Sprockhövel. Die Diskuswerferin Marie-Sophie Macke wechselt vom TV Wattenscheid zur SE Gevelsberg. Die Entscheidung fiel ihr schwer, die Ziele bleiben groß.

Professionelle Karriere oder mehr Freizeit? Dieser Frage musste sich die 15 Jahre alte Diskuswerferin Marie-Sophie Macke nun stellen. Und die Gesamtschülerin hat sich entschieden: sie ist vom TV Wattenscheid zurück zu ihrem Heimatverein, der SE Gevelsberg, gewechselt. Eine der besten Deutschen Nachwuchs-Diskuswerferinnen lässt die ganz großen Ambitionen, irgendwann mal bei großen internationalen Turnieren teilzunehmen, (vorerst) ruhen. Für die Leichtathletin aus Haßlinghausen war dies keine leichte Entscheidung.

Natürlich hat sich Macke den Schritt lange überlegt: Nachdem sie vor wenigen Wochen bei den Deutschen U18-Meisterschaften in Neubrandenburg mit dem verpassten Finale eine bittere Enttäuschung erlebte, reifte der Entschluss bei der Sprockhövelerin, eine Karriere im Profisport nicht weiter zu forcieren. Die Gründe für ihr Umdenken sind vielfältig: „Der Leistungsdruck wurde mir einfach zu groß. Nach den Deutschen Meisterschaften kam mein Trainer zu mir und hat mir gesagt, dass ich ja sehen würde, dass die anderen besser sind als ich“, erzählt die junge Sportlerin.

Sprockhöveler Leichtathletin wird vor Entscheidung gestellt

Auch interessant

„Mir wurde dann gesagt, dass ich mich nun entscheiden müsste. Entweder richtig angreifen oder einen anderen Weg einschlagen“, blickt sie zurück. „Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mit der Zeit den Spaß am Training etwas verloren habe. Es war sehr monoton“, so die Nachwuchs-Athletin.

Auch die Belastung beim Krafttraining beim TV Wattenscheid wurde ihr zu groß: „Teilweise war es zu viel Gewicht, was dazu geführt hat, dass es öfter zu kleineren Verletzungen kam“, erklärt sie. „Dazu kam, dass meine Trainer sich damit schwer getan haben, mich zu verstehen. Ich wollte nicht auf ein Sport-Internat, das wäre aber der nächste Schritt gewesen“, so die 15-Jährige. Mit ihrer Entscheidung gegen das Sport-Internat, was es am Olympiastützpunkt in Wattenscheid gibt, hätte Macke weiterhin vier bis fünf mal in der Woche nach Bochum zum Training fahren müssen. Und das wollte sie nicht.

Diskuswerferin macht in Wattenscheid einen großen Schritt

Auch interessant

„Ich glaube es ist der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu gehen. Trotzdem hatte ich eine unvergessliche Zeit in Wattenscheid. Es war die beste meines Lebens. Dort habe ich Leute kennengelernt, die ich nie vergessen werde. Allen voran meine Trainerin Maike Schmidt, die mich viel weiter gebracht hat“, betont die Diskuswerferin. Sie gibt zu, dass ihre Grundlage anfang beim TV 01 nicht gut gewesen sei. Dann lernte sie schnell eine gute, flüssige Drehung. Auch mental hat sie sich gesteigert. „Ich habe gelernt, an meine Ziele zu glauben und sie zu verfolgen.“ Mithilfe ihrer Trainerin schaffte sie es erst kürzlich in den erweiterten Bundeskader in ihrem Jahrgang.

Die Schülerin lernte auch, wie sie sich effektiv bei Wettkämpfen verhält, dass sie dort nicht viel mit den Konkurrentinnen spricht, sondern sich auf die eigene Leistung konzentriert, auf den nächsten Versuch. „Ich habe gelernt, Ruhe zu bewahren, wenn es mal nicht so läuft“, erzählt die Athletin. Das alles hat sie einen großen Schritt weiter gebracht, der Trainingsplan und die Betreuung ihrer Trainerin, die nicht mit dem Wechsel rechnete.

Trainerin ist von Mackes Wechsel überrascht

Auch interessant

„Natürlich kam die Entscheidung, keinen Leistungssport mehr zu machen, für mich sehr überraschend. Ich persönlich finde es sehr schade, da ich Marie für sehr talentiert halte und sie immer gerne in meiner Trainingsgruppe trainiert habe“, sagt Maike Schmidt. Im Sommer hatte sie noch lange mit ihrer Athletin gesprochen und die Ziele für die Saison festgelegt. „Daraufhin habe ich einen individuellen Trainingsplan für Marie geschrieben“, erzählt die Trainerin. Sie wünsche Macke allerdings nur das Beste für ihren Weg, egal ob sportlich, schulisch oder persönlich.

Die Wege haben sich nun getrennt. Die Sprockhövelerin glaubt aber nicht, dass sie sich möglicherweise verschlechtern könnte. Ihr Trainer in Gevelsberg, Wulf-Dieter Scheer, ist ehemaliger Zehnkämpfer und habe viel Wissen. Die Trainingsgruppe sei zwar kleiner, aber dafür die Betreuung des Einzelnen intensiver Und Macke denkt, dass sie sich weiterhin für große Turniere qualifizieren kann. Ihr Ziel ist es, den Diskus 45 Meter weit zu werfen, was sie nicht für unmöglich hält.

In Gevelsberg freut sich Macke auch auf Mehrkampftraining

Trotz der aktuellen Situation, der Coronakrise, blickt sie optimistisch in die Zukunft: „Es ist natürlich nicht optimal, dass viele Vorbereitungsturniere auf die Deutschen Meisterschaften im Sommer ausfallen. Ich werde mich jetzt so gut es geht zu Hause fit halten, aber damit müssen ja auch meine Konkurrentinnen klar kommen.“ Sie wurde in Gevelsberg gut aufgenommen und freut sich, dort neben dem Diskus auch wieder das Training für den Mehrkampf mitzumachen.