Sprockhövel. Verein leistet aktuell die erfolgreichste Jugendarbeit im Fußballkreis Hagen. Der Triumph hat aber auch Schattenseiten und sorgt für Unmut.
Die Jugend der TSG Sprockhövel hat zuletzt auf sich aufmerksam gemacht. Die B-Jugend ist nach dem Aufstieg in die Westfalenliga gut unterwegs, auch die A-Jugend spielt in der zweithöchsten Klasse – wenn auch um den Klassenerhalt. Beide Mannschaften haben wie die C-Jugend den Kreispokal gewonnen. Doch der Weg dorthin ist für die Spieler und Verein nicht immer einfach. Einige Spieler schaffen es nicht auf dieses Niveau, der Verein steht manchmal vor einem Dilemma.
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Die TSG möchte niemanden vor den Kopf stoßen, aber auch ehrlich mit den Spielern umgehen. Die Wege trennen sich daher mitunter, manchmal für immer, manchmal führen sie später wieder zusammen. „Das sind Schwierigkeiten, die wir in einem Dorfverein haben, der im Leistungsfußball unterwegs ist. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, niemanden abzuweisen“, erklärt Patrick Rohde aus dem Jugendvorstand, der interimsweise die A-Jugend Mitte Dezember von Jens Grote übernommen hatte. In dieser Jugend spielen talentierte Kicker, die langfristig in der Oberliga-Mannschaft helfen sollen.
Große Zufriedenheit im unteren Jugendbereich
„Im Grundsektor, den Minis und der F-Jugend, besteht große Zufriedenheit im Verein“, sagt Rohde, der bis zuletzt für die jungen Altersklassen als Koordinator fungierte. Danach würden bereits erste Diskrepanzen beginnen. „Es gibt Eltern, die der Meinung sind, dass ihr Kind immer spielen muss“, so Rohde. Der Verein möchte einerseits seine Trainer effektiv ausbilden, andererseits sollen die Kinder Spaß am Fußball haben. Dies sei schwierig. Der soziale Auftrag werde erfüllt, vor allem in den unteren Klassen, wo die TSG gut mit vier E-Jugenden und zwei F-Jugenden gut aufgestellt ist. Doch danach trennt sich – nicht nur bei der TSG – oft die Spreu vom Weizen. Das kann für Diskussionen mit Eltern sorgen und auch die Kinder sind zum Teil unzufrieden, wenn sie, wie Rohde es beschreibt, „dem Fußball nicht so nah sind“.
In Sprockhövel haben die Verantwortlichen zwar den Dorffußball im Sinn und wollen nicht aussortieren. Bei den Trainern möchte die TSG auf Konstanz setzen. Junge Trainer, die gut ausgebildet, aber durch ihren beruflichen Werdegang vielleicht nur kurze Zeit verfügbar sind, seien für die Entwicklung des Nachwuchses möglicherweise ein Nachteil. Ebenso wie Väter, die eine Mannschaft trainieren, in der ihr Kind spielt, aber vielleicht nicht auf Dauer. Am Ende sind beide weg.
Rohde: Einstellung mancher Spieler ist bedenklich
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Manche Spieler bringen nicht die erforderlichen Qualitäten für den Leistungsfußball, der ab dem Altjahrgang in der D-Jugend beginnt, mit. Das Angebot, in einer zweiten Mannschaft zu spielen, würden viele Jugendliche laut Rohde ausschlagen und wechseln den Verein (auch in eine tiefere Liga) oder beenden ihre Fußball-Laufbahn. Manchmal kommen sie später zurück, spielen aber womöglich dann auch nur in der zweiten Mannschaft.
Sieben Jugendturniere
Die TSG Sprockhövel richtet eine Woche nach dem WAZ-Pokal mehrere Turniere in der Glückaufhalle aus.
Dieses Mal ist die Jugend am Ball. Ab dem 2. Januar bis zum 5. Januar werden sieben Turniere ausgetragen, von Mini-Kicker bis zu den C-Junioren. Die TSG hat aktuell insgesamt rund 200 Jugendfußballer.
Rohde hat den Absprung der Jugendspieler oft in den Altersklassen der U13 und U15 beobachtet. „Die Kinder fühlen sich herabgesetzt, wenn ihnen die zweite Mannschaft angeboten wird. Sie setzen sich dann lieber auf die Bank, um dazuzugehören, statt zu spielen. Diese Einstellung finde ich in dem Alter bedenklich. Das Umfeld spielt dabei eine Rolle.“ Es gehe Jugendlichen teilweise darum, eigenen Profit und Mehrwert aus dem Fußball herauszuschlagen, statt für die Mannschaft bereitzustehen.
TSG Sprockhövel such Lösung zwischen Gratwanderung
Würde allein das Kriterium Leistung im Vordergrund stehen, wie bei den großen Nachwuchsleistungszentren, würde das dem eigentlichen Vereinsleben schaden. Das Kriterium des Spaßes und der Ortsverbundenheit würde für den Leistungsbereich nicht ausreichen. Eine Lösung zwischen beiden Bereichen sucht die TSG noch.
Beim aktuellen Erfolg helfe nach Ansicht von Rohde der Name des Verein und auch die der Trainer, um Nachwuchs anzuziehen. „Es muss das Ziel sein, einer der besten Ausbildungsvereine im Kreis zu bleiben“, betont Rohde und fügt an: „Wir konkurrieren mit Vereinen, die im Jugendbereich einen viel höheren Etat haben als wir.“ So müsse auch in diese Richtung gedacht werden, Finanzquellen gefunden werden, um über Sponsoren etwa jeder Mannschaft einen Trikotsatz zu bezahlen.
Fußball auf höchster Jugendebene nicht zu stemmen
Und auf höchster Ebene hat ein kleiner Verein strukturelle Probleme, mitzuhalten. Das hat Rode im Bundesligajahr mit der A-Jugend (Saison 2015/16) erlebt. „Das ist für uns als Verein eigentlich nicht zu stemmen.“