Gladbeck. Julia Ronken ist für die Taekwondo-Europameisterschaft qualifiziert. Die Kämpferin des TSC Gladbeck hat dafür viel auf sich genommen.

Kurz nach ihrem Abitur stand Julia Ronken auf den Feldern Viersens am Niederrhein und stieß eine Kugel so weit sie konnte in den Matsch, welcher für sie ein Stück weit Heimat bedeutet.

Was für den einen oder anderen vorbeikommenden Fahrradfahrer ein wenig skurril wirken konnte, war für Ronken wichtig für den weiteren Verlauf ihrer sportlichen Karriere. Denn damals bereitete sich die heute 25-Jährige auf den anspruchsvollen Aufnahmetest an der Sporthochschule in Köln vor, an der sie später ihren Bachelor in Sportmanagement und Kommunikation ablegte und daraufhin aktuell ihren Master an der Rheinischen Fachhochschule im Fachbereich Medien macht.

Julia Ronken begann in Schiefbahn mit dem Taekwondo

Doch Köln und Viersen sind nicht die einzigen Orte, die in Ronkens Leben eine wichtige Rolle spielen. Auch Gladbeck gehört dazu. Denn Ronken ist ein absoluter Taekwondo-Profi, kämpft für den TSC Gladbeck und die Nationalmannschaft.

Ihre Reise in dieser Kampfkunst, die in Deutschland rund 55.000 Sportler in 18 Landesverbänden aktiv betreiben, hat Ronken durch ihren älteren Bruder begonnen, welcher im 11.000-Seelen-Dorf Willich-Schiefbahn auf den Taekwondo-Matten stand.

"Ich bin vorher quasi auf Pferden großgeworden und wollte zum Reiten noch etwas zusätzlich machen. Taekwondo fand ich spannend“, blickt Ronken zurück. Wenn ihr Bruder Training hatte, schaute sie oft gemeinsam mit ihrer Mutter zu. „Da stand dann ich dann draußen und habe einfach nachgemacht, was er im Training macht. So kam ich zu dem Sport. Das Reiten habe ich dann irgendwann an den Nagel gehangen“, so Ronken lachend.

Mit 15 Jahren folgte der Wechsel zum TSC Gladbeck

Viele Jahre verbrachte sie beim Taekwondo Team Schiefbahn, ehe sie 2010 eine Veränderung der Trainingsbedingungen suchte – und durch ein Zusammenspiel von vielen Faktoren wie zum Beispiel des Trainers Hacik Bozukyan in Gladbeck fündig wurde.

Selbst die 80 Kilometer lange Strecke, die Ronken und ihr Vater als Chauffeur oft bis zu fünf Tage die Woche dafür auf den Autobahnen verbrachten, schreckte die Taekwondo-Kämpferin nicht ab. Ebenso wenig wie die noch längere Fahrtzeit während ihres Bachelors an der Sporthochschule Köln.

Allein das Bewältigen dieser Entfernungen zeigt, dass Ronken eine ganz wichtige Eigenschaft besitzt, ohne die keine Sportlerin bis in die nationale und internationale Spitze vorstoßen kann: Durchhaltevermögen. Dies, gepaart mit Talent und Disziplin, brachte Ronken immer weiter nach vorne.

Deutsche Meisterin, Europameisterin der Studierenden und vieles mehr

Denn bereits kurz nach ihrem Wechsel aus Schiefbahn nach Gladbeck wurde sie mit gerade einmal 16 Jahren Deutsche Meisterin und kam darauf auch in den Nationalkader. Es folgten zahlreiche Erfolge: Deutsche Hochschulmeisterin 2015, Europameisterin der Studierenden 2015 und 2017, Teilnahme an der Universiade in Taiwan 2017, zweimal der 9. Platz bei den Europameisterschaften in olympischen Gewichtsklassen 2017 und 2019, und Gold bei den internationalen Dutch Open in Eindhoven 2020.

Der Sieg in den Niederlanden war allerdings der letzte Erfolg Ronkens, bevor die Corona-Pandemie auch das Taekwondo monatelang auf die Matte warf. Doch so langsam ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.

Ende Januar nahm Ronken an einem Lehrgang der Nationalmannschaft am Bundesstützpunkt in Nürnberg teil, am 6. Februar folgten die Nominierungskämpfe der Deutschen Taekwondo Union (DTU) für die anstehende Europameisterschaft Anfang April in Sofia.

Im K.o.-System zur Europameisterschaft

Für die Kämpferin des TSC Gladbeck eine besondere Situation. Denn „pro Land gab es pro Gewichtsklasse nur ein Ticket für die Europameisterschaft“, sagt Ronken, die in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm kämpft.

Die besten Athleten Deutschlands trafen also im K.o.-System aufeinander. Wer seinen Kampf gewann, der löste auch die Fahrkarte Richtung Sofia. „Ich glaube, dass wir alle noch mehr angespannt waren als sonst schon. Auch weil wir so lange nicht mehr gekämpft hatten und uns gegenseitig lange nicht mehr kämpfen gesehen haben. Aber sobald ich auf der Matte stehe und es wirklich losgeht, bin ich fokussiert. Ich konnte meinen Kampf gegen Madeline Folgmann für mich entscheiden“, freut sich Ronken.

Nun ist ihre erste Europameisterschaft bei den Senioren in der bulgarischen Hauptstadt Sofia das nächste Etappenziel. Das Motto ‚Dabei sein ist alles‘ genügt ihr dabei aber nicht. Ronken: „Nachdem ich die Qualifikation geschafft habe, ist mein Ziel auch eine Medaille, definitiv.“

Immerhin: Auf den Feldern Viersens muss sie diesmal vorher nicht üben.

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