Gladbeck. Björn Maas, Paratriathlet des SV Gladbeck, hat gerade erst in Hamburg den DM- und davor sogar den WM-Titel gewonnen. Das ist seine Geschichte.
Er ist frisch gebackener Weltmeister und frisch gebackener Deutscher Meister. Björn Maas, aus Bottrop stammender und für den SV Gladbeck 13 startender Paratriathlet, hat in den vergangenen Tagen und Wochen gewonnen, was es nur zu gewinnen gibt. Zuletzt sicherte er sich in Hamburg den nationalen Titel.
Nach 1:27,13 Stunden erreichte Björn Maas am vergangenen Wochenende beim Hamburg Wasser World Triathlon das Ziel auf dem Rathausmarkt in der City als Schnellster der Para-Klasse PTS3. Hinter ihm lagen 750 Meter Schwimmen in der Alster, 20 Kilometer auf dem Rennrad, die durch St. Pauli führten, und 20 Kilometer Laufen. Vor ein paar Wochen hatte der 13er sogar den Para-Weltmeistertitel über die Challenge-Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 km Rad, 21,1 km Laufen) in Samorin/Slowakei gewonnen.
Björn Maas leidet an Multipler Sklerose
Wie willensstark Björn Maas ist, beweist seine Geschichte. 2016 wurde bei ihm Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Und dann war er auf dem Rad bei höherer Geschwindigkeit schwer gestürzt. Er zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Beeinträchtigungen, die er vorher verdrängt hatte, sollten nun sein Leben bestimmen. Zeit genug, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen, hatte der damals 39-Jährige unfallbedingt.
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Mehrere Monate war Björn Maas auf einen Rollstuhl angewiesen. Als man ihm in der Reha einen Gehstock anpassen wollte, weil er damit sicherer am Alltagsleben teilnehmen könne, wie ihm die Therapeuten versicherten, platzte Maas der Kragen: „Ich will wieder Sport treiben, und nun intensiver als je zuvor.“ Geholfen hat ihm schließlich ein Physiotherapeut aus Dorsten, der selbst Triathlet ist und ihn mit Übungen und Anwendungen sprichwörtlich wieder auf die Beine brachte. Was geblieben ist, sind die Folgewirkungen des Unfalls und die weiter fortschreitende MS.
Vor 2016 war Björn Maas ein Breitensportler
Vor 2016 stand Maas’ Lauf-Bestzeit über zehn Kilometer bei knapp 43 Minuten. Nicht schlecht für einen Breitensportler, zu denen der Vater einer Tochter und eines Sohnes sich zählte: „Laufen gehörte eigentlich eher zum Ausgleich zu meinem Sitzjob.“
Der SAP-Berater hat seine Trainingsumfänge inzwischen auf zehn bis 15 Stunden in der Woche erhöht, er hat sein Schwimmtraining verfeinert und sich einen professionellen Trainer für die Radeinheiten genommen. „Das Radfahren ist für mich das Gefährlichste, da ich hier bei hoher Geschwindigkeit am wenigsten Kontrolle über meinen Körper habe“, sagt Björn Maas.
Mit dem linken Bein kann er nur noch 20 % der normalen Leistung erbringen
Das Krankheitsbild bringt es mit, dass die muskulären und neurologischen Ausfälle erheblich und nicht heilbar sind. Das Mitglied des SV Gladbeck 13 berichtet: „Ich kann mit dem linken Bein nur noch 20 und mit dem rechten Bein 80 Prozent der normalen Leistung erbringen. Sieht dann schon merkwürdig aus, wenn ich laufe. Der linke Arm schlackert verkrampft und das Bein ziehe ich nach. Da hilft kein Lauf-ABC mehr.“
Maas, der sich seinen Humor bewahrt hat, legt noch drauf: „Hätte ich die Erkrankung nicht, würde ich vermutlich immer noch beim Breitensport sein und hätte nie diese Erlebnisse in Almere (wo er sich 2019 für die WM qualifiziert hat, d. Red.) und in Samorin erlebt. Schade, dass man diese Einschränkung und eine Para-Klasse haben muss, damit man richtig merkt, was man eigentlich können könnte.“
Eben mal aufs Rad schwingen kann sich Maas nicht
Auf die Frage, was das größte Problem für einen Paratriathleten ist, gibt er diese Antwort: „Kann man so nicht sagen. Jede Art und jeder Grad der Behinderung schaffen besondere Probleme. Für den Triathlon gilt erst einmal, dass man drei Disziplinen beherrschen muss und dazu noch die koordinativ anspruchsvollen Wechsel nicht unterschätzen darf. Mal eben aufs Rad schwingen ist z. B. bei mir nicht mehr möglich. Aber ich will mich nicht beklagen. Andere Menschen mit Behinderung sind ja froh, wenn sie eine dieser drei Disziplinen gut ausüben können.“
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Stört es Björn Maas eigentlich nicht, dass Zuschauer irritiert gucken, wenn er nicht wie die anderen aus dem Wasser gesprungen kommt, sondern die ersten Meter an Land auf allen Vieren krabbelt? „Sie können sich nicht in mich hineinversetzen. Müssen sie auch nicht. Aber durch die Schwerelosigkeit im Wasser würde ich sofort wieder umkippen, wenn ich versuchen würde, elegant aus dem Wasser zu laufen. Dann lieber langsam aufrichten, wenn ich komplett festen Boden unter den Füßen habe.“
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