Hattingen. Der Ruderer Jannik Heil aus Hattingen hat sich in jungen Jahren auf hoher Ebene präsentiert. Warum er nicht den Schritt zum Spitzensport machte.
Das Ruhrwasser am Steg des Ruderverein Blankenstein ist seit wenigen Tagen wieder leicht in Bewegung. Die Boote liegen nach den Lockerungen während der Corona-Pandemie in der Halle bereit, auch das von Jannik Heil. Seine Ambitionen hat er aber schon länger heruntergeschraubt. Dabei war er auf dem Weg zur großen Bühne.
Das Rudern entdeckte der Sportler, nachdem er zunächst die Freude am Fußballspielen verloren hatte. Bei der TSG Sprockhövel kickte er in jungen Jahren, 2009 wechselte er dann das Element. Da beide Elternteile aktiv rudern, ist Heil ohnehin seit Geburt an Mitglied im Ruderverein Blankenstein. „Den ersten richtigen Kontakt zum Rudern hatte ich aber erst 2009”, erzählt Heil. Er entwickelte Freude auf dem Wasser und zeigte sein Talent. So nahm er schon bald an Deutschen Jugendmeisterschaften teil.
2012 zum ersten Mal bei den Deutschen Jugendmeisterschaften
2012 gab’s die Premiere in Essen, Heil wurde Fünfer im Einer und Sechster im Doppel-Zweier über 1500 Meter. Als NRW-Landesmeister war der damals 16-Jährige gestartet. Ein Jahr zuvor hatte er bereits die Möglichkeit, sich auf Bundesebene mit der Konkurrenz zu messen, doch aus finanziellen Gründen konnte der RV Blankenstein nicht teilnehmen. „Da die Wettkämpfe in Braunschweig stattfanden, wäre der Aufwand groß gewesen, die Erfolgsaussichten dagegen eher nicht“, gesteht Heil. Der Grundstein für den Erfolg wurde dann ein Jahr später gelegt.
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Der Hattinger bedauerte es allerdings, dass 2013 sein Trainer Georg Hellinger aus beruflichen Gründen kürzer treten musste. Er hatte den Spaß am Rudern geweckt und Heil auf die Erfolgsspur gebracht. Er ruderte mit 16 Jahren dann bereits in der U19 mit, auf der olympischen Distanz (2000 Meter), traf auf Gegner mit mehr Erfahrung. Aufwärts ging es dann mit dem Wechsel zum TVK Essen. „Das hat mir nochmal einen Schub gegeben“, sagt Heil. Die Trainingsmöglichkeiten waren ganz andere, am Stützpunkt in Essen fühlte er sich wohl.
Jannik Heil sichert sich zwei Deutsche Titel hintereinander
Bei der ersten Deutschen Meisterschaft im Essener Doppel-Vierer sprang Platz fünf heraus. Von 2016 bis 2017 feierte der Hattinger mit dem Doppel-Vierer im Mixed dann den Titel bei der Deutschen. Im Einer erreichte er Platz vier. „Das war sehr schade, aber den Erfolg im Doppel-Vierer konnte ich mitnehmen“, so Heil, der in seiner Altersklasse ab 2015 dann in einer Rangliste geführt wurde und danach bei dem Wettkämpfen startete.
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Neue Erfahrungen sammelte er in der U23. „Die taktischen Maßnahmen dort sind sehr beeindruckend gewesen“, erinnert sich der Ruderer, der sich 2017 zudem in der Bootsklasse „Zweier ohne“ ausprobierte, aber nicht den erhofften Erfolg einfuhr. Dennoch wäre er fast ganz nah dran gewesen, an der Einladung zur U23-Nationalmannschaft. Nach der Rangliste wurden dort die besten zwölf vom Deutschen Ruderverband zu einem Auswahlrennen eingeladen, um die acht vorgesehenen Plätze im Kader auszufahren. Heil rangierte knapp dahinter, auf Platz 14.
Ein Praktikum verhindert volles Training im Boot
Durch ein Praktikum in Aachen während seines Studiums musste er sein Trainingspensum eindämmen, zudem warfen ihn Probleme am Handgelenk zurück. „Ich hätte noch weiter vorne in der Rangliste stehen müssen. Je nach Strategie, die der Ruderverband verfolgt, werden junge Sportler gefördert. Es kommt darauf an, welche Ereignisse anstehen, etwa eine Europameisterschaft oder Olympische Spiele“, erzählt Heil.
Beides war 2017 nicht der Fall. Mit 21 Jahren war Heil zudem schon einer der Älteren in der U23. Seine Prioritäten wollte er auf sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesen legen, zudem konnte er im selben Jahr einen guten Abschluss auf hohem Niveau feiern: den Titel im Doppel-Vierer bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft mit dem Team der TU Dortmund, auf der darauf folgenden Hochschule-Europameisterschaft in Serbien gab’s Bronze. „Das war ein schöner Abschluss. Mir war klar, dass ich es nicht mehr auf das ganz hohe Niveau schaffe“, gibt er zu.
Zehn Einheiten pro Woche auf dem Trainingsplan
Zehn Einheiten pro Woche legte der Ruderer ein, morgens vor der Uni ging es schon früh zum Schwimmen, später mit dem Boot aufs Wasser. Nur, wenn der Sport im Vordergrund steht, schaffen es die Aktiven bis nach ganz oben. „Mit einer Beschäftigung und einer 40-Stunden-Woche ist dies nicht vereinbar. Bei Gesprächen mit Älteren habe ich erfahren, dass es überall ähnlich ist. Beides zu vereinen ist eine ganz hohe Kunst und fast unmöglich“, weiß Heil, der sich beispielsweise damals in einem Trainingslager mit dem TVK Essen in Berlin auf seine Abiturprüfungen vorbereitet hatte.
Bis heute rudert er weiter, nimmt auch an kleineren Regatten teil. Als Ausgleich zum Studium und aus Freude am Sport. Seit Sommer 2019 ist er zu seiner alten Sportart zurückgekehrt, dem Fußball. Mit der DJK Märkisch Hattingen kickt er in der Kreisliga C.