Der 15-jährige Jona Thiemann ist gerne Schiedsrichter, obwohl Schiris es nicht immer leicht haben. Er weiß genau, wie er auftreten muss.

Rudelbildung, Ausschreitungen, Spielabbrüche – viel zu oft bestimmen diese und ähnliche Schlagworte die Spielberichte vor allem in unteren Fußball-Ligen. Und mittendrin der Schiedsrichter, der manchmal froh sein muss, rechtzeitig die schützende Kabine erreicht zu haben. Wer tut sich einen solchen Job – ehrenamtlich – an? Jona Thiemann, 15 Jahre alt, ist einer von ihnen.

Doch der Reihe nach. „Schiedsrichter zu werden kommt für mich nicht in Frage. Eher etwas, das mit Fußball zu tun hat,“ gestand dereinst Lothar Matthäus – eine Aussage mit reichlich Luft für Missverständnisse. Wie dem auch sei: Bei Jona Thiemann war’s eher umgekehrt.

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Nach eher überschaubarer Stippvisite auf dem Kunstrasen beim BV Rentfort als aktiver Kicker stand für ihn unumstößlich fest: „Fußball ist nicht so mein Fall.“ Aber ein Spiel leiten, nicht mit dem Ball am Fuß, dafür mit der Pfeife im Mund, das konnte sich der Heisenberg-Gymnasiast sehr wohl vorstellen.

17 Fußballregeln müssen ganz fest sitzen

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Vor mehr als einem Jahr absolvierte Thiemann, der als Tennis-Spieler beim TV Feldmark seine körperliche Fitness sorgt, einen Lehrgang für Schiedsrichter. „Zeitlich passte es gut, an mehreren Abenden und an einem Wochenende wurden wir mit den 17 Fußball-Regeln vertraut gemacht.“

Der Gladbecker Schiedsdrichter Jona Thiemann.
Der Gladbecker Schiedsdrichter Jona Thiemann. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Wie entscheidet der Referee, wenn ein Spieler einen Einwurf aufs gegnerische Tor wirft und das Leder im Netz landet? Prompte Antwort: „Wenn der Torwart den Ball berührt, wird auf Tor entschieden, bei Nichtberührung erfolgt Abschlag.“ Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff, dem eins bekanntlich Werder-Stürmer Uwe Reinders den Ball aufs Tor warf, wäre die bundesweit belächelte Blamage auch mit Jona Thiemann nicht erspart geblieben.

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Verein unterstützt den jungen Schiedsrichter

Nach etwa 20-stündiger Unterrichtung kam die Abschlussprüfung, wie beim Führerschein mit einem praktischen und theoretischen Teil, die er auf Anhieb bestand. „Alle Anwärter sind durchgekommen, einige mussten allerdings in die Nachprüfung,“ so Thiemann. „Jetzt musste ich mir nur noch einen Verein suchen, ich habe natürlich den BV Rentfort gewählt.“

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Vom Verein gab es dann auch einen finanziellen Zuschuss für’s Equipment, für Schuhe, Pfeifen, Uhr, Trikot sowie rote und gelbe Karten kommt schnell ein dreistelliger Betrag zustande. Wenige Tage später stand auch schon die erste Bewährungsprobe ins Haus, die D-Jugend des VfL Grafenwald empfing den DJK-Klub Falke Gelsenkirchen.

„Ich muss Ruhe bewahren und jegliche Arroganz oder Theatralik vermeiden“

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„Ich weiß noch, dass am Ende die Hausherren die Nase vorn hatten,“ erinnert sich Jona. „Es war ein entspannter Nachmittag, zudem hat mir ein Betreuer Tipps und Hilfestellungen gegeben“ – bei den ersten Einsätzen der Jung-Schiris Standard. Dass es auch einmal sehr hektisch zugehen kann, sei normal.

„Hektik gehört dazu, wichtig ist, dass es nicht zu Ausschreitungen kommt. Ich muss als Unparteiischer nach Möglichkeit Ruhe bewahren und jegliche Arroganz oder Theatralik vermeiden,“ so sein Credo. Von großer Wichtigkeit sei auch konsequentes Handeln. „Bei grobem Foulspiel oder Tätlichkeit ziehe ich ohne Wenn und Aber die rote Karte.“

Leidenschaft für das Ehrenamt

Würde er selbst als Spielleiter körperlich angegangen, sei ein sofortiger Spielabbruch die einzig denkbare Folge. Ansonsten gelte für ihn die Maxime: „Man wird nicht Schiedsrichter in der Erwartung, ständig von allen Seiten gelobt und geschmeichelt zu werden.“ Schiri-Ikone Walter Eschweiler meinte einmal in einer TV-Talkshow, „die Leistung eines Schiedsrichters ist mit irdischen Gütern nicht zu bezahlen.“

Dieser schon theologischen Ausführung zum Trotz erhält Jona für jeden Einsatz auf roter Asche wie auf natürlichem bzw. künstlichem Rasen 16 Euro plus Erstattung der Fahrtkosten.

Ambitionen, später einmal in oberen Liga zu pfeifen, hegt der Rentforter Junge nicht. „Schule, Ausbildung bzw. Studium stehen an erster Stelle. Aber für meine persönliche Entwicklung ist es sicherlich von Vorteil, ehrenamtlich aktiv zu sein und mit klaren Entscheidungen der Verantwortung gerecht zu werden, ein Spiel in vernünftigen Bahnen bis zum Abpfiff zu leiten.“