Gladbeck. Er ist der vorerst letzte Handballer des VfL Gladbeck gewesen, der den Sprung in den Profibereich schaffte. Das macht Michael Kintrup heutzutage.

In 106 Dritt- und Oberligaspielen für die Handballer des VfL Gladbeck hat er 605/4 Treffer erzielt. Das macht ihn zum neuntbesten Torschützen in der jüngeren Geschichte der Rot-Weißen. Nicht nur aus diesem Grund avancierte Michael Kintrup in der Riesener-Halle zum Publikumsliebling. Nachdem er 2013 beim Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten unter Vertrag stand, verließ er 2014 endgültig den VfL, um bei der HSG Nordhorn-Lingen und später bei Tusem Essen seinen Traum vom Profihandball zu leben. Uns stellte sich jetzt die Frage: Was macht eigentlich Michael Kintrup?

Michael Kintrup lebt und arbeitet mittlerweile in Hamburg

Die WAZ erreicht den inzwischen 31-Jährigen in Hamburg - im Homeoffice. „Ich arbeite für eine große Wirtschaftskanzlei und außerdem an meiner Dissertation“, berichtet Michael Kintrup. In seiner Doktorarbeit befasst er sich mit Athletenrecht. Insofern ist die Coronakrise für den Juristen auch aus wissenschaftlicher Sicht derzeit das zentrale Thema. „Ich studierte die Entwicklungen ganz genau und stehe im Austausch mit verschiedenen Athleten in Deutschland“, so Kintrup.

Michael Kintrup (re.) steht unter anderem noch regelmäßig mit Thorben Mollenhauer in Kontakt. Er sagt: „Das sind Freunde fürs Leben.“
Michael Kintrup (re.) steht unter anderem noch regelmäßig mit Thorben Mollenhauer in Kontakt. Er sagt: „Das sind Freunde fürs Leben.“ © WAZFotoPool | Gerhard Schypulla

In Hamburg fühlt er sich wohl: „Das ist eine superschöne Stadt, in der Menschen aus allen möglichen Ländern leben und arbeiten. Hamburg ist eine Weltstadt.“ Und doch gibt es etwas, das er in der Freien und Hansestadt vermisst. Was bitte? „Die Ruhrgebietsmentalität.“

Michael Kintrup spielt für den Drittligisten HG Hamburg-Barmbek

Handball hat er, bevor die Pandemie zur Aussetzung der Saison geführt hat, auch gespielt. In der Dritten Liga Nord-Ost, für die HG Hamburg-Barmbek. Längst entschieden ist: Nach der Runde 2019/2020 wird Michael Kintrup seine erfolgreiche Karriere beenden - zumindest vorläufig. Der Grund: Der Job lässt ihm nicht mehr die Zeit, um regelmäßig zu trainieren. Kintrup: „Das war ja auch schon zu Studienzeiten immer ein Drahtseilakt. Momentan habe ich wegen meiner Doktorarbeit eine 60-Prozent-Stelle. Ende 2020, Anfang 2021 ist der Wechsel in die Vollzeit geplant.“

Es ist also gut möglich, dass Michael Kintrup sein letztes Spiel bereits absolviert hat. Noch ist zwar nicht entschieden, wie es in der Dritten Liga Nord-Ost weitergeht. Ein Abbruch der Saison erscheint aber zumindest nicht unwahrscheinlich. Kintrup: „Ich würde mir natürlich einen schöneren Abschluss wünschen.“

Es besteht noch enger Kontakt zum VfL Gladbeck

Ein späteres Comeback will er indes gar nicht ausschließen: „Ich bin topfit. Und wer weiß, vielleicht helfe ich in drei, vier Jahren noch einmal irgendwo aus?“ In näherer Zukunft will der Rückraumrechte die eine oder andere neue Sportart ausprobieren. Er könnte sich vorstellen, Kampfsport zu machen, Triathlon zu versuchen oder mal einen Marathon zu laufen.

Steht Michael Kintrup eigentlich noch in Kontakt zum VfL Gladbeck? „Sogar regelmäßig“, betont er. „Vor allem mit Tim und Sven Deffte und mit Thorben Mollenhauer.“ Dieser Faden werde auch niemals abreißen. „Das“, sagt Kintrup, „sind Freunde fürs Leben.“

Kintrup sieht den VfL Gladbeck auf einem guten Weg

Und so verfolgt Michael Kintrup auch nach wie vor interessiert die Entwicklung „seines“ VfL. „Das sehr junge Team ist auf einem guten Weg“, lautet seine Analyse aus der Ferne. Sogar den einen oder anderen Neuen kennt er: „Mit Felix Käsler habe ich in Essen in der Zweiten Liga zusammengespielt, und auch Niklas Rolf ist ein Ex-Tusemer.“

Michael Kintrup (li.) am Rande eines Zweitligaspiels gegen den Bergischen HC im Trikot von Tusem Essen. Rechts: Malte Seidel.
Michael Kintrup (li.) am Rande eines Zweitligaspiels gegen den Bergischen HC im Trikot von Tusem Essen. Rechts: Malte Seidel. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Zuletzt hat Kintrup immer mal wieder die Facebookseite der VfL-Handballer besucht. Die Rot-Weißen schauen derzeit auf ihr in einer losen Serie mit Videoclips, Zeitungsartikeln oder Bildern in die Vergangenheit zurück. Dazu der Wahl-Hamburger: „Neulich habe ich mir dort unser Spiel gegen Spenge komplett angeguckt.“ Zur Erinnerung: Das fand im April 2012 statt, die Gladbecker mit Michael Kintrup im rechten Rückraum gewannen den Vergleich deutlich und feierten damit den Aufstieg in die Dritte Liga West.

Michael Kintrup denkt gerne an die Spiele in der Riesener-Halle zurück

Das sind schöne Erinnerungen. Michael Kintrup denkt vor allem gerne an die Heimspiele in Gladbeck zurück. Samstag, 19.30 Uhr, Schützenstraße. „Eine Stimmung, wie sie in der Riesener-Halle herrscht, ist nicht selbstverständlich“, sagt der 31-Jährige.

Im Gespräch mit der WAZ verspricht Kintrup, demnächst mal wieder an der Schützenstraße vorbeizuschauen. Die ehemaligen Mitspieler und Fans werden sich garantiert freuen, ihn wiederzusehen. Freunde fürs Leben, Handball ist nämlich mehr, sehr viel mehr als ein 25:23!