Sprockhövel. „Ich hatte richtig Gänsehaut“, sagt der Spieler der TSG über das Debüt seines Bruders. Bald will er zumindest in einer Sache mit ihm gleichziehen.

Es ist die 72. Minute als sich Christopher „Jimmy“ Antwi-Adjei an der Seitenlinie für einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere bereit macht. Und wenige Sekunden später ist es dann auch soweit. Der 25-jährige Fußballer gibt im Trikot Ghanas sein Nationalmannschaftsdebüt gegen Sao Tomé und Principe. Auch für seinen Zwillingsbruder Christian, der, wie Jimmy bis 2017, bei der TSG Sprockhövel spielt, ein ganz besonderer Moment.


Im Interview spricht er über den ersten Einsatz seines Bruders, seine Ziele mit der TSG und eine längst überfällige Reise.

Herr Antwi-Adjei, wie haben Sie das Nationalmannschafts-Debüt ihres Bruders verfolgt?

Christian Antwi-Adjei: Ich habe es per Livestream gesehen. Da war ich gerade bei der Arbeit und konnte leider nicht zusammen mit meiner Familie schauen. Kurz gab es Verwirrung, weil zunächst nicht in der Kaderliste aufgetaucht ist, er stand aber drauf. Als er dann in der 72. Minute eingewechselt wurde, hatte ich richtig Gänsehaut. Selbst jetzt, wenn ich mich daran erinner. Sensationell.

Trugen beide schon das Trikot der TSG Sprockhövel: Christian Antwi-Adjei (l.) ist stolz auf seinen Zwillingsbruder Christopher, auch Jimmy genannt, der sein Debüt für die ghanaische Nationalelf gegeben hat.ll.
Trugen beide schon das Trikot der TSG Sprockhövel: Christian Antwi-Adjei (l.) ist stolz auf seinen Zwillingsbruder Christopher, auch Jimmy genannt, der sein Debüt für die ghanaische Nationalelf gegeben hat.ll. © Unbekannt | Antwi-Adjej

Welchen Eindruck hat er auf Sie beim 1:0-Sieg Ghanas gemacht?

Er schien überhaupt nicht nervös und hat meiner Meinung nach ein richtig gutes Spiel gezeigt und sich auch einige gute Chancen herausgearbeitet.

Hatten Sie schon Kontakt nach der Partie?

Ja, wir haben schon telefoniert und er hat ganz begeistert von seinem Debüt erzählt. Er hofft jetzt natürlich, dass er gegen Sudan im August wieder nominiert wird.

Hat er ein Trikot mitgebracht?

(lacht) Das hoffe ich doch! Aber das erste Nationaltrikot, das behält man selbst.


Ihr Bruder hat in den vergangenen drei Jahren einen Raketenstart hingelegt. Bis 2017 spielte er noch bei der TSG Sprockhövel in der Oberliga, wurde dann Profi beim SC Paderborn und ist jetzt Nationalspieler für Ghana. Sind Sie manchmal ein bisschen traurig oder neidisch, dass Sie nicht das gleiche erleben?

Nein, was wäre ich denn dann für ein Bruder?! Ich freue mich einfach sehr für ihn. Es ist unglaublich, was er jetzt geschafft hat. Er hat hart gearbeitet und wird auch weiterhin hart arbeiten. Er ist ein richtig bodenständiger Typ und wird das auch bleiben.


Wie sieht es mit Ihrer eigenen Karriere aus?

Klar, im Fußball kann alles passieren, aber man muss auch realistisch sein. Ich war viel verletzt in meiner Laufbahn. Kreuzbandriss, Fußbruch, Meniskusanriss… Ich bin inzwischen 25 und arbeite hauptberuflich als Industriekaufmann. Aber trotzdem möchte ich bei der TSG natürlich meinen besten Fußball zeigen.

Wie läuft die Saison für Sie momentan?

Das letzte Spiel habe ich leider wieder wegen einer kleinen Verletzung verpasst. Aber ich hoffe, dass ich dann in zwei Wochen gegen Ennepetal wieder spielen kann.

Wann sehen Sie Ihren Bruder das nächste Mal?

Am Freitag im Stadion, wenn er mit dem SC Paderborn gegen Borussia Dortmund spielt. Ich versuche, ihn möglichst oft im Stadion zu unterstützen.

Wären Sie gerne mit Ihrem Bruder nach Ghana gereist?


Ja, auf jeden Fall. Er hat dort auch die Zwillingsschwester unserer Mutter getroffen. Das letzte Mal waren wir vor 19 Jahren dort. Das ist eine sehr lange Zeit. Aber später ging es nicht mehr so einfach. Wir haben viel Fußball gespielt, in den Ferien immer die Vorbereitungen mitgemacht und mussten natürlich zur Schule. Aber ich habe mir fest vorgenommen, im März nächsten Jahres auch endlich mal wieder nach Ghana zu fliegen.