Sprockhövel. Fitness-Studio-Besitzer aus Sprockhövel kritisieren Corona-Schutzbestimmungen in NRW. Warum sie derzeit einen telefonischen Ansturm erleben.

„Wenn es so weiter geht, sind wir bald insolvent und müssen unsere 16 Angestellten entlassen“, bringt Fitness-Studio-Besitzer Dennis Keilbach sein Problem auf den Punkt. Die Landesregierung hat verfügt, dass die derzeit gültige Corona-Verordnung mindestens bis zum 20. Dezember weitergeführt wird. Für Dennis und seine Ehefrau Melanie Keilbach, die insgesamt sieben Studios betreiben – unter anderem in Sprockhövel und Hattingen – bedeutet das: Die Studios bleiben vorerst zu.

„Wir arbeiten nach einem deutschlandweiten Lizenzkonzept, alle Lizenznehmer bieten exakt dieselbe Dienstleistung an“, erklärt Keilbach. „Wir machen ausschließlich Personal-Training, dabei sind im Studio zeitgleich höchstens drei Personen: Trainer plus Kunden.“ Das sei Geschäftskonzept und auch schon vor der Pandemie so gewesen, ergänzt der 40-Jährige. Und da es ein reines Termingeschäft ist, könnten sie genau sagen, wer wann in welchem Studio wie lange trainiert hat – „eine lückenlose Corona-Nachverfolgung“.

Fitness-Studio-Betreiber aus Sprockhövel kritisiert Corona-Schutzverordnung in NRW

Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus SprockhövelAndere Länder – andere Sitten? Zudem hätten sie eine hohe Summe in ein geschlossenes Hygienekonzept investiert: Trennwände installiert und spezielle Desinfektionsmittel angeschafft. „Wir Studio-Betreiber haben wie auch die Gastronomen Geld investiert, und werden nun trotzdem geschlossen.“

Dabei sei „geschlossen“ relativ, bei der Corona-Verordnung hätten Länder und Kommunen nämlich einen gewissen Interpretationsspielraum, glaubt Keilbach. „Dadurch wurden Körperformen-Lizenznehmern in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Erlaubnis zur Öffnung erteilt, vielen Betreibern in anderen Bundesländern aber nicht.“

Ennepe-Ruhr-Kreis hat die Fitness-Studio-Öffnung in Sprockhövel untersagt

Personal-Training

Die Keilbachs bieten Personal-Training für Endkunden und ganzheitliche Gesundheitsberatung für Firmenkunden an – um Krankenstände zu verringern und die Mitarbeiter-Fitness zu erhöhen. Insbesondere die Firmenberatung wird von einigen Krankenkassen unterstützt, sodass häufig bis zu 100 Prozent der Kosten von den Kassen getragen werden.

Körperformen ist ein Lizenzkonzept, deutschlandweit gibt es 242 Anbieter. Die Keilbachs betreuen sieben Gesundheitseinrichtungen, sechs im Ennepe-Ruhr-Kreis, eins in Bochum-Stiepel. Beim Körperformen-Training wird zuerst ein Trainingsplan erarbeitet, die richtige Übungsdurchführung wird durch einen ausgebildeten Trainer beim 1:1 oder 1:2-Training sichergestellt. Info: Gibt’s im Internet. Kontakt: W-Mail an ; 0171/80 70 298.

Sogar innerhalb eines Bundeslandes gebe es Unterschiede, beschwert sich Keilbach: „In NRW dürfen manche öffnen, andere nicht – das wird vor Ort entschieden.“ Der EN-Kreis hat die Studio-Öffnung untersagt. „Das ist natürlich bitter für uns.“ Die Keilbachs wollten sich wehren, doch ihre Klage sei abgewiesen worden, berichtet er.

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Mittlerweile leide das Paar unter Existenzängsten. „Neben den laufenden Fixkosten in fünfstelliger Höhe haben wir unsere Mitarbeiter bis jetzt voll weiterbezahlt“, sagt Keilbach, „dafür sind wir an unser Erspartes gegangen.“ Aber mit den verringerten Einnahmen sei dies nicht mehr lange möglich.

Mancher Kunde hat durch die Pandemie finanzielle Probleme und kündigt den Vertrag

Melanie und Dennis Keilbach in ihrem Fitnessstudio in Sprockhövel.
Melanie und Dennis Keilbach in ihrem Fitnessstudio in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Manche Kunden hätten nämlich durch die Pandemie selbst finanzielle Probleme und kündigten deshalb ihre Verträge – dem gegenüber stünden keine neuen Verträge, so Keilbach. „Weil wir keine Probetrainings anbieten dürfen, gibt es auch keine neuen Mitglieder.“ Dabei seien in der Fitnessbranche insbesondere die Lockdown-Monate März, April und November für Vertragsabschlüsse relevant, klagt Keilbach.

Die Corona-Hilfen seien dabei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Keilbach: „Während des ersten Lockdowns haben wir nur einen Bruchteil von dem erhalten, was bezüglich der Förderung publik gemacht wurde – was da von der Politik kommuniziert wird, ist für uns ein Schlag ins Gesicht.“ Kürzlich wollte er einen erneuten Antrag stellen, – „dabei ist die Webseite zusammengebrochen – wohl aufgrund des Ansturms“.

Kunden stürmen Studio telefonisch und klagen über zurückkehrende Schmerzen

Einen Ansturm gibt es bei den Keilbachs auch per Telefon: „Unsere Kunden rufen an und klagen, dass die Rückenschmerzen zurückkommen.“ Die meisten kämen nämlich aufgrund solch einer Problematik zum Training, erzählt Keilbach, ohne Training kämen diese Probleme schnell zurück. „Viele können auch nicht nachvollziehen, dass sie ins Einkaufszentrum mit tausenden von Leuten dürfen – aber nicht zu zweit zu uns zum Training.“

Keilbachs bieten zwar aktuell Online-Kurse an, dies habe aber Grenzen: „Fehlhaltungen beim Training können wir online kaum korrigieren und unsere schnellen Erfolge erzielen wir vor allem durch unsere teuren Geräte, die die Kunden aber natürlich nicht zuhause haben – deshalb kann diese Art Training nur eine temporäre Lösung sein.“