Gladbeck. . Der 18-jährige Phil Steffens wagt den Sprung über den großen Teich. Mit einem Sportstipendium wird der Gladbecker, der am Rats sein Abi gemacht hat, an der Evelyn Mack Academy für seinen amerikanischen Highschool-Abschluss lernen. Und er wird im Team der Schule Basketball spielen, bei den Wildcats.
Kopf in den Nacken, mit Phil schnacken. Anders geht es nicht. 2,04 Meter lang ist Phil Steffens (18) – ziemlich groß für einen Durchschnitts-Gladbecker. Unter dem Basketball-Korb allerdings gibt es wesentlich längere Spieler.
Phil spielt Forward, also in der Offensive. Und das bald auf der anderen Seite des großen Teichs. Im September geht es für den Rats-Abiturienten nach Charlotte im Bundesstaat North Carolina an der US-amerikanischen Ostküste. Mit einem Sportstipendium wird er ein Jahr lang an der Evelyn Mack Academy für seinen amerikanischen Highschool-Abschluss lernen. Was ihm aber viel wichtiger ist: Er wird im Team der Schule Basketball spielen, bei den Wildcats.
"Amerika ist ein Traum von mir"
Was genau ihn in Charlotte erwartet, weiß er zwar nicht. Fest steht: Es wird kein Urlaub, denn Sport wird an amerikanischen Schulen und Universitäten äußerst professionell betrieben. So professionell, dass darüber der Unterricht für viele Sportler in den Hintergrund rückt. Drei Trainingseinheiten pro Tag sind Standard, um 6 Uhr morgens, mittags und nach der Schule. Leben wird er in einer Wohngemeinschaft mit anderen Teammitgliedern.
„Amerika ist ein Traum“, sagt Phil, der erst vor rund vier Jahren seine Leidenschaft für Basketball entdeckte. „Vorher war ich Leistungsschwimmer“, trat bei Landesmeisterschaften an. „Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Einzelsport“, erzählt er, und so stieg er beim TV Gladbeck ein. Seinen sportlichen Ehrgeiz nahm er mit, aus dem Schwimmbecken in die Sporthalle. „In Gladbeck hatte ich nur zweimal in der Woche Training, das hat mir nicht gereicht.“ Also trainierte er in seiner Freizeit weiter, wechselte bald nach Hassel und schließlich nach Wulfen, wo er zwischendurch in der ersten Herrenmannschaft mittrainierte. Zurzeit spielt er in Essen in der U19-Bundesliga. Ein Naturtalent mit einer Menge Ehrgeiz. „In der Schule war ich genau das Gegenteil“, sagt er lachend. Fürs Abi hat es trotzdem gereicht.
"Da hat auch Michael Jordan angefangen zu spielen"
Kontakt in die USA knüpfte er bei einem Trainingslager in Frankfurt am Main im vergangenen Jahr. „Ich habe dann während der Saison Spielausschnitte zu einem zehnminütigen Highlight-Video zusammengeschnitten.“ Das schickte er los – und drei Highschools zeigten Interesse. Dass er sich letztlich für Charlotte entschieden hat, liegt wohl auch an einem besonderes Faktor: „Da hat ja auch Michael Jordan angefangen zu spielen.“ Der Basketball-Superstar mit dem Spitznamen „Air“ stammt aus North Carolina und begann seine Karriere an der University of North Carolina in Chapel Hill.
Die Schule, die Phil sich ausgesucht hat, ist eine „Prep-School“, an der Schüler die Zeit zwischen Schule und College überbrücken. Für den Gladbecker eine Chance, sich auf das amerikanische System einzustellen. Wegen der Sprache macht er sich keine Sorgen: „Ich bin gut in Englisch“, sagt er, außerdem wird im Basketball ohnehin viel Englisch gesprochen, die Begriffe muss er also schon mal nicht neu lernen.
Kürzlich hat er an einem internationalen Turnier, der Summerleague, in Italien teilgenommen. Dort lernte er neben einigen amerikanischen Nachwuchsspielern auch den ehemaligen NBA-Profi Rich Laurel kennen. Der wird ihn künftig managen. Natürlich wäre es Phils größter Traum, in der höchsten amerikanischen Basketball-Liga, der NBA, zu spielen. Geschichte zu schreiben wie Dirk Nowitzki, der die Dallas Mavericks zur Meisterschaft führte. „Der ist ein übertriebenes Vorbild, den Ehrgeiz, den er hat, will man auch entwickeln.“
"Ich kann das Niveau in den USA noch gar nicht einschätzen"
Übertriebene Pläne mag der Ex-Ratsianer aber nicht machen. „Ich kann das Niveau in den USA noch gar nicht einschätzen“, ob er eine Chance haben könnte, ganz nach oben zu kommen. Erstmal wird er Praxis sammeln an der Schule, „und dann schaue ich, ob ich ein Unistipendium bekomme“.
Dabei liegt sein Fokus komplett auf dem Sport, ein Studienfach hat er sich noch nicht ausgesucht. Nur eins weiß er sicher: Auch beruflich will er mit Sport zu tun haben.
Dass Sportasse in den USA schon zu Schulzeiten wie Stars behandelt werden, weiß er – und freut sich darauf. Aufzufallen ist er gewohnt, nicht nur wegen seiner Größe. „Man versucht ja schon, dass man sich aus der Masse abhebt“, sagt er selbstbewusst. Und dafür trainiert er hart – demnächst dann dreimal täglich.