Paderborn. Bundesliga-Schlusslicht SC Paderborn hat gegen Rekordmeister Bayern München knapp mit 2:3 (0:1) verloren. In der zweiten Halbzeit spielten die Ostwestfalen stark auf.
Paderborns Trainer Steffen Baumgart zog einen interessanten Vergleich, um die Kräfteverhältnisse zwischen den Ostwestfalen und dem FC Bayern München zu beschreiben: „Am Samstag spielt Christopher Antwi-Adjei gegen Benjamin Pavard. Der eine kommt von Sprockhövel aus der Regionalliga, der andere ist Weltmeister“, hatte Baumgart im Interview mit dieser Redaktion gesagt. Es war das Duell der größtmöglichen Gegensätze in der Fußball-Bundesliga. Paderborn tat am Samstagnachmittag vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Benteler-Arena alles dafür, um die Fußballwelt in Deutschland auf den Kopf zu stellen. Der große Außenseiter bot ein mitreißendes Spiel und schnupperte an einer Sensation. Zum Ende hin kopflose Bayern gewannen denkbar knapp mit 3:2 (1:0) und eroberten damit die Tabellenführung zurück. Paderborn ist Letzter und muss seinen ersten Sieg in den kommenden Wochen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte holen. Mit dieser Leistung sollte das auch bald klappen.
Obwohl der Aufsteiger in Berlin die vierte Niederlage im fünften Spiel kassierte, änderte Baumgart seine Mannschaft nur auf einer Position. Der 20-jährige Luca Kilian, der im Sommer aus der Regionalliga-Mannschaft des BVB kam, begann in der Viererkette für Christian Strohdiek. Kilian und seinen Kollegen stand die geballte Star-Power der Bayern gegenüber. In der offensiven Dreierreihe hinter Stürmerstar Robert Lewandowski agierten Kingsley Coman, Philippe Coutinho und Nationalspieler Serge Gnabry.
Lewandowski schießt Ball am leeren Tor vorbei
Mit diesem prominenten Quartett war der Underdog vor allem in der Anfangsphase des Spiels hoffnungslos überfordert. Die Bayern erspielten sich Chancen im Minutentakt, vergaben diese zum Teil kläglich. Für große Verwunderung sorgte Lewandowski in der 7. Spielminute. Der Pole, der sich seit Saisonbeginn in einer blendenden Verfassung präsentiert, schoss den Ball nach Vorlage von Gnabry aus wenigen Metern freistehend am leeren Tor vorbei. Diese Szene wird Bestandteil des einen oder anderen Saisonrückblicks sein.
Besser machte es Gnabry nach 15 Minuten. Einen genialen Lupfer Coutinhos nahm der Flügelspieler auf und schob das Spielgerät an Jannik Huth vorbei zur verdienten 1:0-Führung. Wenn der Meister das Tempo erhöhte, lief der Gastgeber nur noch hinterher. Doch das störte die Fans des Aufsteigers nicht. Die Anhänger feierten ihre Mannschaft auch in dieser schweren Phase. Sie genossen dieses Highlight gegen eines der besten Teams der Welt. Das hatte sich die Mannschaft mit ihrem sensationellen Doppel-Aufstieg auch verdient.
Bayern-Trainer Kovac wechselt Thiago zur Pause aus
Mangelnde Konzentration der Gäste hielt den SCP allerdings im Spiel. In der 24. Minute hätte Thiago mit einem unfassbaren Rückpass aus dem Mittelkreis fast den Ausgleich erzielt. Manuel Neuer konnte den Ball nicht erreichen und der Spanier hatte Glück, dass der Ball nur knapp das Tor verfehlte. Für einen insgesamt schlampigen Auftritt, mit dem er die Chefabteilung der Bayern auf der Tribüne mehrmals zur Weißglut trieb, wurde er von Trainer Niko Kovac zur Pause ausgewechselt.
Im zweiten Durchgang begann der haushohe Favorit konzentrierter. Als der geniale Coutinho nach 55 Minuten auf Vorlage von Gnabry zum 2:0 traf, schien es eine klare Angelegenheit zu werden. Doch die Paderborner spielten weiter mutig und wurden in der 68. Minute belohnt. Der eingewechselte Kai Pröger, zu Beginn der vergangenen Saison noch beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen unter Vertrag, düpierte die Bayern-Defensive um Torwart Manuel Neuer mit einer feinen Einzelleistung. Aus zwölf Metern traf der Angreifer ins linke Eck. Paderborn bejubelte den Treffer wie eine Meisterschaft. Das Selbstvertrauen war wieder da, die großen Bayern schienen verwundbar zu sein.
Paderborns Collins trifft aus 25 Metern
Auch Robert Lewandowskis zehntes Saisontor (79.) brachte den ab der 70. Minute verunsicherten Bayern keine Ruhe. Denn nur vier Minuten später klingelte es erneut im Kasten des ehemaligen Welttorhüters Manuel Neuer. Eine zu kurze Abwehr der Bayern nach einer Ecke nutzte Jamilu Collins und drosch den Ball aus rund 25 Metern in die Maschen. Neuer sah den Schuss zu spät und war machtlos. 2:3!
Das Stadion stand Kopf und Steffen Baumgart peitschte seine Mannschaft in der Schlussphase wild gestikulierend nach vorne. Für eine Sensation reichte es aber nicht mehr.