Gladbeck. Viele Jugendliche müssen schon bei den Senioren pfeifen, obwohl sie noch nicht 18 Jahre alt sind. Darum lernt man als Schiedsrichter fürs Leben.

Ulrich Sabellek vom Kreisschiedsrichterausschuss sieht bei den Fußball-Schiedsrichtern vor allem in einer Altersklasse ein Problem: „Uns fehlen Unparteiische im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.“ Diese Tatsache habe auch direkten Einfluss auf die jüngeren Vertreter der Gilde.

„Es gibt viele Schiedsrichter, die noch keine 18 Jahre alt sind, aber trotzdem schon bei den Senioren Spiele leiten, weil Bedarf besteht“, erläutert Sabellek. Aussicht auf Besserung ist allerdings zumindest in Sicht: „Wir hatten vor drei Wochen einen Anwärterkurs. Da waren viele dabei, die über 18 sind. Von den 19 Teilnehmern haben auch 15 bestanden.“ Es sei jedoch noch immer so, dass die große Masse der Schiedsrichter in jungen Jahren anfängt - im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren.

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Es ist schwierig für den Job als Schiedsrichter zu werben

„Die meisten werden Schiedsrichter, weil es in der Schule oder in der eigenen Familie jemanden gibt, den sie kennen und das gleiche tun wollen“, berichtet Sabellek, der betont, dass es schwierig ist, Leute für die Tätigkeit als Spielleiter zu gewinnen: „Ich habe im vergangenen Jahr zur besten Sendezeit morgens um sieben Uhr ein Interview im Radio zu diesem Thema gegeben. Das haben 70.000 Menschen gehört.“

Kommt aus einer Schiedsrichter-Familie: Der 13-jährige Nico Alack pfeift sein erstes Spiel. Unterstützung bekommt er dabei von (v.l.) Bruder Pascal, Papa Olaf und Mutter Daniela. Foto: Heinrich Jung / FUNKE Foto Services
Kommt aus einer Schiedsrichter-Familie: Der 13-jährige Nico Alack pfeift sein erstes Spiel. Unterstützung bekommt er dabei von (v.l.) Bruder Pascal, Papa Olaf und Mutter Daniela. Foto: Heinrich Jung / FUNKE Foto Services

Als den 35 Teilnehmern die Frage gestellt wurde, wie sie auf den Kurs aufmerksam geworden sind, sei bei dem Radiobeitrag keine Hand hochgegangen, erzählt Sabellek und verweist beim Thema Werbung auf Henry Ford: „Er hat schon im Jahr 1930 gewusst, dass man Werbung zu 50 Prozent für umsonst macht.“

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Schiedsrichter lernen fürs Leben

Von den Vereinen wünscht er sich ein wenig mehr Unterstützung für den Nachwuchs. „Sie brauchen einen Ansprechpartner, der sich um die Ausbildung und um andere Sachen kümmert“, betont er. Als Beispiel dafür verweist er auf ein Gespräch beim Kreisschiedsrichterausschuss vor zwei Jahren: „Ein Schiedsrichter hat viermal bei seinem Verein angerufen, weil er für den Winter ein Langarmhemd haben wollte, es aber nicht bekam.“ Die Unparteiischen müssten wissen, dass da jemand ist, der ihnen bei Fragen - zum Beispiel beim Spielbericht - mit Rat und Tat zur Seite steht.

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Sabellek kann nur jedem raten sich als Schiedsrichter zu engagieren. „Das ist eine Schule fürs Leben. Du musst Situationen erkennen und direkt eine Entscheidung treffen. Das hilft bei der Persönlichkeitsentwicklung“, meint Sabellek und spricht einen weiteren Punkt an: „Wenn man sich später irgendwo bewirbt, kommt es immer gut an, wenn man ehrenamtlich tätig ist.“

Darüber hinaus ist ihm zu fehlenden Schiedsrichtern im Amateurbereich eines wichtig: „Wir geben jedem, der es machen möchte die Chance - auch denjenigen, die vielleicht nicht so gut sind. Denn nichts ist schlimmer, wenn einer der Mannschaftsbetreuer pfeifen muss.“