Gladbeck / Kienbaum. Annika Drazek ist gut drauf – sie ist eine von neuerdings drei Gladbecker Weltcup-Hoffnungen. Die Bob-Saison wird stark von Corona beeinflusst.
Am Wochenende gab es Besuch aus der Heimat für die Gladbecker Elite-Bob-Anschieberin Annika Drazek und Trainer Heiner Preute, die aktuell ein Trainingslager im Olympischen Trainingszentrum Kienbaum (Brandenburg) absolvieren: Osteopath Thorsten Buch stößt zu Preutes Wintersport-Trainingsgruppe.
Buchs Praxis ist schon lange einer der letzten Stopps vor großen Wettkämpfen für Top-Sportlerinnen wie Drazek oder auch Schwimmerin Jessica Steiger. Preute erklärt: „Wir wollen zu diesem wichtigen Punkt der Saisonvorbereitung auch noch einmal eine professionelle medizinische bzw. osteopathische Betreuung dabeihaben.“
Dreimal Gladbeck in Brandenburg also – in Vorbereitung auf eine Bob-Saison, von der angesichts der Coronavirus-Pandemie noch niemand weiß, wie genau sie aussehen wird.
Corona: Die WM wird von Lake Placid nach Altenberg verlegt
Kurz vor Ende des zehntägigen Trainingslagers in Kienbaum gab es nämlich Neuigkeiten vom Internationalen Bobverband (IBSF): Die WM Anfang Februar 2021 wird verlegt, findet nicht in Lake Placid (USA) statt, sondern wie 2020 im sächsischen Altenberg – „zur Sicherheit und Gesundheit der Athleten“, wie das IBSF bekanntgab.
Als Begründung nannte das IBSF, dass die meisten Athletinnen und Athleten eben in Europa trainieren würde: „Unser Ziel war, das möglichst wenig Zeit in Quarantäne verbracht werden muss“, wird IBSF-Generalsekretärin Heike Groesswang zitiert,
Keine große Überraschung mehr für Heiner Preute: „Die Entscheidungen der Rodler und Skifahrer haben schon eine Richtung angezeigt.“ Die Rodel-WM in Whistler (Kanada) war bereits vor einigen Tagen abgesagt worden. Reisen im großen Tross rund um den Planeten – das ist schließlich aktuell schwer vorstellbar.
Zum sonstigen Rennkalender gab es (noch) keine Neuigkeiten. Ein abgespeckter Weltcup, der ausschließlich in Europa ausgetragen wird, ist aber gut denkbar. Aktuell sind noch acht Weltcups angesetzt, davon die ersten sechs in Europa. Dass dann wie ursprünglich geplant eine Woche nach der WM in Park City (USA) gefahren wird, ist nach der Verlegung nach Altenberg kaum vorstellbar. Das Weltcup-Finale soll im März auf der neuen Olympiabahn in Peking steigen.
Schon bevor es losgeht, gibt es aus Gladbecker Sicht einige interessante Entwicklungen. Positiver und weniger positiver Natur.
TV Gladbeck Kufe: Vizeweltmeisterin Kira Lipperheide fällt vorerst aus
Zur letzteren Kategorie gehört auf jeden Fall die Verletzung von Kira Lipperheide, die wie Preute und Drazek der Wintersportabteilung des TV Gladbeck „Kufe“ angehört. Die 20-Jährige krönte ihre erste vollständige Bob-Saison ja im Februar mit der Vize-Weltmeisterschaft als Anschieberin von Kim Kalicki. Bis sie auf die Bahn zurückkehrt, wird es aber noch dauern – sie laboriert an einer Fußverletzung.
Nach der Reha könnte Lipperheide auf einen verspäteten Saisonstart hinarbeiten, Zieltermin ist der Anschubtest im Dezember. Trotzdem könnte der TV Gladbeck doppelt im Weltcup vertreten sein: Preute hat nämlich bereits das nächste Talent in der Hinterhand.
Lena Böhmer soll und will die dritte Anschieberin des TV Gladbeck werden
Nach Drazek und Lipperheide, die beide zum deutschen Olympiakader gehören, steht auch Lena Böhmer vor dem Wechsel in den Bob. Als Leichtathletin war sie für den TV vor allem im Weitsprung erfolgreich. „Sie war schon ein paarmal in Winterberg und wir haben auch schon in Gladbeck am Anschubgerät trainiert“, erklärt Heiner Preute, „sie will es auf jeden Fall probieren.“ Böhmer würde dann zum Team der Nachwuchs-Pilotin Anna Köhler gehören.
Wie und wann Böhmer ihr erstes richtiges Rennen fahren könnte, steht allerdings noch in den Sternen – Grund ist natürlich die Corona-Pandemie.
Trainingslager in Kienbaum: Drazek ist gut drauf und hat Spaß
Hemmt diese Aussicht die Bereitschaft und Motivation zur Plackerei im Trainingslager? „Nein, aktuell ist das kein Problem – das könnte es höchstens später werden, wenn wirklich weniger oder kaum Wettkämpfe ausgetragen werden sollten.“ Bis dahin wird aber mit vollem Einsatz gearbeitet, unterbrochen fast nur von Regenerationsmaßnahmen.
„Wir machen schnelle Läufe, bewegen hohe Gewichte, machen schon viel spezifisches Training“, sind Preutes Schützlinge (in der zurzeit die Skeletonis in der Überzahl sind) über das Grundlagen-Training längst hinaus. Mittendrin die Rentforterin Annika Drazek, in den vergangenen Jahren unangefochten Deutschlands beste Anschieberin: „Annika ist fit, gut drauf und hat auch viel Spaß“, sagt Preute.
Anschubtest: Verbands-Vorgaben sorgen bei Preute für Ärger
Ergänzt durch die Betreuung durch Torsten Buch gilt es dann, im ersten Anschubtest am Sonntag auf den Punkt fit zu sein. Doch die Umstände des Anschubtests unter Pandemie-Bedingungen sorgen bei Trainer Preute für großen Ärger – aus verschiedenen Gründen.
„Mit Temperaturmessung, Masken sowie Hygiene- und Abstandsregeln haben wir es geschafft, eine Leichtathletik-Meisterschaft durchzuführen. Von uns wird jetzt aber verlangt, dass wir bei der Anreise einen negativen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 96 Stunden alt ist – aber das sagt ja nichts über den Zeitraum dazwischen aus, wenn man dann nicht in Quarantäne muss“, ärgert sich Preute. Der Test sei also überflüssig, dazu würden nicht die kompletten Kosten erstattet.
Für Sportlerinnen, die nicht zum Testtermin in Winterberg kommen können (z.B aus beruflichen Gründen), sei es dazu aktuell kaum möglich, innerhalb von 96 Stunden das Ergebnis eines privat organisierten Tests zu bekommen, davon ist unter anderem Lena Böhmer betroffen.
Das ist also nur die erste Herausforderung, vor die die Pandemie den Bob-Zirkus stellt – auch WM und Weltcup werden davon weiter stark beeinflusst.
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