Sprockhövel. Viele Sportteams treffen sich im Lockdown zum digitalen Training. Ein Besuch der letzten gemeinsamen Einheit der TSG Sprockhövel in diesem Jahr.

„Kommt, Jungs! Es ist nicht mehr lange, die letzten Sekunden“, ruft Tim Joppe aus dem Studio in das Mikrofon des Laptops hinein. Auf dem Bildschirm sieht er, wie sich die Spieler der Oberliga-Elf der TSG Sprockhövel anstrengen. Bei den Übungen, die er ihnen im Online-Fitnesstraining vorgibt. Es sind beileibe keine Übungen nur zum Warmwerden, die Fußballer kommen dabei schon gut ins Schwitzen und teilweise auch an ihre Grenzen. Doch sie ziehen es durch. Mit dabei war am Donnerstagabend auch die WAZ.

Viele Mannschaften, die sich im Lockdown nun nicht mehr zum gemeinsamen Training auf und in den Sportanlagen treffen können, sind auf eine Variante über digitale Wege umgestiegen, zumindest vorübergehend. So können sich die Sportler immerhin über einen Bildschirm per Konferenzschaltung sehen und damit auch bei den Einheiten. Die Trainer haben so zudem eine Art Kontrolle und sind beim Team, das sie entweder selbst anleiten oder – wie im Falle der TSG – anleiten lassen. Es kommt schon mal vor, dass bei einem der Konferenzteilnehmer dabei kurz die Verbindung unterbrochen wird, so wie am Donnerstagabend etwa bei Jona Niemiec. Doch schnell ist man auch wieder zugeschaltet.

Trainer der TSG Sprockhövel vertrauen Studioleiter von Körperformen

TSG-Trainer Andrius Balaika und sein Co-Trainer Yakup Göksu begleiten die Einheiten ihrer Spieler, achten dabei neben Tim Joppe auf die korrekte Ausführung der Übungen. Sonst hat der junge Sportwissenschaftler die Verantwortung bekommen. Er ist Leiter des Körperformen-Studios in Sprockhövel, was mit dem Verein kooperiert und seit dem Lockdown ohnehin für seine Mitglieder auf Online-Training umgestiegen ist. Normalerweise ist EMS-Training vor Ort im Studio angesagt. Vor dem Bildschirm werden die TSG-Spieler durch ein Ganzkörpertraining fit gemacht, mittels eigenem Körpergewicht.

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Abgesprochen werden die Einheiten nicht mit Tim Joppe. „Er hat da alle Freiheiten. Er kommt selbst aus dem Fußball und weiß, welche Bereiche trainiert werden müssen und was für einen Fußballer Sinn macht“, sagt Trainer Andrius Balaika. Joppe spielte sogar bis zur A-Jugend selbst bei der TSG, wechselte danach zum SV Herbede und war in der Westfalenliga am Ball, ehe er dann für den SC Obersprockhövel spielte, mit dem er in die Landesliga aufstieg. Über sein Studium ist er beim Talentwerk des VfL Bochum zuletzt Trainer der U9 bis U11 gewesen, bevor er im September dieses Jahres bei Körperformen anfing.

Tim Joppe hat selbst lange Zeit Fußball gespielt

„Im Fußball ist es wichtig, jede Muskelgruppe zu trainieren, speziell aber die Rumpfmuskulatur für eine Grundstabilität. Nützlich ist natürlich auch die obere Beinmuskulatur, aber auch Übungen, die zum Beispiel für den Antritt auf dem Feld wichtig sind. Daher variiere ich die Geschwindigkeit“, erklärt Joppe. Mit Übungen für die Tiefenmuskulatur arbeitet er, um die Wirbelsäule und Gelenke zu stärken. „So können wir präventiv arbeiten, um Verletzungen vorzubeugen“, sagt der Studioleiter.

Und dann motiviert er die Fußballer schon wieder, die sich bei den Übungen Mühe geben. „Stellt euch vor, es wäre noch einmal ein letzter Sprint“, ruft er zu. Und Yakup Göksu ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Und dann kommt noch die Verlängerung.“ Die Spieler haben ihre Mikrofone während der Einheit aus, schnaufen hört man daher niemanden.

Spieler der TSG Sprockhövel spüren einen deutlichen Effekt

Sie gestehen aber, dass es ein hartes Training ist, dessen Effekt nach ein paar Wochen jedoch spürbar ist: „Die erste Einheit war schon anstrengender, bei manchen Übungen sind einige nach 30 Sekunden eingebrochen, nun halten sie auch eine Minute aus“, hat beispielsweise Mittelfeld-Motor Gianluca Zentler festgestellt.

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Teilweise reizt Tim Joppe die Muskulatur bis an die Grenzen, um die Leistungssportler auf ihren Level zu halten. Dabei fangen sie erst im Stehen an, mit schnellen Skippings und durchaus zum Ende einer Übung schmerzenden Beinen. Dann geht er zur Liege-, Seit- oder Unterarmstützlage über und hält die anderen Körperpartien dabei so gut wie alle in Anspannung.

Die Gemeinschaft auf dem Platz fehlt den Fußballern sehr

Nach einer Dreiviertelstunde mit kurzen Trinkpausen ist Schluss, die Spieler sind glücklich, es wieder geschafft zu haben. „Respekt, Jungs. Auch, wenn ihr nun Urlaub habt, bleibt dran, ihr macht es für euch“, gibt Göksu ihnen noch mit auf den Weg. Sie vermissen die Einheiten im Baumhof.

„Uns fehlt die Gemeinschaft auf dem Platz. Man sieht sich hier zwar paar Mal, aber es ist nicht das Gleiche. Auf dem Platz machen wir Fitnessübungen zusammen im Kreis“, sagt Verteidiger Mert Sahin. Dennoch kämpfen sie alle wie auf dem Platz bis zum Ende.

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