Gladbeck/Frankfurt. Profikicker diskutieren über Gehaltsverzicht. In den Ligen darunter gibt’s Kurzarbeitergeld. Wir haben auch darüber mit Tim Kunert gesprochen.
Was ist in dieser Zeit im Sport und nicht allein dort, in der das Coronavirus alles dominiert, eigentlich noch sicher? Spielpläne und Termine sind reine Makulatur, selbst Meisterschaften stehen zur Disposition. Und statt Prämienpoker bestimmt der gar nicht glamouröse Terminus „Gehaltsverzicht“ die Diskussion. Wie ist da die Situation abseits der Bundesliga, vor welche Herausforderung stellt die Krise Fußballer in der Grauzone zwischen Profitum und Amateurliga? Wir haben bei Timo Kunert nachgefragt, der in Gladbeck geboren wurde und in Kirchhellen aufgewachsen ist.
Timo Kunert gestaltet gerade sein Haus um
Seit Beginn dieser Saison steht Timo Kuhnert beim Südwest-Regionalligisten FSV Frankfurt unter Vertrag. Der Stammspieler der Hessen berichtet: „Wie viele andere Fußballer haben auch wir den Antrag auf Kurzarbeit gestellt, müssen je nach Familienstand mit 60 oder 67 Prozent des Gehaltes auskommen.“ Und an einen geregelten Trainingsbetrieb sei nicht zu denken. „Wir alle“, so der Spieler, der einst beim VfB Kirchhellen das Kicken gelernt hat, „haben genaue Trainings- und Fitness-Pläne erhalten, um uns daheim in Form zu halten.“
Dieser Notlage gewinnt Kunert noch eine gute Seite ab. In Nidderau, 25 Kilometer von Frankfurt entfernt, gestaltet er zusammen mit der Familie sein Haus um. „Zurzeit wohnen wir in Gießen. In der Speditionsfirma meines Schwiegervaters werde ich voraussichtlich im Außendienst auf 450-Euro-Basis ein wenig tätig werden“, verrät er der WAZ. Sein Credo: „Für ein Standbein für die Zeit nach dem Fußball zu sorgen, ist sicherlich nicht verkehrt, und nur zu Hause rumzusitzen, macht einen irre.“
Kunerts Vertrag mit dem FSV Frankfurt läuft bis 2021
Sein Vertrag beim FSV Frankfurt läuft noch bis 2021. Aktuell steht stecken Kunert und seine Mannschaft im Abstiegskampf. 28 Punkte stehen für den FSV zu Buche, damit belegen Kunert und das Team den zwölften Rang. Er betont: „Da bis zu fünf Klubs absteigen können, lautet unser Ziel Klassenerhalt.“
Der FSV Frankfurt hat übrigens das hessische Pokalfinale erreicht. Hier könnte es ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub TSV Steinbach geben. „Wenn der TSV das Halbfinale gegen Gießen gewinnt“, so der Gladbecker. So sehr sich der rechte Verteidiger auch aufs Finale freut, setzt er zurzeit andere Prioritäten: „Wichtig ist jetzt vor allem, dass wir alle die Krise gut überstehen.“
Kunert kickte einst für Schalke mit Özil, Höwedes und Fährmann
Kunert ist inzwischen 33 Jahre alt. Er kickte einst für den VfB Kirchhellen in der Jugend, wechselte danach zum FC Schalke 04 und wurde mit den Königsblauen anno 2006 Deutscher U-19-Meister. Beim 2:1-Sieg im Endspiel gegen den FC Bayern München stand er zusammen mit Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Ralf Fährmann auf dem Rasen des Hasseler Lüttinghofes.