Gladbeck. Ein Gladbecker Club in Gelsenkirchen – die Vorstellung fällt nicht allen leicht. Der SV Zweckel ist aber froh, nach Scholven umziehen zu können.
Seit Anfang der Woche ist jetzt bekannt, dass der SV Zweckel seine Heimspiele – so alles nach Plan läuft – bald in Gelsenkirchen austragen soll. Ein Gladbecker Club plötzlich in der Nachbarstadt zu Hause: Klingt komisch und fühlt sich für viele offensichtlich falsch an.
In der Facebook-Gruppe der Gladbecker Fußballer ist nach dem ersten WAZ-Bericht jedenfalls eine lange Diskussion entbrannt. „Schade“ – so ist der Tenor in vielen Gesprächen dazu, ob on- oder offline.
Auch wenn zwischen Zweckel und Scholven keine sichtbare Stadtgrenze vorhanden ist, spielt diese für viele offensichtlich eine große Rolle. „Kaum vorstellbar“, findet das zum Beispiel Wolfgang „Tuddy“ Ruhrländer, Sportlicher Leiter bei SuS Schwarz-Blau Gladbeck und erklärt der WAZ: „Ich sage immer: Ein Gladbecker gehört nach Gladbeck. Am besten wäre natürlich, wenn jeder Stadtteil seinen Sportplatz und seinen Verein hätte, so wie wir in Brauck.“
Beim SV Hansa herrscht noch Skepsis – bleibt ein Club auf der Strecke?
Schwarz-Blau-Vorstand Andreas Pappert dagegen meint: „Ich würde mich dem Stadtgrenzen-Denken nicht anschließen – das wichtigste ist, dass sich alle Seiten einig sind, dass allen Seiten geholfen wird.“
Das sehen zumindest die Pläne vor: die Stadt Gladbeck soll einen Kunstrasen-Neubau in finanzieren, von dem auch Hausherr SV Hansa Scholven profitieren soll – der ist aber noch skeptisch angesichts der Perspektive, bald einen großen Nachbarn auf der Anlage zu haben.
Tuddy Ruhrländer kann das als Ex-Hansa-Trainer verstehen: „Das wird sicher eine tolle Anlage für beide Vereine – aber ich befürchte einer wird auf der Strecke bleiben.“
Probleme mit dem Lärmschutz kennen sie auch in Rentfort
Als Lieblingsrivale des SV Zweckel ist der BV Rentfort bekannt – Abteilungsleiter Christian van Doorn ist zum Thema Zweckel zwiegespalten: „Eigentlich kann ich nur mein Bedauern ausdrücken – sehr schade. Vor allem die Vereine, die ihren Stadtteil im Namen tragen, sind ja stiften für diesen ja auch immer Identifikation.“
Insofern sei es – unabhängig von der Stadtgrenze – schade, dass Zweckel bald wohl nicht mehr in Zweckel spielt Van Doorn meint aber auch: „Wir wissen natürlich aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sein kann, die Anlage inmitten eines Wohnviertels zu haben. Und die Plätze waren auch nicht mehr up to date, das war für Zweckel ja ein Wettbewerbsnachteil. Die Zweckeler werden sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht haben.“
Der SV Zweckel bezieht Stellung: Umzug ist unvermeidbar
Davon ist auszugehen. Die Kombination aus kaum bespielbarem Naturrasen, Käfig und Lärmschutz sorgte wohl am Ende dafür, dass der SV Zweckel zwar wohl am liebsten natürlich im Stadtteil geblieben wäre – es für den Club unter diesen Umständen aber die beste Option ist, nach Scholven zu wechseln (was ja immer noch deutlich näher ist als eine Fahrt zum Sportpark Mottbruch oder nach Rentfort).
„Dem Vorstand ist bewusst, dass dieses Thema auch emotional geführt wird und nicht bei allen Mitgliedern auf sofortige Zustimmung trifft“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Vereins – für die Zukunft des Clubs sei der Umzug aber ohne Alternative. Mittwoch tagen die Sportausschüsse der beteiligten Städte zum Thema. Dann könnte es ganz schnell gehen mit dem Wechsel über die Stadtgrenze.
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