Gladbeck. Im Spitzenspiel gegen den Soester TV muss der VfL Gladbeck die Bremse des Gegners treten. Offensiv wird Felix Käsler eine wichtige Rolle zukommen

Beim Thema Quervergleiche wiegelt Sven Deffte gleich ab. „Wir gucken nicht darauf, was die eine Mannschaft gegen die andere gemacht hat. Es kommt darauf an, wie sehr die Spielweise einem liegt“, sagt der Trainer des VfL Gladbeck vor dem Oberliga-Spitzenspiel gegen den Soester TV (Freitag, 19.30 Uhr, Riesener-Sporthalle), bei dem 300 Zuschauer unter Beachtung der 3-G-Regelung zugelassen sind, das Spiel aber auch von Sportdeutschland.tv übertragen wird.

Sowohl die Gladbecker als auch die Gäste haben rein ergebnistechnisch einen perfekten Saisonstart hingelegt, stehen nach vier Spielen mit 8:0-Punkten auf Rang eins und zwei der Tabelle. Soest hat zwar neun Treffer mehr erzielt und acht weniger kassiert als der VfL, das hat für Deffte aber keinerlei Bedeutung für Samstagabend.

VfL Gladbeck erwartet eine Tempo-Mannschaft

Ebenso wenig wie der Fakt, dass Soest gerade gegen Gevelsberg einen deutlicheren Sieg (34:23) als der VfL (27:24) feierte.

„Gevelsberg hatte da glaube ich Probleme mit der offensiven Abwehr von Soest. Sie haben zwei Spieler, die körperlich robust sind, beim Rest fehlt eigentlich die Größe für eine 6:0-Abwehr. Durch ihre sehr aggressive und aktive Deckung kommen sie aber zu leichten Ballgewinnen und spielen schon seit vielen Jahren mit extrem viel Tempo. Aber es ist nicht so, dass wir in Ehrfurcht versinken. Wir wissen, was wir machen müssen, um Soest zu knacken“, analysiert Deffte.

VfL-Trainer Sven Deffte weiß, dass gegen den Soester TV eine aggressive Abwehr auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird.
VfL-Trainer Sven Deffte weiß, dass gegen den Soester TV eine aggressive Abwehr auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der VfL muss also ein wenig auf die Bremse beim Gegner treten, um die Spielkontrolle behalten zu können, denn „im Sechs gegen Sechs sind sie zu verteidigen", sagt Deffte, der bis auf Resid Derivesic aus dem Vollen schöpfen kann, genau darauf setzt und auch spielerisch einen Aufwärtstrend erkennt: „Es ist unsere Stärke, dass wir breit besetzt sind und dass immer andere einen guten Tag haben. Das war unser Vorteil in den letzten Spielen.“

Felix Käsler ist angekommen im Kreis der 100er

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Einer, der sich bei den letzten Auftritten in guter Form präsentierte, und auf den es auch im Topspiel ankommen wird, ist Rechtsaußen Felix Käsler. Gegen Gevelsberg traf er zwar nur zwei Mal, dafür lassen sich seine sechs Treffer gegen Hemer und die jeweils sieben Tore gegen Haltern-Sythen und Bommern umso mehr sehen.

Insgesamt hat der 22-jährige Management- und Economics-Student nach nur 23 Spielen für den VfL die 100-Tore-Marke geknackt. „Das wusste ich noch gar nicht“, entgegnet Käsler selbst, angesprochen auf seine beeindruckende Bilanz. „Aber ich glaube, Max Krönung ist in dieser Form uneinholbar im Team“, sagt er lachend.

Sein Selbstbewusstsein und die Wohlfühl-Atmosphäre im Team seien wichtige Punkte, die diesen Torreigen überhaupt erst möglich machen würden. „Ich bin ja auf keiner Position, auf der ich mir die Chancen selbst erarbeite. Ich lebe davon, dass andere mir den Ball anvertrauen“, zeigt sich Käsler bescheidend.

Ein Jahr lang legte Felix Käsler eine Handball-Pause ein

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Im dritten Jahr spielt er nun für die Gladbecker – auch wenn es aufgrund des Saisonabbruchs und nur einem Spiel in der vergangenen Saison erst das zweite richtige Jahr für ihn beim VfL ist. Mit gerade einmal 19 Jahren heuerte er in Gladbeck an. Dabei hatte er kurz davor sogar ein Jahr Pause eingelegt, und überlegt, dem Handball komplett den Rücken zu kehren.

„Ich hatte bei Tusem Essen meinen Vertrag gekündigt und bin für sechs Monate nach Australien gegangen. Ich hatte eigentlich gar keine Lust mehr auf Handball. Ich spielte als A-Jugendlicher in der ersten Mannschaft von Tusem. Dazu kam die Jugend-Nationalmannschaft. Da hatte ich keine wirkliche Zeit mehr für mich und habe einen richtigen Cut gemacht“, so Käsler.

In dem Moment, in dem der eine oder andere auf der Schwelle zum Profihandball noch einen Zahn zulegt, setzte Käsler andere Prioritäten und zog die private Erholung dem möglichen Profitum vor. Nach Australien kam die Lust auf Handball aber wieder, es musste allerdings mit dem Studium kombinierbar sein. Trotz Angeboten von Tusem und aus der 3. Liga entschied sich Käsler für den VfL.

Über 100 Tore später ist klar: Es war ein Glücksfall auf Rechtsaußen.

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