Moreno Gonzalez rackerte sich gegen den 1. FC Mönchengladbach ab, blieb aber glücklos. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

„Ich habe den Jungs gesagt, dass ich am Sonntag quasi zwei verschieden Mannschaften gesehen habe“, gibt auch Kraushaar in der Analyse zu, verweist aber auch auf die positiven Punkte: „In den letzten 30 Minuten haben wir vieles richtig gemacht und wesentlich besser Fußball gespielt. Besonders gut gefiel mir, dass die Jungs in der Phase, in der das Spiel hektisch wurde und Mönchengladbach auf Zeit spielte, bei sich geblieben sind und nicht aus der Haut gefahren sind. Sie haben keine langen Bälle geschlagen wie früher, sondern haben ruhig weiter in die Breite gespielt, um den Gegner zu bewegen“, lobt Kraushaar.

Drei Punkte, die den Sportfreunden Niederwenigern Mut machen können

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Genau diese Ruhe ist einer von drei Punkten aus der Partie, die Niederwenigern Mut machen kann. Nicht nur die Akteure auf dem Feld, sondern auch der Großteil des Publikums behielt die Nerven und verunsicherte die um Struktur, Ideen und Energie bemühte Mannschaft auf dem Feld nicht noch zusätzlich – ein Aspekt, der noch wichtig sein wird in den kommenden schweren Oberliga-Partien.

Punkt zwei sind die Spezialisten im Kader. Als sich David Moreno Gonzales und der gerade offensiv stärker gewordene Jason-Lee Gerhardt den Tank leergerannt hatten, reagierte Kraushaar mit Yo Kinoshita und Paul Schütte. Zwei völlig unterschiedliche Spielertypen, die aber beide entscheidenden Anteil am Sieg hatten. Während Schütte nicht nur mit dem späten 2:1-Siegtreffer überzeugte, sondern auch mit viel Wucht und Präsenz die Linie rauf und runter rannte, so die Mannschaft mitriss und mit seinem Mut, einfach mal abzuziehen Zeichen setzte, war Kinoshita als kleiner Filigran-Dribbler wichtig. Immer wieder löste er enge Situationen durch schnelle Bewegungen, die in dieser Form nicht mit legalen Mitteln zu verteidigen waren. Es war kein Zufall, dass er die Vorlage zum immer stärker werdenden Marc Rapka vor dem 1:1 gab, nachdem er sich nach einem Pass gut aufgedreht hatte und so die gefährliche Situation erzwang.

Punkt drei ist der von Marco Reus so gehasste Begriff der Mentalität. Wenn eine Mannschaft nach nur fünf Spielen in der Saison zum zweiten Mal in der Nachspielzeit zum Ausgleich (gegen TuRu Düsseldorf) bzw. Sieg trifft, ist das kein Zufall. Die Art und Weise, wie es gegen Mönchengladbach gelang, spricht für die Intelligenz der Sportfreunde, die den Kopf bewahrten, womit wir wieder bei der Ruhe wären. Es hatte lange nur die Initialzündung gefehlt – oder Punkt zwei: die Joker.

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