Sprockhövel. Paul Fichtel hat nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Fußball begonnen. Damals hatten die Spieler nicht viel. Heute ist er selten noch am Platz.
Seit nunmehr 75 Jahren ist Paul Fichtel Mitglied des TuS Hasslinghausen. Inzwischen ist er Ehrenmitglied des Vereins und blickt zurück auf eine bewegende Zeit.
Der bald 92-Jährige begann mit Fußball nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Alter von 16 Jahren in der Vereinsjugend. Damals wurde er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft freigelassen und kam durch Arbeitskollegen in Kontakt mit dem TuS Hasslinghausen. „Es war damals keine einfache Zeit“, erinnert sich Fichtel. In seiner Mannschaft hatte kaum jemand Fußballschuhe und auch Trikots waren Mangelware.
Vorrangig in der zweiten Mannschaft des TuS Hasslinghausen
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„Als der damalige Sponsor Walter Stock einen Satz Trikots gesponsert hat, das war eine Sensation“, erklärt Fichtel. Er durchlief alle Mannschaften der Hasslinghäuser, spielte vorrangig mit der zweiten Mannschaft in der Kreisklasse, sprang aber auch hier und da in der ersten Mannschaft ein. „Aber ich war kein Stammspieler“, sagt Fichtel. In der zweiten Mannschaft hingegen war er als Mittelläufer und Kapitän eine feste Größe und genoss Ansehen. Nach seiner aktiven Zeit war Fichtel dann auch über ein Jahr im Vorstand des Vereins tätig.
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Heute erinnert sich der 91-Jährige gerne an die Zeit nach dem Krieg. „Ich denke oft daran zurück. Auch weil ich aus der alten A-Jugend der einzige bin, der noch am Leben ist“, sagt Fichtel. „Es waren arme Jahre, aber eine tolle Zeit“, erinnert er sich. „Wir hatten nichts. Dadurch hatten wir einen ganz anderen Zusammenhalt in der Mannschaft. Da ist einer für den anderen durchs Feuer gegangen“, so Fichtel, der heute eine klare Veränderung wahrnimmt. „Heute sind die Spieler alle satt, weil sie alles haben“, so der Sprockhöveler. Gerne erinnert er sich zurück an die Spieltage, an denen nach dem Spiel kein Spieler nach Hause ging. „Wir haben einfach Zeit miteinander verbracht.“
Erinnerung an einen Überfall auf das Sommerfest
An die ersten Sommerfeste des TuS denkt der frühere Fußballer gerne zurück. „Die gingen dann bis in die Nacht“, erzählt das langjährige Mitglied. Auch an einen gewalttätigen Überfall zweier Räuber auf das Fest und die gesamten Verkaufseinnahmen erinnert er sich noch. „Das war eben eine andere Zeit. Jeder wollte sich bereichern“, so der Sportskamerad.
In den 75 Jahren Mitgliedschaft dachte Fichtel nie daran, den Verein zu verlassen. „Ich war immer mit Leib und Seele dabei und es war damals auch nicht so, dass viele den Verein gewechselt haben. Und diejenigen, die das getan haben, kamen irgendwann zurück“, weiß Fichtel. Heute nimmt er nicht mehr an Versammlungen teil, ist aber immer noch gerngesehener Gast bei den Spielen der ersten Mannschaft. „Manchmal rufen sie mich an und fahren mich zum Sportplatz. Dann schaue ich mir das Spiel an. Es hängt aber vom Wetter ab und es muss schon ein Topspiel sein“, scherzt Fichtel. „Aber ich freue mich immer, wenn sie anrufen.“