Hattingen. Hermann und Helga Stumpe haben sich nach jahrelanger Tätigkeit bei den Sportfreunden Niederwenigern zurückgezogen. Wie groß ihr Einsatz war.

Helga Stumpe hätte damit gerechnet, dass ihr bei der Verabschiedung Tränen in die Augen kommen würden. Doch das passierte - zu ihrer Verwunderung - nicht. Sie und ihr Mann Hermann sind die wohl bekanntesten Urgesteine der Sportfreunde Niederwenigern. Nun haben sie sich zurückgezogen, zumindest von ihren vielen aktiven Tätigkeiten rund um den Glück Auf Sportplatz.

Es ist eine lange Zeit, die hinter ihnen liegt. Dabei haben die beiden mehrere Spielergenerationen kennengelernt. Und quasi jeder im Verein kennt die Stumpes. Weil sie einfach zum Hochbetrieb am Wochenende immer da waren. Nun werde es ruhiger. Morgens war Hermann Stumpe der Erste auf der Anlage, abends der Letzte. In den vergangenen Jahren haben er und seine Frau sich um die Platzpflege und die Betreuung des Vereinsheims gekümmert.

Die Stumpes sind keine „echten“ Wennischen

„Echte“ Wennische sind die beiden gar nicht, er stammt aus Essen-Byfang, sie aus Essen-Burgaltendorf. Über die Arbeit in Burgaltendorf haben sie sich kennen- und lieben gelernt. Der Heimatverein von Hermann Stumpe ist der SV Byfang. Über Helmut Pieper kam dann der Kontakt zu den Sportfreunden Niederwenigern zustande. Dort legte er einen Schiedsrichterschein ab und war fortan mit dem Verein im Hattinger Nordwesten verbunden. Bis heute.

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Seit 47 Jahren ist seine Helga auch mit dabei. „Wenn ich nicht mit meinem Mann mit zum Platz gefahren wäre, anfangs immer bei seinen Einsätzen als Schiri, hätte ich zuhause alleine gesessen“, sagt sie. Nun fühlen die Stumpes sich bei den Sportfreunden zuhause. Sie haben vom Verein zum Abschied eine Dauerkarte auf Lebenszeit geschenkt bekommen. Zudem von der ersten Mannschaft eine Bank für daheim und ein SFN-Trikot mit allen Spielernamen. Das hat seinen Platz gefunden.

Fester Platz bei den Heimspielen der Sportfreunde Niederwenigern

Der Platz bei den Heimspielen der Wennischen ist entweder direkt vor dem Vereinsheim oder ein Sitzplatz auf der kleinen Tribüne. Dort werden sie noch lange weiter mitfiebern. Als schönste Erlebnisse zählen die Engagierten das Aufstiegsspiel gegen den SuS Niederbonsfeld 2006 auf neutralem Platz in Kupferdreh sowie jeweils die Aufstiege in die Landes- und Oberliga auf. In all den Jahren haben die Stumpes auch viele Jugendspieler auf ihrem Weg in die eigenen Herrenmannschaften begleitet.

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Die Jugendspieler kennen sie und dürfen sie selbstverständlich auch duzen. „Darüber haben sich manche Mütter gewundert, die ihre Kinder erst ermahnt haben“, erzählt Helga Stumpe. Doch zu ihr sind in der gesamten Zeit so viele Nachwuchskicker gekommen, weil sie nach einem Sturz ein Pflaster brauchen. Und ab und zu gab’s auch mal etwas Süßes, eine Zeit lang auch für die Großeltern der Minis Kuchen während des Trainings. Das hatten sogar die eine Zeit lang in Niederwenigern untergebrachten Flüchtlingskinder ebenfalls schnell raus und gingen dafür extra mal einen „Umweg“ über den Sportplatz.

Mit den Sportfreunden Niederwenigern auf Reisen

Die Stumpes herzen alle, darin gehen sie auf, vor allem in der Arbeit mit Kindern. „Das hält einen jung“, sagt Hermann Stumpe. Er ist früher sogar regelmäßig bei Mannschaftsfahrten der A-Jugend mitgefahren. Auf internationalen Turnieren in Spanien und Ungarn hat er auf dem Platz gepfiffen. Zuletzt hat auch noch die erste Mannschaft gefragt, ob er mit ihnen nach Mallorca fliegen möchte, was der Platzhüter allerdings dankend ablehnte. Immerhin ist er vor einigen Tagen 79 Jahre alt geworden, seit 1. Mai 1964 im Verein. Seine Frau ist 67 Jahre.

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Im Verein ist man froh, dass es zwei Personen gibt, die über einen so langen Zeitraum aktiv waren. Es war klar, dass sie spätestens 2020 aufhören würden. Durch die Corona-Pandemie kam es nun schon eher dazu. „Wir haben als Verein dabei auch eine Fürsorgepflicht, da beide zur Risikogruppe gehören“, betont SFN-Geschäftsführer Ralf Kraushaar. Nun waren organisatorische Änderungen notwendig.

Ehepaar hat sehr viele Aufgaben übernommen

Denn die Stumpes haben einiges übernommen, neben der Betreuung von Platz, Schiedsrichtern oder den FSJlern auch die Getränkelieferung oder Versorgung der ersten Mannschaft mit Grillgut. „Ich habe immer Frikadellen bereitgehalten. Als mal eine gegnerische Mannschaft da war, hat sie sich beschwert, dass sie gar keine kaufen konnte“, erinnert sich Helga Stumpe. Nun ist ein neuer Platzwart engagiert, eine Firma für die Kabinenreinigung und zwei B-Jugendliche für Hilfstätigkeiten.

Diejenigen, die unter den Stumpes groß geworden sind, schätzen sie sehr. Etwa Mario Kraushaar, früher selbst in der SFN-Jugend, aktuell in der zweiten Mannschaft. „In dem Alter noch so viel zu machen und dabei so beliebt zu sein, ist nicht selbstverständlich“, sagt er.

In der Jugend ist die Familie übrigens auf dem Platz vertreten: Enkel Nico Stumpe spielt in der A-Jugend, Enkelin Lucy Herzig-Herzfeld bei den U17-Juniorinnen. So sind auch die Großeltern doch oft noch da.